Big Boy - Pony Girl

Review

Dass Bescheidenheit nicht zwangsläufig zu den besonderen stärken im Hause BIG BOY zu zählen ist, hat Kollege Ingo bereits in der Besprechung des Debütalbums „Hail The Big Boy“(!) ausdrücklich klargestellt. Während im Falle des Erstlings diese, sagen wir mal, offenherzige Attitüde des Projekts noch ziemlich gerechtfertigt schien, muss dieser Eindruck in Anbetracht von „Pony Girl“ (der Name ist einer sadomasochistischen Sexpraktik entlehnt) etwas relativiert werden.

Nach einem leicht pubertären Intro (das auch von HANZEL UND GRETYL hätte stammen können) stellt „Terror Era“ die Weichen: Ein gewisser Brian H. Warner hat hier ziemlich deutlich seinen Stempel hinterlassen, der rockige Opener ist tanzbar, knackig und richtig gut.
Und auch wenn die folgenden Stücke etwas weniger nach Mr. MANSON klingen bleibt der Antichrist Superstar als der Haupteinfluss im Schaffen von BIG BOY präsent. Leider kann nur noch „Heroin Heroine“ die Klasse des Albumeinstiegs halten, die restlichen Stücke variieren in ihrer Qualität zwischen okay bis gut („I Hate Myself“) und ziemlich blöd. Stücke auf die letzteres zutrifft nerven im Einzelnen durch die affektierte Gesamtdarbietung, die durch ihre sehr gekünstelte Wirkung unglaubwürdig bleibt („You Said“), oder durch merkwürdige RAMMSTEIN-Hymnenhaftigkeit („Diese Welt“).

Das Album schließt mit einem Club-Remix von „Love Is Almost Perfect“ – das ohnehin nur mittelmäßige Stück wird dadurch jedoch nicht unbedingt aufgewertet und die Umsetzung zum EBM-Discostück ist auch eher lieblos. So billig sind die Tanzflächen dann doch nicht zu erkaufen. Alles in allem liefert „Pony Girl“ netten, aber ziemlich seichten Electro-Rock mit exzentrischer Attitüde, der stellenweise sehr energievoll, und manchmal auch einfach nur aufgesetzt inszeniert wird.

Sparfüchse sollten übrigens einen Blick auf www.paywithoutmoney.com werfen – dort soll das Album demnächst kostenlos als vollwertiger physikalischer Tonträger zu beziehen sein. Wie das ganze funktioniert habe ich allerdings nicht verstanden.

29.10.2009
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