Beltez - A Grey Chill And A Whisper

Review

Erstkontakt mit BELTEZ hatte der Rezensent live auf dem CULTHE Fest 2018. Da war gerade ihr Album „Exiled, Punished… Rejected“  seit einem Jahr draußen. Hat live durchaus Spaß gemacht, mich auf Platte aber noch nicht in Jubelstürme ausbrechen lassen. Zwei Jahre später legen die Kölner mit „A Grey Chill And A Whisper“ ihre bis dato ausgereifteste Platte vor, der ein Konzept innewohnt: Es geht um die Vertonung der Geschichte „Black Banners“ von Ulrike Serowy, exklusiv für die Band geschrieben. In der Geschichte steht eine unbenannte Stadt im Vordergrund, die von einer ominösen Sekte terrorisiert wird. Das Ganze wird dann auch noch sogar vertont und im Schriftformat zum Lesen mitgeliefert! Für diese Vertonung haben BELTEZ sich ebenfalls Prominenz gewählt: Dan Capp von WINTERFYLLETH leiht neben Corinne Henderson seine Stimme. Es gibt also viel „value“ auf dieser Veröffentlichung auch über die Musik hinaus. Aber wie schlägt sich das eigentlich Wichtige auf dem neuen Album: Die Musik?

BELTEZ ziehen alle Register

„In Apathy And In Slumber“ eröffnet noch mit dunklen Pianoklängen, ehe „The City Lies In Utter Silence“ ganz klassisch mit Black-Metal-Tugenden startet: Attacke, vorwärts, dunkle Atmosphäre! Die immer wieder eingestreuten, leicht post-metallisch angehauchten Atempausen in Form clean gezupfter Gitarren oder Ambientpassagen machen sich recht gut. Davon abgesehen ist „A Grey Chill And A Whisper“ aber sehr eingängig und geradlinig geraten. Black Metal als Grundtugend steht klar immer noch im Vordergrund und erinnert in der Stoik und dem langen Ausspielen der Riffs fast schon ein wenig an die letzte ULTHA-Platte. Zufall oder der Lokalität beider Bands geschuldet? Man weiß es nicht. Vielleicht schmeckte das Kölsch auch einfach nur schlecht, in dem Fall wäre ich dem Bier sogar mal dankbar, für guten neuen Düster-Musik-Output gesorgt zu haben.

„Black Banners“ ist weniger ungestüm und melancholischer unterwegs, „A Taste Of Utter Extinction“ winkt mit tollen, skandinavisch beeinflussten Melodien der zweiten Welle und auch „The Unwedded Widow“ ist durch das sich langsam aufspielende Intro und die eisigen Melodien bis hin zum beinahe versöhnlichen Outro große Klasse im Gänsepelle erzeugen. „From Sorrow Into Darkness“ leitet den Titeltrack mit kurzem, ambientmäßigen Gitarrenintro ein, welcher über die Laufzeit von 9 Minuten leider auch einige Längen hat, aber die erdrückende Atmosphäre wacker aufrecht hält. Auch „I May Be Damned But At Least I’ve Found You“, welcher beinahe die Viertelstunde voll macht, ist davor leider trotz abwechslungsreicher Passagen nicht ganz gefeit. „We Remember To Remember“ leitet das Album mit einem Slowburn aus.

„A Grey Chill And Whisper“ hinterlässt  Gänsehautmomente

Wie das Cover, ein einfach stilisiertes Schwarz-Weiß einer Zitadelle, sicherlich mit Inspiration vom Kölner Dom hinsichtlich Architektur, ist auch die Musik monolithisch thronend, düster, alle Farben und Leben entziehend. Hinsichtlich Laufzeit mag „A Grey Chill And A Whisper“ welches sich über eine Stunde bei nur sieben „richtigen“ Tracks zieht, durchaus mal zur Tour de Force werden, aber das mag auch thematisch beabsichtigt sein. In Doppelpack mit der Geschichte wird das leere, erdrückende Bild einer Stadt im Griff von etwas Bösem , dass sich selbst recht immateriell verhält, gezeichnet und das wird ausgezeichnet umgesetzt. Ein wenig mehr Raffinesse wäre während der zwei Longtracks, die ein wenig im Durchschnitt und auch der zähen Langatmigkeit im letzten Albumdrittel teilweise weilen, durchaus nicht schlecht gewesen. Trotzdem ein eindrucksvolles Werk der Kölner, das BELTEZ auf einer Reise in die Zukunft mit wahnsinnig viel musikalischem Potential zeigt.

 

10.11.2020
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