Belzebubs - Pantheon Of The Nightside Gods

Review

Soundcheck April 2019# 10

Bereits seit – wenn nicht sogar vor – Veröffentlichung ihrer Single „Blackened Call“ heißt diskutiert, bringen BELZEBUBS nun ihr erstes tatsächliches Album „Pantheon Of The Nightside Gods“ über Century Media Records auf den Markt. „Tatsächlich“ deshalb, weil sie vor ihrer Menschwerdung schon das ein oder andere fiktive Album herausgebracht haben. Die Herkunft der Band, die in den Comic-Strips von JP Ahonen liegt, hat so einigen Anlass dazu gegeben, dem Projekt erst mal kritisch gegenüberzutreten.

Mit der ersten Single, oder spätestens durch das kürzlich veröffentlichte Video zu „Cathedrals Of Mourning“, dürfte aber den meisten klar geworden sein, dass da nicht irgendwelche dahergelaufenen Hanseln am Werk sind, sondern erstklassige Musiker. Um wen genau es sich dabei handelt, kann momentan zwar (noch) nur spekuliert werden, zumindest einige der Gäste auf dem Album können aber eindeutig identifiziert werden. So sind sowohl ICS Vortex (BORKNAGAR, ex-DIMMU BORGIR) und Lindsay Schoolcraft (aka Skvllcraft, CRADLE OF FILTH) mit von der Partie. Produziert wurde wieder von Dan Swanö.

„Pantheon Of The Nightside Gods“ bietet eine kleine Achterbahnfahrt

BELZEBUBS steigen mit dem bereits als Single veröffentlichen Track „Cathedrals Of Mourning“ ein. Wer das Video hierzu noch nicht gesehen hat, dem sei der Link am Ende dieser Review wärmstens empfohlen. Der Humor der Comic-Strips wird auch hier deutlich und zeigt so, dass alle Beteiligten es sehr gut verstehen, über sich selbst zu lachen. Musikalisch haben sie das allerdings nicht nötig, denn „Pantheon Of The Nightside Gods“ erweist sich schnell als handwerklich und Songwriting-technisch höchst qualitativ. Anders als die Optik (und die Comics) vielleicht suggeriert, war die nun reale Musik von BELZEBUBS nie darauf angelegt, als echter Black Metal durchzugehen. Die Band selbst spricht von Melodic Blackened Death, was den Stil ziemlich perfekt beschreibt und die Trveness-Bluthunde zurückpfeifen sollte.

Die beiden Vorab-Songs vermitteln zwar schon einen recht guten Eindruck des Albums, decken aber bei Weitem nicht das Spektrum ab, das sich stilistisch noch bietet. So enthält „Pantheon Of The Nightside Gods“ einige ruhige und fast balladeske Passagen, verträumte und ätherisch anmutende Momente und zeigt sich zudem stellenweise recht progressiv. Die beiden zu einem Stück verschmelzenden Tracks „The Crowned Daughters“ und „Dark Mother“ nehmen zusammen knapp 15 Minuten ein und führen einen in ihrem Verlauf durch verschiedenste Emotionen. Damit stellen sie das Herzstück des Albums dar. Ein weiterer Tipp sei mit „Acheron“ gegeben.

BELZEBUBS erobern die Realität sehr gekonnt

Was alle Stücke gemeinsam haben, sind die liebevollen Details, die zum Teil in den verschiedenen Gitarrenspuren verborgen liegen, aber häufig auch durch den Einsatz zusätzlicher Instrumente eingebracht werden. Seien es Streicher, Piano-Passagen, Akustikgitarren, Klargesang oder unterschwellig gespielte Melodien, die einem erst beim wiederholten Durchhören so richtig auffallen; sie alle tragen dazu bei, dass die Songs ein rundes Gesamtbild abgeben. Einige wenige Kritikpunkte gibt es allerdings auch. So sind „The Faustian Alchemist“ und „Nam Gloria Lucifer“ vergleichsweise schwächere Stücke, die den Hörer weniger in ihren Bann ziehen. Dem ein oder anderen könnte außerdem das Auf und Ab und Hin und Her auf Dauer auch etwas zu viel sein.

So gut Vielseitigkeit und Abwechslung auch sein mögen, sie können schnell auch inkonsistent wirken. Hier ist das nicht wirklich der Fall, doch BELZEBUBS erwecken schon ein wenig den Eindruck, noch in der Stilfindung zu sein. Durch die Geheimniskrämerei um die Identitäten der Musiker ist auch nicht vollends klar, ob es sich wirklich um ein festes Line-Up mit hauptverantwortlichen Songschreibern handelt, oder ob das Projekt womöglich als Spielplatz verstanden wird, auf dem sich einige Musiker abseits ihrer Hauptbands ein wenig austoben können, wenngleich viele Stücke eine durchaus eindeutige Handschrift tragen. Gelungen ist „Pantheon Of The Nightside Gods“ aber allemal, und es bleibt zu hoffen, dass dieser Ausflug in die Realität keine Ausnahme bleiben wird. Da der Plattenvertrag über mehrere Alben laufen soll, sieht es diesbezüglich gut aus.

