Billy Talent - III

Review

Galerie mit 30 Bildern: Billy Talent - Crisis Of Faith Tour 2022

Es grassiert eine Seuche in der Musikbranche. Die Symptome äußern sich in anhaltendem Erfolg und steigender Aufmerksamkeit, die Infizierten werden mit der Zeit langsamer und handzahmer. Wie schon RISE AGAINST scheinen sich nun auch BILLY TALENT damit infiziert zu haben. BILLY TALENT, das Pop-Rock-Wunder Kanadas, die sich mit nur zwei Alben in die Herzen sämtlicher Teenies der Welt spielten und Konzerthallen und Clubs füllten. Wird diese Erfolgsgeschichte weitergehen? Erst einmal der Reihe nach.

Das Album, das nach den Longplayern „I“ und „II“ sinnigerweise „III“ heißt, wurde von Brendan O’Brien produziert. Der war auch für das aktuelle, selbst betitelte KILLSWITCH ENGAGE-Album zuständig und das verspricht einen dicken und erdigen Sound. Genauso verspricht der Name BILLY TALENT eine Mischung aus RED HOT CHILI PEPPERS und SYSTEM OF A DOWN, sprich eingängige Punk-Rock-Nummern mit interessanter Rhythmik. Dem ersten Höreindruck nach lösen die Kanadier dieses Versprechen auch ein.

So könnten die ersten Songs genauso gut aus dem Vorgängeralbum stammen. „Devil On My Shoulder“ dudelt mit einem bluesigen Riff aus den Boxen, der Rhythmus verleitet zum Durch-die-Gegend-springen und die Melodie ist eindimensional aber einprägsam. Auch der nächste Song bewegt sich in vertrauten Bahnen: „Rusted From The Rain“ vollbringt das Kunststück, sowohl Nervensäge als auch Ohrwurm zu sein.

Im dritten Song zeigt sich zum ersten Mal, dass sich BILLY TALENT weiterentwickeln wollen. „Saint Veronika“ ist sehr dicht und abwechslungsreich. Eine pumpende Basslinie und das treibende Schlagzeug bauen eine Spannung auf, die sich schließlich in einem mitreißenden Refrain entlädt. Ihren klar aufgeteilten Sound lockern die Jungs aber – Überraschung! – mit dezentem Einsatz von Fremdinstrumenten wie Kastagnetten oder Xylophonen auf. Für die Instrument-Puristen ist das eine echte Revolution. So verstecken sich in den einzelnen Liedern auf dem Album Flöten-, Mandolinen- und Klavier-Klänge. Die Instrumente drängen sich dabei nie auf, sondern erweitern den Sound.

Lieder mit höherem Tempo sind auf „III“ seltener geworden. Auch fröhlichere Songs wie „Red Flag“ oder „Where Is The Line“ des Vorgängeralbums fehlen komplett. Dafür trumpfen BILLY TALENT wie gewohnt auf, wenn es um Balladen geht. Das eingängige „White Sparrows“ verbreitet etwa sehr schnell eine Gänsehaut, auch wenn das Anfangsriff von CREED geklaut wurde.

Die letzten Songs des Albums reißen die Wertung dagegen etwas runter. So fehlen mir zum Schluss etwas der Biss der früheren Alben und die Songs zum Abgehen. Bezeichnend für das gesamte Album ist der Rausschmeißer „Definition of Destiny“. Der Beginn ist noch langsam, dann wird kurzzeitig das Gaspedal durchgedrückt. In der Strophe kehrt das Lied zu dem langsamen Riff aus dem Intro zurück. Der Sänger Benjamin Kowalewicz fordert den Zuhörer zum Innehalten und zum Reflektieren auf. Dieser sehr nachdenkliche und abwechslungsreiche Song ist ein konsequenter Abschluss eines Albums, das weniger durch Tempo als durch dichte und melancholische Atmosphäre auffällt.

Ich weiß nicht, ob BILLY TALENT auf diesem Album wirklich älter und reifer geworden sind. Vielleicht wollten sie ihrer Setlist auch einfach nur ein paar langsamere Songs hinzufügen, denn schnelle Nummern haben die Kanadier ja in der Vergangenheit genug geschrieben.

Warum die Jungs aus Kanada so verhasst sind, kann ich wirklich nicht nachvollziehen. BILLY TALENT haben kein Talent und biedern sich dem Mainstream an? Das trifft vielleicht auf das hartnäckige One-Hit-Wonder NICKELBACK zu, aber BILLY TALENT spielen schlicht gut hörbaren Rock. Ganz einfach. Wer die Vorgängeralben mochte, wird auch mit „III“ glücklich.

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09.07.2009

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2 Kommentare zu Billy Talent - III

  1. frankenbub sagt:

    Also ich mochte das Vorgängeralbum und finde dieses hier einfach nur schlecht. Langweilig, alles gleich, keine Power, hab ich langweilig schon erwähnt? Wobei man aber auch fairerweise sagen muss das auch BT2 bis auf die bekannten Hits nichts aussergewöhnliches zu bieten hatte.

    3/10
  2. Anonymous sagt:

    muss mich meinem vorredner anschließen. unglaublich langweiliges, vorhersehbares und belangloses album. haben BT auf "I" noch mit frischem, energiegeladenen punkrock begeistert und auf "II" noch mit sympathiebonus und ohrwurmgarantie punkten können, enntäuscht "III" auf voller linie. so viel ideenlosigkeit und kraftlosigkeit durchziehen die songs…zum gähnen. ganz schwach!

    2/10