Benighted - Brutalive The Sick

Review

Galerie mit 18 Bildern: Benighted - Summer Breeze Open Air 2022

BENIGHTED wagen sich mit „Brutalive The Sick“ an die Königsklasse; Liveaufnahmen von Grindcore-Kapellen sind nämlich relativ spärlich gesät. Wahrscheinlich liegt es daran, dass nur wenige Bands derart auf den Punkt prügeln wie BENIGHTED und auch stimmlich selten die Leistung abgerufen wird, die man sich vorher schön im Studio nachbearbeitet hat. Das vorliegende „Brutalive The Sick“ ist eine Klatsche an all diese Stümper und bringt euch den Weltuntergang, komprimiert auf 58 Minuten, direkt ins Wohnzimmer!

Es wird nicht nur lieblos gedroschen bei BENIGHTED, sondern auch aktiv der Kontakt zum begeistert jubelnden Publikum gesucht. Ich sag‘: „Let the blood spill“ und ihr sagt:“Between my broken teeth“. Hach herrlich, Kulturpflege mal anders! Im Mittelteil von „Carnivore Sublime“ gibt es ekstatisches Klatschen und kurz befürchtet man sogar, eine Samba-Truppe könnte die Halle stürmen, bevor die herzhafte Knüppelei wieder Fahrt aufnimmt. Sollte wieder mal jemand die rhetorische Frage stellen „Braucht man diese Pig Squeals überhaupt?“, kann man ab jetzt „Brutalive The Sick“von BENIGHTED auflegen und sich jede Antwort sparen. Man kann nicht nur nachhören, wie man Pig Squeals tadellos darbietet („Noise“), sondern auch eindrucksvoll belegen, dass man sie tatsächlich wirklich unabdingbar braucht. Wenn BENIGHTED die angestochene Sau imitieren, live sicherlich ohne Pitch-Shifter, erreicht jeder Song den Höhepunkt. Einfach nur herrlich krank, unmenschlich und mitreißend, was Julien Truchan und Pierre Arnoux stimmlich abliefern.

Leider lag mir die DVD nicht vor, aber spätestens beim böse durchgehackten „Prey“ vom 2011er Album „Asylum Cave“ dürfte der Club einmal auf links gedreht worden sein. Das anschließende „Grind Wit“ täuscht mit dem garstigen Bass-Intro von Pierre und einigen moderateren Passagen zumindest kurz so etwas Ähnliches wie eine Verschnaufspause an. Wer sich dann entsprechend bis „Fritzl“ vorgekämpft hat, wird sogar die deutschen Lyrics verstehen und feiern können.

„Brutalive The Sick“ zeigt sich nicht nur klanglich und atmosphärisch tadellos, sondern auch spielerisch leisten sich die Franzosen keinen Fehler. Jeder Break sitzt („Experience Your Flesh“), jeder Abschlag kommt auf den Punkt und dadurch entsteht tatsächlich eine packende Stimmung. Kikou stößt die Fans tatsächlich von einem Beat in den nächsten und hat den Druck und die Energie fest in seiner Hand – es wird explodiert, wenn sein Drumstick sagt, dass es soweit ist! Da BENIGHTED sich und uns zu 15 Jahren Bandbestehen beschenken, gibt es einen amtlichen Rundumschlag quer durch die Diskografie. Qualitativ nehmen sich die einzelnen Phasen der Bands nichts, so fügen sich neue Granaten wie „Carnivore Sublime“ ganz selbstverständlich ein. Ganz großes Schlachtfest – hier ziehe ich gerne 9 von 10 Punkten und gebe eine gut gemeinte Kopfnuss obendrauf!

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12.02.2015

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