Bezwering - Dodenkroning
Review
Wer es sich zum Jahresende mal wieder ein bisschen dreckiger geben möchte, hat Glück. Auch wenn es von Seiten der aus der Asche von WEDERGANGER erhobenen Niederländer BEZWERING möglicherweise als zweifelhafte Veröffentlichungsstrategie bezeichnet werden kann, ein Album im letzten Monat eines Jahres zu veröffentlichen, wenn die meisten dem Diskurs neuer Veröffentlichungen gewidmeten Plattformen in ihre Jahresbestenlisten vertieft sind oder sich um die Resteverwertung kümmern, so sollte man dennoch diesem Zuspätkommer namens „Dodenkroning“ eine Chance einräumen. Zwar haben Dezemberveröffentlichungen oftmals den Ruf, von maximal durchschnittlicher Qualität zu sein, aber es gibt ja Ausnahmen. 2019 war ein mir begegnetes Beispiel etwa „Empire Of Bastards“ von UNDER THE PLEDGE OF SECRECY, dieses Jahr ist eben „Dodenkroning“ ein solcher Kandidat.
Aus der Asche auferstandene Wiedergänger krönen die Toten
Gleich vorneweg: Es ist wahnsinnig schwer, dieser Tage irgendein neuartiges Statement im Black Metal zu setzen, zumal man seit einigen Jahren ja von allen Seiten des Globus mit Veröffentlichungen aus der Sparte zugeschissen wird. Und „Dodenkroning“ macht in der Hinsicht auch nichts wirklich Neues, eigentlich sogar im Gegenteil. Es ist eben das rundum stimmige Gesamtpaket, was aus diesem Scheibchen letztendlich doch noch ein dickes Highlight formt. Zunächst einmal haben wir es hier mit einem Album der etwas ruppigeren Gangart zu tun, bei dem eher wenig gefackelt wird. Der punkige Spirit des Genres ist hier anwesend und führt zu einigen feisten Backbeats sowie markigen Black n‘ Roll-Passagen, hält die Komplexität gleichzeitig aber gewinnbringend im Zaum. Und doch herrscht eine oppressive Finsternis vor. Diese Symbiose gelingt den Niederländern auf diesem Zweitling weit besser als auf dem Debüt.
Im Zentrum dessen steht erneut Sänger Alfschijn (u. a. ex-HEIDEVOLK) und seine fantastische Gesangsdarbietung. Diese äußert sich im gekonnten Wechselspiel zwischen kehligen Shrieks und einem fast opernartigen Bariton, der eine Menge Theatralik in den Sound hineinbringt und zugleich für die nötige Eingängigkeit sorgt. Diese Kombination ist sicher nicht neu, vor allem wenn man mit dem Wirken von Alfschijn vertraut ist, wird hier aber derartig gut in Szene gesetzt, dass man schon direkt beim Opener „Wereldbrand“, in dem er ein recht konventionelles Schema zwischen geschrienen Strophen und klar gesungener Hook pflegt, geneigt ist, in die Knie zu gehen. Der Track eignet sich als programmatischer Song perfekt, um Hörer, die etwa das Debüt „Aan De Wormen Overgeleverd“ verpasst haben, eindrucksvoll in den Klangkosmos von BEZWERING einzuführen.
BEZWERING sitzen zwischen den Stühlen Räudigkeit und Theatralik
Im folgenden „Nijd“ zieht der Grad an Räudigkeit merklich an und folgerichtig wird man als Hörer auch gehörig von diesem Track rasiert. Hiernach schlagen die Niederländer aber schon wieder einen Haken in die andere Richtung und präsentieren mit „Ontaaring“ einen rotzigen Dark Rocker mit Fokus auf Klargesang, der sich in ein paar lässige Lederbuxen zwängt. Rechtzeitig zum Mittelteil erinnern sich BEZWERING dann daran, dass sie eigentlich eine Black-Metal-Band sind, und lassen den Song in einen richtig fies groovenden, von kalten Arpeggios dominierten 6/8-Rhythmus übergehen, in denen sich die theatralischen Cleans mit den dämonischen Schreien abwechseln. Großartig! Und was einmal funktioniert, funktioniert beim etwas mehr Tarantino-artig inszenierten, leicht verkatert durch die Hose atmenden „Voorgoed Gekweld“ auch ein zweites Mal.
Im übrigen Verlauf des Albums erlebt man BEZWERING wieder als reine Black-Metal-Band zwischen diesen Polen der punkigen Rohheit und der schaurigen Atmosphäre, die ihren Hörern einen großartigen Cut nach dem nächsten um die Ohren pfeffern, mal mehr auf der sinistren Seite des Spektrums beheimatet, mal mit einer rebellischen Attitüde gesegnet. So lässt der Polka-artige Backbeat in „Vuurzucht“ das Blut in den Adern gehörig kochen, während die beschwörerischen Tracks vom Schlage eines „Het Leven Ontstegen“ die Finsternis nur so aus den Boxen krabbeln lassen. Und mittendrin, auf „Ondergronds“ zwängen die Niederländer noch einfach mal so einen wahnsinnigen Hit in ihre Trackliste hinein, dessen Hook wieder zum (un-)seeligen Abheben einlädt und zudem wieder diese Charakteristika zwischen der eindringlichen Theatralik im Refrain und den schweinisch rockenden Grooves in den Strophen in sich vereint.
„Dodenkroning“ ist ein Zuspätkommer im Metal-Jahr 2022, den man nicht verpassen sollte
Wie erwähnt: BEZWERING machen kaum etwas neu. Aber das, was sie machen, machen sie durchweg fast perfekt. Das Riff, mit dem „Wolvengang“ ausklingt, wird vielleicht ein bisschen zu oft wiederholt. Das ist aber auch tatsächlich der einzige, offensichtliche Makel, der zumindest unsereinem hier aufgefallen ist. Der Sound ist bei weitem nicht so sumpfig wie bei einigen der Landsmänner wie z. B. KAECK, klingt aber dennoch authentisch und unterstreicht die Aggressivität der rasenden Passagen wunderbar, während die langsamer groovenden Passagen schön in die Backen drücken und die rockigen Cuts ebenso schön in die Hüfte gehen. „Dodenkroning“ ist schlicht ein Beispiel dafür, wie gut bewährte Hausmannskost doch schmecken kann, wenn sie nur durch und durch gekonnt zubereitet und schmackhaft angerichtet wird. Wer noch Platz in seinen Jahresend-Playlisten hat, sollte dieses Highlight also in jedem Falle antesten.
Bezwering - Dodenkroning
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User-Wertung | |
Stile | Atmospheric Black Metal, Black Metal |
Anzahl Songs | 10 |
Spieldauer | 46:27 |
Release | 09.12.2022 |
Label | Ván Records |
Trackliste | 1. Wereldbrand 2. Nijd 3. Ontaaring 4. De Wil Van Het Kwaad 5. Vuurzucht 6. Wolvengang 7. Ondergronds 8. Het Leven Ontstegen 9. Voorgoed Gekweld 10. Lijf Noch Lijk |