Zehn Jahre sind seit „Till Makabert Väsen“ vergangen und die Frage, ob von BERGRAVEN überhaupt noch etwas zu erwarten ist, stand zurecht im Raum. Immerhin hat sich das Trio in der Zwischenzeit mit STILLA ausgetobt, und dort eine andere, für die Zuhörerschaft wohl deutlich leichter verdauliche Spielwiese gefunden. Aber jetzt sind die Schweden zurück und „Det Framlidna Minnet“ zeigt die Musiker experimentierfreudig wie eh und je …
Liebe oder Hass? Bei BERGRAVEN gibt es wenig dazwischen
… und bei BERGRAVEN trifft das „man liebt es oder hasst es“-Prinzip auch zehn Jahre später noch genauso zu. Daher müssen STILLA-Fans keineswegs Freude an der anderen Spielwiese finden, die für alle, die es abgedrehter mögen, allerdings viel Spannendes zu bieten hat. Und so setzt sich nach dem mehr als Intro als als wirklicher Song fungierenden „Minnesgåva“ „Allt“ gemächlich in Bewegung, um in ein typisches BERGRAVEN-Werk einzuleiten. Das besteht in erster Linie aus vielen Ideen, die keinem wirklichen roten Faden zu folgen scheinen und im kreativen Wahnsinn beständig auf dem schmalen Grad zwischen anstrengend, faszinierend und genial wandern.
Das fordert, hält das Spektakel aber immer interessant. Sei es das Spiel aus ruhigen, harmonischen oder in Raserei verfallenden Black-Metal-Momenten sowie der Griff in die Trickkiste, um mit Dissonanzen den Wahnsinn heraufzubeschwören. BERGRAVEN verursachen Kopfschmerzen ebenso, wie sie packen und spannungsgeladen auf den nächsten, großartigen Part zusteuern. Diese sind in dem ganzen Wahn oft die seltenen Harmonien, die in ein Klangspiel einladen, das sogar weitab des Metals liegt. Und hier ist ein weiterer Knackpunkt der Scheibe: Sicherheiten gibt es nicht, dafür aber Glanzpunkte wie die Mischung aus flotten Drums und fast schon zauberhaften Leads, die sich zu Beginn von „Den Dödes Stigar“ in einen hypnotischen Rausch steigern, um dann in ein schaurig-schönes, aber fast durchgehend ruhiges und wehmütiges Klangbild zu verfallen.
„Det Framlidna Minnet“: Zwischen Genialität und (über)forderndem Wahnsinn
„Det Framlidna Minnet“ ist kein Album, das sich uneingeschränkt empfehlen lässt. Weniger noch, wer hier Geradlinigkeit erwartet oder sich in Schubladen besonders wohl fühlt, dürfte schnell überfordert sein. Ein offenes Gehör, Zeit und das passende Ambiente sorgen aber stets dafür, dass BERGRAVEN einen musikalisch abholen. Dies gelingt vor allem über die erschaffene Atmosphäre – auch wenn sie diese mitunter quasi mit dem Vorschlaghammer zertrümmern. Ironischerweise gehört genau das aber irgendwie zum Reiz dieser Band. Wer die Vorgänger mochte, kann problemlos zugreifen!
Starke Scheibe. Kommt aber leider nicht ganz an Dödsvisioner ran.