Birdflesh - Sickness In The North

Review

Galerie mit 15 Bildern: Birdflesh - Party.San Metal Open Air 2022

Dass im Grindcore so einige Züge neben den Gleisen fahren, dürfte hinlänglich bekannt sein. Und dennoch bilden die Schweden BIRDFLESH hier eine extremere Ausnahme und sind so etwas wie der Schaustellerverein des Genres, der aller Albernheit zum Trotz musikalisch stets Qualität abliefert. Witze über Behinderte, Cover mit Kindergartenanspruch oder die Verwendung einer Blockflöte („Fat Pigs“): Das Trio aus Växjö lässt auch im sechsten Album „Sickness In The North“ ganz bewusst kein Fettnäpfchen aus. Doch auch hier gilt die gleiche Prämisse, denn musikalisch sind BIRDFLESH erneut der frisch gepresste O-Saft im Sommer.

BIRDFLESH lieben Fettnäpfchen

Nicht dass die Jungs um Gründungsmitglied Kyrk Brenner (u.a. GENERAL SURGERY) weder auf irgendeinem Vorgänger, noch auf dem aktuellen Album, das Rad neu erfunden hätten, doch mit einer gehörigen Punk-Note sowie jugendlich aber gekonnt umgesetzten feinen Ideen machen sich BIRDFLESH einen schlanken Fuß. Auffällig sind zum Beispiel diesmal die Black-Metal-Einflüsse bei „Mongolations Of Desolation“ oder „I Will Never Rot“, die ganz offensichtlich das zwinkernde Auge ins Spiel bringen, dabei aber auch einfach gut klingen.

Ansonsten spielen die Schweden im Subtyp ein dynamisches Wechselspiel zwischen den US-amerikanischen EXHUMED in der härteren Variante und den Landsmännern von DR.LIVING DEAD wenn es etwas thrashiger zu Werke gehen soll. Dazu natürlich eine satte Portion Grindcore in der Hauptnote und eine gehörige Portion Wahnsinn. Dass neben Brenner selbst auch seine Mitstreiter Tryne Krekvind und Gris Stian Røvkletil, die sich im Übrigen schon häufiger neue Pseudonyme zugelegt haben, zum Mikrophon greifen, endet auch häufiger mal in einer Art kontrolliertem Irrsinn, irgendwo zwischen hauen, beißen und kratzen.

„Sickness In The North“ ist nicht die x-te NASUM-Kopie

Doch bei all dieser Wildheit hat „Sickness In The North“ eben trotzdem noch deutlich mehr Struktur als viele andere Grindcore-Werke, vielleicht auch weil die Verwurzelung im Punk bei BIRDFLESH seit jeher ziemlich deutlich wurde. So wird auch aus diesem Album abermals ein kurzweiliger Abriss mit multiplen Einflüssen aus unterschiedlichen Spielarten, welche die Dreierkombo ganz offensichtlich zu verstehen und einzusetzen weiß. Nicht die x-te NASUM-Kopie, kein irrer Schrei nach Barney, BIRDFLESH sind einfach sie selbst, und das ist auch gut so.

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18.04.2023

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