Berserk Inc. - The Great Alliance

Review

Fehlende Songideen kann man dem Saarbrückener Gregor Theado aka. Billy Berserker nicht vorwerfen. Etwas mehr als ein Jahr ist es gerade mal her, als er mit seinem Soloprojekt BERSERK INC. den 8-Tracker „Massive Response“ rausgehauen hat, und jetzt stehen mit „The Great Alliance“ schon 14 neue Stücke vor der Tür. Hatte ich auf dem Vorgänger noch bemängelt, dass alles unspektakulär vor sich hin dümpelte, konnte dem stellenweise Abhilfe geleistet werden. Direkt im Opener „The Escape“ machen sich harmonische Gitarrenlinien breit, die das leider immer noch recht durchschnittliche Riffing etwas aufwerten. Im stilistischen Sinne hat sich nicht viel verändert. BERSERK INC. steht immer noch für einen Mix aus Death und Black Metal, der durch seine erhöhte Keyboardlastigkeit eine gewisse Gothicschlagseite nicht leugnen kann. Erfreulich ist auf „The Great Alliance“, dass es im Vergleich zu „Massive Response“ mehr Tracks aufs Album geschafft haben, die aufhorchen lassen, wie z.B. „Survive“ (abgehendes Stakkato-Riffing), „Final Clash“ (heftiger Bastard aus DM und BM, der ordentlich auffe Mütze drescht) oder „Hunter Between The Galaxies“ (abwechslungsreiches Songwriting). Dies ändert aber leider nichts daran, dass das hundertprozentige Aha-Erlebnis auch auf BERSERK INC.s Drittwerk immer noch auf sich warten lässt. Den Grund dafür sehe ich allerdings nicht in fehlendem Talent, sondern eher im Soloprojektzustand dieser Band. Wenn man sich alleine auf jedes Instrument und den Gesang konzentrieren muss, kann man sich auf nichts voll und ganz fokussieren, was zu Lasten der Qualität geht. Noch dazu ist der kreative Output von anderen in einem solchen Fall verschwindend gering. Statt außergewöhnlich auffallend ist alles so eben nur solide und ganz nett. Dass hinter BERSERK INC. nämlich viel Hingabe und Detailverliebtheit steckt, beweist z.B. die konzeptionelle Ausarbeitung eines Weltallkriegsthemas in drei Akten. Allein die Musik plätschert ihrem Rahmen nicht gewachsen dahin, zumal mit „Entering Hyperspace“ (klingt wie PARADISE LOSTs Coverversion von SISTERS OF MERCYs „Walk Away“ auf CREMATORY umgepolt) und „Deep Star Battle“ (fürchterlich poppig-fröhliches Keyboard) zwei Ausfälle am Start sind. Diese werden jedoch vom abermals erstklassig programmierten und zu keiner Zeit unnatürlich wirkenden Drumcomputer aufgewogen. Unterm Strich ist „The Great Alliance“ also einen kleinen Tick besser als sein Vorgänger. Der große Wurf ist BERSERK INC. hiermit aber leider abermals nicht gelungen. Fans von neueren THE KOVENANT, neueren SAMAEL und CREMATORY dürfen ruhig trotzdem ein Ohr riskieren.

09.12.2003
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