Big Dumb Face - Where is Duke Lion? He's dead!

Review

Erinnert sich noch wer an LIMP BIZKIT und eines ihrer wohl gefeiertsten und erfolgreichsten Alben „Chocolate Starfish and the Hotdog-Flavoured Water“? Wes Borland, seines Zeichens Gitarrist der bekannten Nu-Metaller, lebt seine Vorliebe für ähnlich bizarre Song- und Albentitel sowie zu exzentrischer Musik in seinem Zweitprojekt BIG DUMB FACE aus. Die brachten 2001 ihr erstes Studioalbum heraus und das sollte es dann erst einmal lange gewesen sein. Wes Borland wollte lange Zeit eigentlich BIG DUMB FACE nicht weiter verfolgen, hat dann irgendwann allerdings wieder Bock bekommen und voila – pünktlich zu Halloween am 31.10 stand das neue Bizarrowerk in den Startlöchern!

Death-Metal, Südsee Klänge, Vocoder… geht das zusammen?

Wer schon sein Album mit einem (augenzwinkerndem) Disclaimer eröffnet, südländische Bongomusik mit Death Metal und brachialen Groove mit Country verbindet, muss seine Glühbirne oben nicht ganz zum Anschlag eingedreht haben. Anders kann ich mir die Ideen, die hier zusammengeworfen werden (und diese Lyrics, wenn man sie denn versteht) nicht erklären. Ich nehme dasselbe, was die Band vor den Aufnahmen zum Rauchen hatte. Was auf dem Blatt nach einem Rezept für Desaster klingt, funktioniert teilweise sehr gut: Opener „He Rides The Skies“ pflügt einen mit einer Brutalität, die man so nicht erwartet hätte, erst einmal aus den Socken (das ist eigentlich reinrassiger Death Metal, sieht man mal von den experimentellen Passagen ab), „Zargon Moth“ verfolgt das weiter mit ratternder Double-Bass und Vocoder-verfremdeter Stimme (sowie einem herrlich schrägen Sing-along in der Mitte des Songs).  „Jesus Retreats“ erinnert mit den groovigen Gitarren fast ein wenig an LAMB OF GOD auf Steroiden, auch hier kommt wieder der Vocoder zum Einsatz. 

„You’re Fucked“ lässt etwas die Nu-Metal Roots durchscheinen (und erinnert mich aus unerfindlichen Gründen teilweise irgendwie an das Crossover „Bring The Noise“ zwischen PUBLIC ENEMY und ANTHRAX).

„The Goat Is Dead“ hört sich an wie die unheilige Union aus zufälligen Audioschnipseln, Nintendo-Musik, cheesy Filmsoundtrack und Mathcore. „Masters Of Chaos“ kommt einer ähnlichen Beschreibung nahe.

 

Nett für zwischendurch… auf Dauer ermüdend

Die eingangs erwähnten südländischen Musikeinflüsse finden sich auf „The Blood Maiden“ und „My Girl Daisy“ wieder. Ganz witzig, aber in zweifacher Ausführung irgendwie auch überflüssig, da der Joke nach dem ersten Mal schon ausgespielt war.  An den Schluss hat man mit „Whipping The Hodeus“ dann einen 18-minütigen Brecher gesetzt, der zwischen Country, Disco und Grindcore-Einflüssen schwenkt. Somit kommt das Album auf knapp über eine Stunde, die das ganze schon arg streckt. Die teilweise bizarre Verbindung der verschiedenen Stile ist zwar eine gute Idee, reizt das Geduldsspektrum beim Hören aber schon ziemlich aus. Dazu tragen die verzerrte Vocoderstimme die recht häufig verwendet wird und das klinische, zu sehr im Vordergrund stehende Schlagzeug aus der Konserve nicht gerade positiv bei. Dabei wären manche Ideen durchaus es wert, sie weiter und musikalisch (halbwegs ernst) zu verfolgen, da man die nächste Sekunde aber wahlweise durch elektronische Spielereien, einen Chor oder andere mehr gut gemeinte als gut eingesetzte Einfälle herausgezwungen wird, fehlt ein wenig der rote Faden. Ganz gut, um zu Halloween seine Party zu beschallen (bzw. „Süßes-oder-Saures“ quengelnde Kinder zu vergraulen) oder seinen True-Metal Freund zur Weißglut zu bringen, ob das Album darüber hinaus aber den Langzeittest bestehen wird, wage ich stark zu bezweifeln. Dafür dürfen mich Fans dann auch dummes Pissgesicht nennen (so etwa die Übersetzung von BIG DUMB FACE).

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28.11.2017

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