Berserker - Gottes Werk Und Teufels Beitrag

Review

Ohne Übertreibung: Ich habe noch nie eine CD rezensiert, deren Cover so sehr nach Hiphop aussah, wie „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von BERSERKER. Eine für mich absolut überflüssige Zielgruppenzuspitzung, wenn man bedenkt, dass der dargebotene, eher klassische Hardrock mit nur einigen BÖHSEN ONKELZ-Anleihen auch außerhalb einer prekariaten Testosteronkultur großartig funktionieren könnte. Und der blutrote Schriftzug „Still Brutal“, der sowohl bedrohlich im Inlay als auch auf der CD prangt, hätte für mich genausowenig sein müssen. Unabhängig davon, was der Berliner Vierer vielleicht auf Liveshows zelebriert, bekommt man auf der knappen Mini-EP melodisch-eingängiges Standardmaterial serviert.

Und das meine ich gar nicht negativ. Tatsächlich bieten die sauber komponierten Nummern bis auf die undergroundige Abmischung kaum Anlass für Kritik. Der Titeltrack rockt eingängig vor sich hin, „Friss oder Stirb“ geht in eine ähnliche Richtung“, „Atme wenn du kannst“ versucht sich an tiefgestimmt sämigen Midtempo und das abschließende „Die Zeit“ klingt mit dem flott durchgeprügelten Simpelbeat wie eine punkige Interpretation von EISREGEN. Einzig und allein die grantig durchgegröhlten Anti-Gesellschaftstexte zeigen im großen Maße Ecken und Kanten. Ob man was mit Zeilen wie „Ich pass nicht in das Weltbild rein […] / Ich bleib mir selber treu und hass die menschliche Rasse“ anfangen kann, soll dann jeder für sich entscheiden.

Aber vermutlich ist die Mini-EP ohnehin eher als Fanservice bis zum nächsten Album gedacht. Und Menschen, die die Band kennen, werden auf „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ gut unterhalten. Jede Nummer ist durchdacht und dank der großen Eingängigkeit auch einigermaßen Moshbar. Unabhängig von der eher platten Aufmachung wurde ich von ähnlichen Truppen auf Dorffestivals schon deutlich schlechter beschallt.

22.02.2011
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