Auch mal interessant: BINGO ist eigentlich keine Band, sondern eine Art loses Kollektiv aus dem schwedischen Umeå, das mal in dieser, mal in jener Besetzung auftritt, für die zwei Teile dieses Albums (der Titel bedeutet frei übersetzt „Eine Grind-Rauferei in zwei Teilen“, womit auf die Tatsache angespielt wird, dass sich auf der Platte sowohl Aufnahmen von 2006 und von 2008 befinden) gab es aber immerhin eine halbwegs feste Besetzung mit zwei Sänger_innen, zwei Bassisten, einem Gitarristen und einem Drummer.
Das ist um so überraschender, als dass es mich nicht sonderlich gewundert hätte, wäre „Ett Grindslagsmål I 2 Delar“ tatsächlich in mehreren Besetzungen eingespielt worden. Stilistisch ist das Werk nämlich einigermaßen divers und bewegt sich zwischen fast allen dem (ursprünglichen) Grindcore verwandten Spielweisen; mal klingt es eher nach ganz, ganz frühen NAPALM DEATH, dann wiederum mehr nach schwedischen Kollegen wie NASUM oder GADGET, der Powerviolence hält Einzug, an einigen wenigen Stellen ist auch D-Beat-Einfluss zu vernehmen. Das mag nicht sehr homogen sein, aber es ist immerhin abwechslungsreich und bietet immer mal wieder eine Überraschung, was man ja auch nicht von jeder Grindcore-Band erwarten kann, die 23 Songs in nicht einmal 26 Minuten herunterholzt. Weiterhin positiv zu vermerken ist die Aufteilung in männliches und weibliches Gegrunze und Gekreische, auch hier gibt es einiges an Abwechslung – beide Mikroschänder machen zwar keine großen Sprünge, doch zumindest der weibliche Part des Sangesduos, Gerda Berglund, erinnert auf sympathische Weise an das heisere Gekreische einer jungen Candace Kucsulain (WALLS OF JERICHO), hat aber dennoch eine eigenständige Stimme und kann damit Akzente setzen. Toll.
Ansonsten bleibt nicht viel mehr zu sagen, als das, was die Bandbio auf dem Presseschreiben sagt: „‚Ett grindslagsmål i 2 delar‘ […] ist der Soundtrack zu eurer Kündigung, eure Verteidigungsrede für einen fleischfreien Lebensstil, oder, warum nicht, eine ’schnelle‘ Nachhilfestunde in politischem Aktivismus.“ Genau das ist diese Scheibe: Schnell, wütend, den Mittelfinger immer ausgestreckt – und damit nicht innovativ, nicht schön, nicht nett anzuhören (und aufgrund der oben beschriebenen Einflüsse weit davon entfernt, nach „einem Stück“ zu klingen), aber das muss ein Grindcore-Album ja auch nicht immer sein. Nicht gänzlich überzeugend, aber in seiner (Nicht-)Konzeption und seiner irgendwie rohen, unbekümmerten Ausführung durchweg sympathisch. Und eine Abrissbirne vor dem Herr’n sowieso.
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