Bipolar Architecture - Metaphysicize

Review

Es gibt Bands, die haben zwei neue Alben draußen bevor man so richtig realisiert hat, dass schon wieder vier Jahre ins Land gezogen sind. Bei BIPOLAR ARCHITECTURE ist es zumindest für den Verfasser dieser Zeilen andersrum gewesen. Obwohl die Besprechung und der Release vom Debüt „Depressionland“ gerade einmal knappe 1,5 Jahre her ist, fühlt sich die Wartezeit auf den Nachfolger deutlich länger an, als sie eigentlich war. Ein bisschen Sorge darüber, ob das Zweitwerk den extrem hohen Anforderungen des Erstlings gerecht werden kann, schwingt beim Texten dieser Review mit. Doch nun liegt „Metaphysicize“ vor und wir haben uns das zweite Album des deutsch-türkischen Kollektivs um Fronter Sarp Keski ganz genau angehört.

BIPOLAR ARCHITECTURE bauen auf ihr Debüt auf

Eröffnet wird das Album mit seinem Titelsong, der ruhig, fast schon trügerisch langsam und sanft startet. Im weiteren Verlauf baut er sich dann immer weiter auf und schwankt zwischen depressiver Schwermut und melancholischer Hoffnungslosigkeit hin und her. Das progressive Drumming im letzten Drittel erinnert mit seinen jazzigen Untertönen ein bisschen an die OPETH-Werke der Mitt-2000er.

Deutlich mehr in den Shoegaze verschwindet dann das anschließende „Disillusioned“, das nicht nur verträumte Gitarrenläufe bietet, die auch ALCEST nicht besser hinbekommen würden, sondern auch eine quälende Anspannung aufbaut, die sich aber nur in einem kurzen Ausbruch entladen darf. Ein großer Höhepunkt ist dann die erste Single des Albums, „Death Of The Architect“, die Keski in Gedenken an seinen verstorbenden Vater geschrieben hat. Die vertonten Gefühle des Verlustes werden hier spürbar wiedergegeben und gerade der lange Instrumentalpart in der zweiten Hälfte des Tracks wirkt am besten mit geschlossenen Augen und mit Kopfhörern.

Mit „Kaygi“, das auf Deutsch „Sorge“ bedeutet, findet sich zum ersten Mal ein Song in türkischer Sprache auf dem Album wieder. Zugegeben, das würde noch etwas deutlicher rüberkommen, wenn die nach wie vor ausschließlich gescreamten Lyrics etwas verständlicher wären, aber nichtsdestotrotz bringt eine Sprache, die nicht jeden Tag auf unserem Plattenteller landet immer etwas frischen Wind mit. „Alienated“ kennen aufmerksame Leserinnen und Leser bereits aus unserer Premierensektion und stellt das zweite große Highlight aus dem Album dar. Das Musikvideo zum Song sei an dieser Stelle noch einmal besonders empfohlen. Doch auch „Immor(t)al“ und das abschließende „Dysphoria“ mit seinen djentigen Einlagen wissen im späteren Verlauf der Scheibe zu überzeugen.

„Metaphysicize“ ist ein würdiger Nachfolger zum Debüt

Auch wenn „Depressionland“ alles in allem noch ein Ticken stärker in seiner Intensität und dem Songmaterial war, so haben BIPOLAR ARCHITECTURE mit dem hier vorliegenden Zweitwerk bewiesen, dass sie ihr Pulver nicht beim ersten Wurf verschossen haben. „Metaphysicize“ bietet ein weiteres Mal eine Mischung aus Post-Progressive-Black-Metal mit Shoegaze und leicht modernen Einflüssen und ist für Fans aus verschiedensten Richtungen ein Ohr zu riskieren wert.

26.01.2024

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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1 Kommentar zu Bipolar Architecture - Metaphysicize

  1. nili68 sagt:

    Guter Song, trotz des Post-Anhängsels.