Ja. Beim ersten Höreindruck ist schnell klar: BIOSCRAPE kommen -grob geschätzt- aus Südeuropa. Und bevor jetzt alle Feinde der praktischen musikalischen Denkschubladen wieder mit dem Finger auf mich zeigen: ich meine das positiv. Im Ernst. Denn allzu oft erlebt man es, dass Bands sich einer bestimmten Musikrichtung verpflichtet fühlen und sich in einem entsprechend engen Kreativkorsett unnötig selbst beschränken. Und BIOSCRAPE haben bei ihrer Gründung im Jahre 2006 garantiert kein Flipchart aufgestellt und einen Masterplan ausgeheckt, wann sie stilistisch wo stehen möchten.
Eine solch unbekümmerte Herangehensweise an die Musik beobachte ich nur selten bei Bands aus dem nördlichen Europa oder gar den USA. Das ist einerseits schade, andererseits aber auch gut.
Denn etwas chaotisch wirkt das Debüt der Italiener (Ha! Ich wusste es!) schon. Ihre Vorliebe für 90’s Thrash à la PANTERA und SEPULTURA ist ebenso unverkennbar wie die für eher moderne harte Sachen, z.B. KORN und SLIPKNOT oder MUDVAYNE. Sogar etwas industrielle FEAR FACTORY-Härte schwingt hier mit. Gegen den Sound Vorbilder gibt es prinzipiell wenig einzuwenden, nur wirken BIOSCRAPE verschiedentlich mit der angestrebten Härte überfordert.
Ungefähr so wie PANTERA, als sie meinten, auf „Vulgar Display Of Power“ einen draufsetzen zu müssen, was mit „Far Beyond Driven“ dann doch irgendwie in die Hose ging.
So geben die Männer an Gitarre und Gesang sehr ambitioniert Gas; allerdings drängt sich mir hierbei der Eindruck auf, dass hier versucht wird, mit Gewalt Härte zu erzeugen. Oder besser: man will, kann aber nicht. Was z.B. mit dem Songwriting zu begründen wäre, dass zwar groovt, allerdings nicht in der dargebotenen Geschwindigkeit.
Einzige Ausnahme stellt hier der Titel „Empty Day“ dar. Der kommt fast schon mit Jamsessioncharakter sehr entspannt aus den Boxen geblubbert und zeigt die jugendliche Verspieltheit von BIOSCRAPE.
So wirklich empfehlen kann ich den Erstling unserer Kollegen aus dem Süden nicht, allerdings hat er durchaus seinen Reiz. Zur Orientierung gibt’s deswegen einen gut gemeinten Fünfer. Und den Jungs sei geraten, dass harte Musik nicht unbedingt mit Geschwindigkeit einhergehen muss.
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