Berzerker Legion - Chaos Will Reign

Review

Nebst allgemeiner Beliebtheit wurden damals beim Völkerball immer die Großen und Starken zuerst ins eigene Team gewählt. Ein entsprechender Kandidat ist im musikalischen Sinne die internationale Kapelle BERZERKER LEGION. Angeführt vom multiaktiven Brüller Jonny Pettersson, gibt es im Line-Up Referenzen zu DARK FUNERAL, ASPHYX oder HYPOCRISY – also eine lange Liste, welche die fünf Musiker aus Schweden, den Niederlanden und England an dieser Stelle zu Tage fördern und nun gemeinsam auf dem Zweitwerk „Chaos Will Reign“ kanalisieren. Dabei stellt sich die entscheidende Frage, ob sich der Status als Supergroup nach dem Debüt „Obliterate The Weak“ nun auch inhaltlich manifestieren lässt.

Supergroup auf Abwegen?

Dabei ziehen bereits vorab mehr oder weniger berechtigte Zweifel auf, so hat man beim Nachfolger im Prinzip dasselbe Cover-Artwork verwendet und dabei lediglich marginale Änderungen im Motivsetting vorgenommen. Dass die Fassade auf „Chaos Will Reign“ abermals glanzvoll strahlt, beweist schon der Titeltrack zum Einstieg. Die treibenden Drums von James Stewart geben die Marschrichtung vor und die teilweise episch anmutenden Arrangements in HYPOCRISY-Farbe machen unter Berücksichtigung des übervollen Soundgewands schon irgendwie etwas her. Mit dem flotten „Nihilism Over Empathy“ präsentieren BERZERKER LEGION, dass sie nicht zwangsläufig auf Riffs aus der Resterampe zurückgreifen, sondern lassen ihre unbestrittenen Fähigkeiten als Musiker aufblitzen.

Mit „This Is The End“ oder „From The Darkness Inside“ hat das Quintett auch ein paar mächtige Stampfer im Gepäck, die, wie das gesamte Album, erstmal gewaltig mit den Muskeln spielen. Bestenfalls hat das Ganze etwas von AMON AMARTH in ihren stärkeren Tagen, allerdings auch nur im Ansatz, denn von Kompositionen wie auf „The Crusher“ oder „The Avenger“ sind BERZERKER LEGION hier noch relativ weit entfernt. Keine Frage, „Chaos Will Reign“ kommt absolut satt und fett daher, die musikalische Darbietung ist in jeder Hinsicht tight und einwandfrei, und doch fehlen Ecken und Kanten.

Mehr Ecken und Kanten bitte!

Wie schon mit ihrem Erstlingswerk werden BERZERKER LEGION auch hier ihre Abnehmer finden, dennoch hätte man auf „Chaos Will Reign“ mehr musikalischen Anspruch jenseits von reiner handwerklicher Kunst erwarten dürfen. Man fühlt sich ein wenig um Jahre zurückversetzt, als ZONARIA seinerzeit durch Century Media als das nächste große Ding angepriesen wurden und diesem Anspruch mit vielen Extreme-Einflüssen und herausragendem Sound dennoch nicht gerecht werden konnten. Gut, das waren damals junge Newcomer, die Berzerker hingegen die bandgewordene Erfahrung – irgendwie noch schlimmer.

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04.11.2023

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6 Kommentare zu Berzerker Legion - Chaos Will Reign

  1. Lysolium 68 sagt:

    5 Punkte? 😂

    9/10
  2. metal-maniac sagt:

    Zu Recht 😂

    5/10
  3. destrukt. sagt:

    Habs mir mal wegen James Stewart angehört. Solides Musicianship, aber ohne jedweden Esprit und Verve. Einzig „Nihilism over Empathy“ will wirklich zünden (und lässt JS mal von der Leine), der Rest dümpelt einfach nur so im Midtempo vor sich hin ohne irgendwas nachhaltig zu hinterlassen. Zielgruppe ist ja im Review hinterlegt, die werden aber sicherlich ihre Freude mit der Scheibe haben.

