Beneath The Frozen Soil / Negative Reaction - Split 2007

Review

Das aufstrebende israelische Label Totalrust Music bittet erneut zum Tanz, diesmal wagt sich ein Pärchen mit einer gemeinsamen Split aufs Parkett.

Seite Eins gehört den schwedischen BENEATH THE FROZEN SOIL (www.btfs.net), einer noch recht jungen Band, die sich 2004 formierte und 2005 mit einer ersten EP auf sich aufmerksam machte. Ich kann bereits jetzt schon vorweg nehmen, dass sich das Label hier einen sehr vielversprechenden Fisch an Land gezogen hat, denn was die aufstrebenden Schweden hier fabrizieren, könnte der internationalen Konkurrenz bald den Angstschweiß in die Augen treiben.
Von den insgesamt 53 Minuten Spielzeit der Split haben sie sich mit fünf Song und über einer halben Stunde den Löwenanteil gepachtet. Eingeleitet wird ihre kleine Odysee in den Maelstrom depressiv-melancholischen Dooms durch ein zartes Intro am Piano, und schlägt dann erbarmungslos zu. „Heavy is slow“ skandiert die Band auf ihrer Homepage und zieht konsequent alle Register dieses Genres. Schwermütig, heftig und ultralangsamer, angeschwärzter Doom in der Tradition der frühen Neunziger Jahre. Der Bandname steht geradezu exemplarisch für die Songs: Jenseits des gefroren Bodens… ja, was kommt eigentlich nach Kälte? Nicht mehr viel, würde ich sagen. Dennoch lassen die vier nicht jegliches Licht erblassen, denn trotz der Kälte und Hoffnungslosigkeit, die die Songs ausstrahlen, versprühen sie gleichzeitig auch ein sehr intensives Maß an Emotionalität. Geradezu wundervoll schaffen sie das in „The Time Is Now“ mit dem Einsatz eines Cellos, welches im Mittelteil als Solist auftritt. Ebenso herausragend das epische „So Still, …“ welches sich über 13 Minuten lang hinzieht, eine vielseitige Reise, in der die Band wirkliche Profiltiefe beweist.

Im Prinzip hätten die Songs auch auf einem (Mini-)Album, als eigenständige Veröffentlichung Platz gefunden. Der Weg, eine Split-Veröffentlichung zu machen, hat aber auch seine Vorteile, und jede Unterstützung seitens eines Labels ist besser, als gar keine.

Die zweite Seite bestimmen die amerikanischen Sludge-Veteranen von NEGATIVE REACTION (www.negativereaction.info), die dieses Feld schon seit 1993 bestellen. Ihre vier eher kurzweiligen und leider auch etwas monoton wirkenden Songs quälen sich brutal, heiser und dreckig durch die Boxen, wie es sich für Sludge auch gehört. Ob die eigene Beschreibung „Gods of Sludge“ nun mit Augenzwinkern zu genießen ist, oder auf ein extrem übersteigertes Ego hinweist, sei dahingestellt. Fakt ist aber, dass NEGATIVE REACTION in einem Vergleich, was allein die Wirkung der Songs betrifft, eindeutig den Kürzeren auf dieser Split ziehen.
Vielseitigkeit ist vielleicht nicht bei jedem Stil federführend, schadet aber auch keiner Komposition, egal wie sie sich nennt. Und gerade die Schweden können in ihren Songs deutlich mehr Akzente setzen, als NEGATIVE REACTION. Es sind zwar vier heftige Sludgeklötze, welche die Amis auf uns herabfallen lassen, aber sie treffen damit vor allem durch die Härte, während man bei BENEATH THE FROZEN SOIL hinter dem brutalen Gewand noch viel mehr entdecken kann. Zudem wirken deren Stücke kohärenter und lassen ein klares Konzept erkennen, während die vier Songs der Amis eher wie eine Momentaufnahme des derzeitigen Schaffens wirken.

Eine Gesamtwertung schließe ich wie bei fast jeder Splitveröffentlichung aus, sehe BENEATH THE FROZEN SOIL eindeutig ganz oben, und würde ihnen für ihre Seite verdiente 8 Punkten geben, während sich NEGATIVE REACTION mit 6 zufrieden geben müssen.

14.01.2007

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