Big Scenic Nowhere - Vision Beyond Horizon

Review

Bei einer näheren Betrachtung der Desert-Szene fällt einem schnell auf, dass gefühlt schon jeder mit jedem gespielt hat oder mindestens jeder jeden persönlich kennt. Nicht anders sieht es bei Bob Balch (FU MANCHU) und Gary Arce (YAWNING MAN) aus. Die Beziehung der beiden reicht bis in die frühen Neunziger zurück, als FU MANCHU noch in der Garage Arces ihre Proben abhielten. Nun haben die beiden Gitarristen sich endlich musikalisch zusammengetan und präsentieren als BIG SCENIC NOWHERE ihr Debüt „Vision Beyond Horizon“.

Durch die zahlreichen Vernetzungen innerhalb der Szene haben sich sehr schnell weitere bekannte Musiker gefunden, um die restlichen Posten, die für die Aufnahmen benötigt wurden, zu füllen. Schnell wurde aus der Kollaboration von Arce und Balch ein großes Desert-Supergroup-Projekt mit Nick Olivieri (MONDO GENERATOR, Ex-KYUSS, Ex-QOTSA), Per Wiberg (SPIRITUAL BEGGARS, KAMCHATKA, Ex-OPETH), Mario Lalli (FATSO JETSON, YAWNING MAN), Tony Reed (MOS GENERATOR), Bill Stinson (YAWNING MAN), Lisa Alley und Ian Graham (beide von THE WELL), Alain Johannes (THEM CROOKED VULTURES) und Thomas V. Jäger (MONOLORD).

BIG SCENIC NOWHERE sind Gras für die Ohren

Wer schon einmal auf Bob Balchs eigener Seite PlayThisRiff.com ein Tutorial von ihm angeschaut hat, weiß, welch breites Repertoire der Herr auf der Gitarre besitzt. Er nutzt dieses bei seiner Hauptband nicht vollständig aus, doch bei BIG SCENIC NOWHERE stellt er seine Vielfältigkeit unter Beweis. So beginnt das Album mit dem Opener „The Glim“ sehr gelassen und psychedelisch, doch der Nachfolger „The Paranoid“ ist ein schneller, druckvoller Aufreißer, der sich an mancher Stelle in Crossover-Gewässern bewegt.

Im weiteren Verlauf des Langspielers bleibt dennoch die psychedelisch, verrauchte Atmosphäre der Hauptträger der Musik. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Scheibe nicht abwechlungsreich ist. „The I Was Gone“ und „Shadows From The Altar“ wirken durch ihren doppelstimmigen Gesang und druckvollen Groove wie frühe QUEENS OF THE STONE AGE-Songs. „Mirror Image“ taucht mit seinem finsteren Riff stattdessen mehr in den Stoner Doom ein, und der abschließende Song „War Years“ klingt wie eine Ode an PINK FLOYD.

The Desert Lives!

Neben diesen vier starken Songs gibt es zwei Songs, die besonders herausstechen. Das sind die beiden melancholisch-psychedelischen Stücke „En Las Sombres“ und „Hidden Wall“. Ersteres ist verhalten, fast schon balladig. Der Refrain hat Ohrwurmcharakter und bleibt einem noch lange im Gedächtnis. Zweiteres ist ein aufbauendes Stück, welches zunächst dieselben Charakteristika wie „En Las Sombres“ aufweist. Sobald das Fuzz-Pedal angeht, verwandelt es sich aber in eine laute, atmosphärische, mit wunderschönen Melodien bespickte Stoner-Rock-Nummer.

Allerdings befindet sich auf diesem Album etwas Sand im Getriebe (pun intended): Zwar sind die ersten beiden Songs auf der Platte sehr gegensätzlich und bringen somit eine gewisse Abwechslung ins Spiel, dennoch stechen sie auch nur durch diesen Genresprung heraus. Die beiden Tracks selbst haben im Vergleich zum breiten Rest keine großen Auffälligkeiten und gehen als Hintergrundmusik unter. Selbiges Schicksal erfährt der Song „Tragic Motion Lines“.

Dennoch sind das nur drei mittelmäßige Songs, die sich neben sechs starke Tracks stellen. „Vision Beyond Horizont“ ist ein schönes Album, welches sich bestimmt im heißen Sommer noch besser anhört, da das Desert-Feeling kräftiger unterstützt wird. Zudem haben wir mit BIG SCENIC NOWHERE eine Supergroup, die tatsächlich mal funzt, was seltener der Fall ist als man erwartet.

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10.02.2020

"Und sonst so?"

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