BETONTOD feiern ihr 1000. Konzert, „1000 X Live“ wurde in Düsseldorf konserviert – vor 3.500 Fans. Respekt! Das stellt nicht nur für die TSG Hoffenheim einen soliden Achtungserfolg dar. Aber die Größe ist letztlich nicht entscheidend – auch nicht die des Publikums. Allerdings gibt sie schon einen Hinweis darauf, dass BETONTOD in den letzten Jahren für viele einiges richtig gemacht haben.
Der BETONTOD ist hart
Ihr Ansatz, zuletzt immer deutlicher werdend: Immer feste drauf! Auf „1000 X Live“ gibt es vor allem Stücke der neueren Alben und so klingen BETONTOD auch live 2017 zwar nicht metallisch stählern, aber doch flächendeckend solide ausgehärtet. Im Vergleich zu den ebenfalls stets nach dem Refrain strebenden BROILERS zum Beispiel verlieren sie damit allerdings auch deutlich an Lässigkeit und irgendwie auch an Seele. Im Punkrock BETONTODs gibt es wenig Platz für ausscherende Rhythmik, Atmo-Geklimper, Rock’n’Roll-Schnörkel. Die straighten Riffs mauern zuverlässig so gut wie jedes stilistische Luftloch dicht. Ihrem Namen nähert sich die Band so gesehen von einer tendenziell eher ungünstigen Seite – auch auf „1000 X Live“.
Andererseits kann genau das, diese Schnörkellosigkeit, natürlich auch als Stärke betrachtet werden. Die eingängigen Stücke der Band erfüllen ihren Zweck berechenbar, geben Sicherheit.
Auf „1000 X Live“ gibt es „keine“ Popsongs
Und inhaltlich? „Wir spielen keine Popsongs, wir lieben nur die harte Melodie! Wir scheißen auf den Mainstream, passen nicht in eure Strategie – fuck off!“ („Keine Popsongs!“) Mit dieser handlichen Dreieinhalb-Minuten-Ansage inklusive einprägsamem Kehrreim eröffnen BETONTOD ihr wie beschrieben vor großer Kulisse aufgenommenes und mit voller Label-Promotion wirksam in Szene gesetztes Live-Album. Auf Selbstironie würde man nicht setzen wollen. Denn im lyrischen Konzept von BETONTOD kann Augenzwinkern und doppelten Boden suchen, wer will – fündig wird vielmehr, wer sich zum Beispiel nach der straighten Beschwörung der großen Drei sehnt: Freundschaft, Weißtdunochfrüher und Wirgegendie.
An Tage wie diiiiese sind BETONTOD in ihrem Element
Und politische Allgemeinplätze wie die Forderung nach Freiheit sind, seien wir ehrlich, so provokant und mutig wie Dosenbier-Konsum in der U-Bahn, obwohl das in so manchen deutschen Städten schlichtweg verboten (!) ist. Mal unter uns: BETONTOD sind nur um Vergleich mit NIGHTWISH oder PUR oder so eine gefährliche Underground-Gang. Das ist jedenfalls die eine Sichtweise. Und wem der Untergrund ohnehin nicht hell genug erleuchtet erscheint, findet hier Arm in Arm mit seinen Nächsten 22 Anlässe, den großen Onkel zum Wippen zu bringen. Denn egal, ob der persönliche Summer of 69 mit den Jungs, die harten nächtlichen Erfahrungen im Ghetto oder das Sterben eines Kindes beim Bombenangriff – alles wird zur griffigen Mitgrölhymne abgeschliffen.
Und doch: Läuft!
So. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. In der anderen Sichtweise wird nämlich klar, dass BETONTOD insgesamt durchaus Haltung zeigen und trotz Schlagseite Richtung Bierzelt eben keine Hirnis wie so viele andere im inhaltlich (mittlerweile?) wenig prinzipientreuen Kreis hart rockender Bands mit deutschen Texten sind. Es gibt eine klare, keine Alibi-Ansage gegen Rechts, es gibt Nazis-Raus-Chöre, die Anti-Haltung wird eben doch nicht zum reinen Selbstzweck eingenommen.
Denn wenn dreieinhalbtausend Menschen minutenlang im Chor und aus vollem Halse „Viva Punk“ singen, dann steckt da offensichtlich doch mehr als Bock auf Bier hinter. Kurzum: Gäbe es mehr von diesen, die Welt wäre wohl eine bessere. Und sich dessen gemeinsam zu vergewissern, das schadet ja wohl kaum.
Und da „1000 X Live“, die wichtigsten Infos zum Schluss, klar und druckvoll klingt, die Fans voll mitnimmt und zudem als Zugabe professionell und teilweise auch im Publikum selbst mitgefilmt wurde, macht mit den zwei CDs und ggf. der BluRay niemand etwas falsch, für den zwei Drittel dieses Text schlicht falsch klingen. Cheers.
Der hier verlinkte Song klingt ganz schön blechern. Da bekommt man keine Lust das Album nach dem doch recht schwachen Album namens „Revolution“ zu kaufen. Vergleiche zu den „Hoilers“ kann ich nicht erkennen. Klingt eher nach Campino ´s (Merkel ist toll = Punkrock) Erben.
Überflüssiges Release einer sinkenden Band.