Benighted In Sodom - Reverse Baptism

Review

Würden doch alle Bands, die Rasierklingen auf dem Cover haben, auch nach Rasierklingen klingen. Das Ami-Soloprojekt BENIGHTED IN SODOM, das hier mit seiner zehnten (!) Platte seit 2007 (!!) antritt – alleine 2010 sind fünf Alben erschienen (!!!) – klingt leider auch eher wie der Gillette Mach 3-Rasierer mit gut entwickelter Sicherheitstechnik, den ich neulich nach dreimonatiger Nutzung entsorgt habe. Der war auch ein bisschen stumpf und austauschbar. Schneiden konnte man sich damit nur noch, wenn man es unbedingt drauf angelegt hat.

Natürlich ist „Reverse Baptism“ eine waschechte Depressive Black Metal-Scheibe, und sicherlich nicht die schlechteste aller Zeiten. Die beste aber auch nicht. Das Problem liegt meinem Empfinden nach vor allem in der Routine, die man der Musik von Protagonist Matron Thorn zu deutlich anhört und die BENIGHTED IN SODOM zahnlos erscheinen lässt. Wer im Jahr im Durchschnitt drei Stunden Musik veröffentlicht, ist entweder Devin Townsend oder jemand, der ein relativ festes Schema für seine Songs hat. Matron Thorn ist nicht Devin Townsend. Deshalb ist es auch schwer, aus den sieben Songs konkrete Unterschiede oder Höhepunkte irgendeiner Art herauszuarbeiten. Die gesamte Spielzeit von einer Stunde wird dominiert von halbakustischen Gitarren mit dickstem Choruseffekt, die monoton-dissonante Riffs vorgeben und dann von flirrenden E-Gitarren und dezentem Schlagzeug ergänzt werden (letzteres übrigens von Miettrommler Gionata Potenti gespielt – hätte aber jeder andere Drummer auch gekonnt). Das passiert pro Song fünf, sechs, sieben, acht oder auch gerne elf Minuten lang, ohne dass man als Hörer nennenswerte Veränderungen bemerkt (bestes Beispiel: „Ocean I“ und „Ocean II“, zusammen knappe 25 Minuten lang). Im Grunde handelt es sich also eine Ambient-Platte unter dem Deckmantel des Black Metal, die man auch eine ganze Nacht in Dauerschleife laufen lassen könnte, während man über die Schlechtigkeit der Welt sinniert. Für sehr viel mehr als das taugt „Reverse Baptism“ meiner Meinung nach nicht.

Wer dynamischen, musikalisch brillianten Depressive Black Metal oder Rock haben möchte, bei dem man nicht (ungewollt) einschläft, muss dann wohl doch auf die siebte SHINING warten. Wenn ich entscheiden müsste, wofür ich 13,95€ investiere, würde ich mich eher für acht neue Mach 3-Klingen als für „Reverse Baptism“ entscheiden.

16.04.2011
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