Die vier Griechen von BEWIZED schlagen mit „Undead Legacy“ zum zweiten Mal zu und liefern einen Batzen Groove Metal mit Metalcore. Für den Song „Medusa’s Head“ hat sich das Quartett Jon Howard von THREAT SIGNAL ins Boot geholt und bei „Heart Bled Dry“ hilft Björn „Speed“ Strid von SOILWORK aus. Aber auch ohne die Unterstützung schlagen sich BEWIZED gut durch und liefern ein stimmiges Konzeptalbum, angelehnt an Homers Gedichten. Nein, nicht Homer Simpson! Gemeint ist der Autor der griechischen Heldenepen Ilias und Odyssee.
BEWIZED fahren noch die gute alte Metalcore-Schiene, deftiger Gesang prallt auf weicheren Klargesang. Als dritten Gesang dürfte man die Gitarren bezeichnen, denn diese liefern häufige den besonderen Kick (der Einstieg von „Monster In Your Closet“!) und schießen exakt platzierte Riffgranaten ohne Ende ab. Ganz selten gibt es Bassexplosionen, flotte Stop-and-Go-Stücke im Wechsel mit Balladen und auch hier und da mal eine elektronische Spielerei, wie das Ausbremsen des Gesangs oder stimmungsvolle vereinzelte Synthietöne. Akis Tsiantis bearbeitet die Drums sehr ordentlich und klingt besonders in den schnellen Momenten druckvoll und auf den Punkt. Der aufmerksame Hörer merkt schon, dass auf „Undead Legacy“ einiges aufgefahren wird. Und genau hier sehe ich leider den ersten, kleineren Schwachpunkt der Platte. Vielseitigkeit ist eine nette Sache, wenn dies auf gutem Niveau passiert umso besser. BEWIZED verlieren sich in ihrem dreigeteilten Konzeptalbum etwas zu sehr und schwanken dermaßen in ihren Arrangements, dass man schon eine Art Compilation vermuten könnte und dringend nötige Trademarks (gerade im Metalcore-Bereich unverzichtbar) auf der Strecke bleiben.
„Heart Bled Dry“ ist ein Metalcore-Stück, wie aus dem Lehrbuch. Modern, brachial, eingängig und bewaffnet mit einem Mördergroove. Mühelos könnte dieser Track von einer der führenden Bands aus dem Genre kommen. Der rauhe Gesang wechselt sich genau in den richtigen Momenten mit melodiösem Klargesang ab, die Gitarren brettern wie nichts Gutes und noch dazu wird ordentlich an den Reglern gedreht. Das folgende „Crushheader“ boxt danach alles um, was noch nicht kurz und klein gehauen wurde. Allerdings beherbergt „Undead Leagacy“ auch absolute Lowlights wie „Break Of Dawn“. Der für den Klargesang eingeteilte Sänger leiert sich dermaßen nervig durch den Song, dass ich fast einen Bandsalat befürchte oder eine fehlerhafte Aufnahme. Eine gute Ballade hier und da macht ein Album rund und abwechslungsreich- keine Frage. Aber diese ist derart grausig, dass man kaum glauben kann, dass BEWIZED diesen Track wirklich auf ihrer bis jetzt so erfrischend Platte haben wollten. Der Rausschmeisser „Vindication“ ist dann wieder überragend, leicht melancholisch und gerade durch die spröde Instrumentierung fast unverbesserlich.
„Undead Legacy“ beschert uns beeindruckende Metalcore-Attacken und BEWIZED haben einige sehr starke Songs. Leider haben sich auch einige Frechheiten auf das Album geschlichen, die das Spielvergnügen abrupt und unvermittelt maßgeblich stören. Größtes Manko ist der Klargesang, der stellenweise (zum Glück nicht in jedem Song!) gar nicht mal so gut Englisch singen kann und einiges wirklich schlecht betont und wie Kaugummi in die falsche Richtung zieht. Im Ergebnis ist die Band trotzdem beeindruckend und zur Not kann man die schwachen Songs einfach aus der Playlist verbannen.
Kommentare
Sag Deine Meinung!