Betrachtet man das wunderschöne Cover und lauscht dem stimmungsvollen Klavierintro des BEYOND THE SIXTH SEAL-Full-Length-Debüts „Earth And Sphere“, könnte man meinen, man habe es hier mit einer tieftraurigen Gothcombo zu tun. Diese Vorstellung hält aber nicht lange an, denn schon die ersten Klänge des darauffolgenden „Medusan“ zeigen eine eindeutig schwedisch-melodische Todesblei-Prägung auf. Diese Marschroute wird die komplette restliche Spielzeit über beibehalten. Schnelle Twin Guitar-Attacken treffen auf schön ausgearbeitete Melodiebögen, die sofort ins Ohr gehen und ein wenig an alte KATATONIA erinnern. Dem Ganzen fügt man noch eine wohldosierte Portion Agression hinzu, für die sich größtenteils der Gesang verantwortlich zeigt. Mike McKenzies Organ klingt für Melodic Death-Verhältnisse erstaunlich brutal und würde auch bei normalem DM-Geprügel eine gute Figur abgeben. So, und genau an diesem Punkt bin ich stutzig geworden. Der Name des Sängers klingt keinen Deut schwedisch. Also flugs ins Infoblättchen geschaut und siehe da…BEYOND THE SIXTH SEAL sind Amerikaner und kommen aus Boston. Leute, ich hätte all mein Geld (ok, das wäre nicht allzuviel gewesen!) darauf verwettet, dass diese fünf Jungs aus dem europäischen Norden kommen, denn typisch schwedischer kann man nicht klingen. Und genau das ist auch das Manko von „Earth And Sphere“. Die Songs laufen gut rein, vermögen es aber nicht, einen vollends aus der Reserve zu locken, da man alles irgendwo schon mal gehört hat. Anfang der 90er hätte diese Platte von mir unter Garantie acht oder mehr Punkte bekommen, zehn Jahre später aber kann ich mir nicht mehr als solide sechs aus den Rippen leiern. Daran kann auch der recht abgedrehte „Grindcore-mit-Tiergeräuschen“-Hidden-Track nichts ändern.
Kommentare
Sag Deine Meinung!