    6/10
  4. psylon sagt:

    „Chaos Will Reign“ gehört definitiv zu den qualitativ stärkeren Releases eines längst übersättigten Genres.
    Die laut Review bemängelten – angeblich – fehlenden „Ecken und Kanten“ kann ich als Leser nicht nachvollziehen (zumal dieser beliebte Standardkritikpunkt leider kaum mit Inhaltlichem gefüllt wird). Vor allem nicht dann, wenn die Vocals von grollenden Death Metal Growls über düsterstes schwarzmetallisches Gekeife bis zu epischen Growl-Gesangslinien reichen – und sich die Platte alleine dadurch bereits eine ganze Ecke vom Großteil der heutigen Melodeath-VÖ’s unterscheidet. Kantigkeit und Kreativität zeigen BERZERKER LEGION einerseits mit vielseitigem Songwriting: Hier trifft Raserei auf Epik, reiner Wahnsinn geht mit melodischen Gänsehaut-Momenten Hand in Hand. Andererseits verknüpft die Band Einflüsse (und beherrscht die Spielarten) verschiedener „Death Metal Schulen“ – von Stockholm über Göteborg bis Coventry.

    Und wenn man den AMON AMARTH Vergleich bemüht, dann wäre es zumindest sinnvoll zu berücksichtigen, wie metal.de die letzten Scheiben der Schweden so benotet hat. Denn „Chaos Will Reign“ wird ja bewusst (und zurecht) eher mit der stärkeren Frühphase von AMON AMARTH verglichen, auch wenn das Album an diese Werke tatsächlich nicht ganz heranreicht. Aber in der Tat: BERZERKER LEGION pulverisieren kompositorisch, instrumental und hinsichtlich der Arrangements bei Weitem alle AMON AMARTH Alben der letzten 10 bis 15 Jahre, die metal.de mit 7 oder 8 Punkten durchweg als recht stark einstuft. Ääähm okay, da ist dann aber was faul im Melodeath-Garten! Denn der „musikalische Anspruch“ ist auf „Chaos Will Reign“ allemal eine Stufe höher.

    Natürlich ist mir auch bewusst, dass die AMON AMARTH Platten von anderen Redakteuren bewertet wurden als die neue BERZERKER Scheibe. Aber letztlich steht metal.de ja hinter einer Gesamt-Benotung – und wird auch von Bands und Labels, die diese Benotungen auf ihren Kanälen teilen, als Quelle genannt (und eben nicht einzelne Redakteure). Und damit ich mir als Leser bei solchen Bandvergleichen auch wirklich ein adäquates Bild machen kann, müsste schon eine gewisse nachvollziehbare Konsistenz hinsichtlich der Qualitäts- und Bewertungsrichtlinien erkennbar sein.

    8/10
  5. metal-maniac sagt:

    Der Logik mit den Querverweisen zu den besser bewerteten, älteren Amon Amarth-Reviews muss man aber auch nicht unbedingt folgen, oder? Warum sollte man eine vermeintlich gute „Kopie“ genauso gut wie das Original bewerten?

    Ich habe mir jetzt nochmal einige Songs angehört und finde es fast schon faszinierend wie einerseits hochprofessionell aber andererseits komplett beliebig und austauschbar das hier klingt. Als hätten sich ein paar gestandene Musiker bei einem gemeinsamen Bier dazu entschieden noch ein paar Kröten aus dem Amon Amarth-Fanlager abzugreifen.

    Man hört zu jeder Sekunde, dass die Musiker ihr Handwerk verstehen, packende Songs (aka keine Ecken und Kanten) kommen dabei für mich aber nicht raus. Die dicke Produktion täuscht zu Beginn ein wenig über die Schwächen im Songwriting hinweg, trotzdem macht sich mit zunehmender Spielzeit recht schnell Langeweile breit.

    Kann man gut nebenbei laufen lassen, hängen bleibt da aber nicht viel. Insofern kann ich das Review komplett nachvollziehen.

    5/10
  6. psylon sagt:

    Der Vergleichslogik muss man nicht folgen, kann man aber durchaus. „Chaos Will Reign“ ist besser als alles, was Amon Amarth nach „Surtur Rising“ veröffentlicht haben. Daher finde ich eben, dass 5 Punkte verglichen mit 7-8 Punkten für Alben wie „Deceiver of the Gods“, „Jomsviking“, „Berserker“ und „The Great Heathen Army“ doch arg hinken.

    Zumal „Chaos Will Reign“ all diese Platten kompositorisch und ja, auch hinsichtlich vorhandener „Ecken und Kanten“, aber mal ganz locker in die Tasche steckt und allein deshalb schon keine reine Kopie sein kann.

    Zumal der Amon Amarth Vergleich ohnehin viel zu kurz greift, bei den unterschiedlichen Bands und Einflüssen, die BERZERKER LEGION verknüpfen.

    8/10