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19.04.2019

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12 Kommentare zu Belzebubs - Pantheon Of The Nightside Gods

  1. nili68 sagt:

    Ohne die lustigen Videos wirkt das nur halb so und ist halt „nur“ gutklassiger Melo-BM der komerziellen Sorte. Beim Lyric- Video zu „Nam Gloria Lucifer“ fehlt dieser Cartoon-Aspekt völlig und die Texte fangen schon wieder an mich zu ärgern, da ich da kein Agenzwinkern erkennen kann. Ich bin noch unentschlossen, ob ich das auf Tonträger brauche, aber die Qualität ist schon höher als bei neueren Dimmu oder Cradle, wenneinem mal nach diesem Stil ist..

  2. Base4ever sagt:

    Wow! Noch besser als erhofft und ich hatte schon hohe Erwartungen nach dem großartigen Cathedrals of Mourning. Ich glaube die Scheibe wird sehr lange bei mir rotieren und bestimmt nicht so schnell langweilig werden, da man immer wieder was neues in den Songs entdeckt. Die Band hat ein tolles Gespür für gute Melodien und liefert eine Menge stilistische Überraschungen.
    Klasse Debüt! 🤘🤘🤘

    9/10
  3. L@THERIVERFLOW sagt:

    Das ist doch der Sänger von Be’lakor oder spinn ich?
    Erinnert mich auch musikalisch sehr an die Band. Wenn ich da mal nicht die Katze aus dem Sack gelassen habe…😂🤔
    Finds auf jeden Fall Erstklassig in allen belangen und wird in nächster Zeit häufiger bei mir laufen.

    1. L@THERIVERFLOW sagt:

      Wertung geb ich natürlich auch noch ab

      9/10
    2. Nether sagt:

      Unbestätigten Gerüchten aus dunklen Kreisen nach ist es Niilo Sevänen von Insomnium.

      1. L@THERIVERFLOW sagt:

        An die hab ich auch denken müssen. Musikalisch war ich aber eher bei Be’lakor, obwohl stilistisch doch noch mal andere Einflüsse drin stecken. Einen Zusammenhang gibt’s auf jeden Fall, denn wer glaubt schon das die Jungs mir nichts, dir nichts auftauchen und Musik machen die zum einen schon ziemlich rund klingt und zweitens einen sehr an Insomnium/Be’lakor, Dimmu Borgir/ COF erinnert. Ich bin mir sicher, die Musiker der Band kennt man schon aus anderen Projekten und es handelt sich hier um eine Art Supergroup.

  4. Se Wissard sagt:

    Ich bin hin und weng. Den ganzen Comic-Kram (den ich aber doch ganz lustig finde) mal beiseite, ist das Album wohl die beste Platte, die Dimmu Borgir und Co nie veröffentlicht haben. Richtig tolle Melodien und eben ernsthafte Musik ohne Augenzwinkern, was ich richtig gut finde. Profis am Werk, egal wer, ich will es gar nicht wissen, so bleibt es ein bisschen „mystisch“, eine Eigenschaft, die vielen Bands aus dem Bereich einfach abgeht mittlerweile. Dann muss man die Mystik eben künstlich schaffen. Gerade die längeren Stücke bauen sich herrlich 90er-lastig auf, wirken eben genau deswegen frisch. Schon erschreckend, dass es eine „Pseudo“-Band braucht, um diese etwas in Versenkung geratene Musik wieder hervorzuholen. Die cleanen Vocals dazu sind auch noch grandios gemacht. Hätte ich nie gedacht, dass ich die Platte so geil finde.

    9/10
  5. doktor von pain sagt:

    Hm, ich weiß nicht. Man hört halt, dass die Musiker wissen, was sie tun – aber für mich ist das gewissermaßen alles Langeweile auf hohem Niveau.

    6/10
  6. nili68 sagt:

    Hab‘ mal reingehört und entschieden, dass es doch Momente für sowas gibt und ohne Trve Kvlt-Maßstäbe auch eine höhere Note gerechtfertigt ist. Funktioniert auch auf CD ohne Comedy-Faktor. Neue Dimmu Borgir in gut wenn man so will..

    8,5

    9/10
    1. nili68 sagt:

      Wobei das ja vermutlich auch gar kein Black Metal sein will, insofern die Trve Kvlt-Anspielung vergessen. Kommt wahrscheinlich vom Video, Corpsepaint und so..

  7. BlindeGardine sagt:

    Habs mir jetzt auch mal gegeben und war doch überrascht, wie angenehm anachronistisch das Teil doch ist. Die Songstrukturen sind weder besonder gefällig noch sonderlich modern und insgesamt erinnern die Belzebubs eher an Sachen aus den mittleren 90ern wie Limbonic Art, vom Bombast-Overkill vieler aktueller Produktionen ist man doch recht deutlich entfernt. Der gelegentliche Dimmu-Borgir-Vergleich hinkt daher finde ich auch gewaltig.

    8/10
    1. nili68 sagt:

      Als Nichtmusiker kann ich das nicht wirklich begründen, aber ich finde die vermitteln ein ganz anderes Feeling als Limbonic Art und ein ähnliches wie Dimmu Borgir (in gut). Ich finde die auch, nicht negativ gemeint, ziemlich gefällig.
      So, nun kenne ich deine Meinung, du meine und gut is.. 😀