BELLADONNA, die Begründer des sogenannten Rock noir – eine recht neue Bezeichnung für eine Stilrichtung des Rock, in der es um die musikalische wie lyrische Betonung von im Film noir genutzten Elementen wie Suspense oder Mystery geht – veröffentlichten 2011 mit „And There Was Light“ bereits das dritte Album der Band.
Die Biographie der Band zeigt ein schnelles Aufstreben der Band: 2005 in Rom gegründet, nahmen die fünf Musiker auch relativ zügig ihr Debütalbum „Metaphysical Attraction“ (2006) auf, welches nicht nur dafür sorgte, dass BELLADONNA auf Myspace schnell zur zweitbeliebtesten italienischen Band (nach LACUNA COIL) wurden, sondern ihnen auch zwei Grammy-Nominierungen (für „Black Swan“ und „Foreverland“) einbrachte. Für die darauffolgende zweite Platte „The Noir Album“ gab es zwar keine Preise, aber immerhin verschaffte es der Band Auftritte zusammen mit unter anderem LOADED, THE MARS VOLTA, KORN und NINE INCH NAILS.
Und nun also „And There Was Light“ – ein Album voll düsterer, myteriöser Atmosphäre und Zitaten von unter anderem Carl Jung, die die Bezeichnung „Rock noir“ einmal mehr rechtfertigen, allerdings mit Songs wie „You And I Are One“ oder dem abschließenden Titelsong auch „Lichtblicke“ zulassen. Für alle, die noch nicht mit BELLADONNA konfrontiert wurden: Düstere Gitarren treffen hier auf ein Piano, das permanent in Moll vor sich hin spielt, gepaart mit einer sich zurückhaltenden Rhythmusfraktion und Frontfrau Luana Caraffas charismatischem, oft poppigen, aber dennoch immer anspruchsvollem Gesang. Besonders letzteren wissen BELLADONNA auf „And There Was Light“ besser in Szene zu setzen, als noch auf „The Noir Album“, Höhepunktsongs wie „My Sweet Nepenthe“ oder das schon angesprochene, unerwartet positiv klingende „You And I Are One“ zeigen die Kraft von Frau Caraffas Stimme ebenso, wie die balladesken Momente wie zum Beispiel „Ballerina“ oder „Icarus Blues“ ihre Fähigkeit, Verletzlichkeit und Zerbrochenheit zu intonieren, unterstreichen. Dementsprechend ist es auf „And There Was Light“ mehr als jedem anderen Bestandteil der Musik dem Gesang zu verdanken, dass wir es mit einem emotional düsterem, aber trotzdem abwechslungsreichen Album zu tun haben. Das soll nicht die Leistung der Pianistin Licia Missori oder der Gitarristin Dani Macchi herunterspielen, die ebenfalls einen zwar nicht übermenschlich-technischen, aber rundum zufriedenstellenden Job erledigen, aber betonen, dass „And There Was Light“ auf dem Gesang aufgebaut ist. Das kann man mögen, muss man aber nicht, deshalb seien hier alle Anhänger von gitarrenlastiger, riffbetonter Musik gewarnt: Fette Riffs sind woanders zu suchen, denn selbst wenn man den Gesang BELLADONNAS Gesang sein lässt, besteht ein großer Anteil der Stärke dieses Albums in der Zusammenarbeit von (nicht einmal immer verzerrter) Gitarre und Piano, in der Abwechslung von rockigen und ruhigen Momenten.
Wer sich aber auf das Spiel einlässt und sich von den fünf Römern in ihre düstere Welt aus Mord, Korruption und Verbrechen entführen lässt, wird mit einem sehr atmosphärischen, tiefgehenden und emotional aufwühlenden akustischem Erlebnis belohnt. Das hat nicht die fettesten Riffs und verfügt nicht über den modernsten Sound (tatsächlich stellt der Klang für mich den einzigen Schwachpunkt des Albums dar, so hätte zumindest der Bass etwas dominanter gestaltet und das Ganze passend zum Inhalt etwas eckiger, kantiger produziert werden können), ist aber mal was anderes und wegen seiner Intensität ein definitiver Kauftipp für jeden, der auch mal auf harte Gitarren verzichten kann.
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