Da sind sie wieder – die Australier, die wie Finnen klingen. Hach ja, der Herbst ist einfach die perfekte Jahreszeit für melancholischen Melodeath. Andererseits wäre es ja langweilig, wenn alle Bands dieser Sparte im gleichen Zeitraum veröffentlichen würden. BE’LAKOR haben sich für ihr fünftes Werk „Coherence“ aber einfach mal die Freiheit genommen. Und warum auch nicht, immerhin hat das Quintett Finnland erfolgreich nach Melbourne verlagert. Die Australier servieren feinsten, melodischen Death Metal mit dichter Atmosphäre, emotionaler Dichte und einem Sinn für Dramatik; alles Dinge, die zuletzt in ihrem Viertwerk „Vessels“ nahe der Perfektion zur Schau gestellt worden sind. Dann sind fünf Jahre ins Land gezogen – und nun sind wir hier, bei „Coherence“, angelangt.
BE’LAKOR kehren nach fünf Jahren mit dem fünften Album zurück
An den Grundzutaten hat sich auch dieses Mal wenig geändert. Das Fundament von „Coherence“ bleibt der mit dem voluminös donnerndem Gutturalgesang von George Kosmas veredelte Death Metal – und kein Klargesang weit und breit in Sicht, nur vereinzelte Spoken-Word-Passagen hier und da. Der Sound ist füllig und hallend, suggeriert somit Größe und – gewissermaßen – auch Wärme. Letzteres lässt das gesamte Album herrlich organisch und natürlich klingen. Das Songwriting dockt definitiv mehr an den emotionalen Rezeptoren an und lässt sich dabei seine Zeit, anstatt den Hörer von Hook zu Hook zu jagen. Und somit kommen wir langsam zum kleinen aber feinen Unterschied zwischen dem Vorgänger und dem hier vorliegenden Werk. Denn während das Songwriting „Vessels“ zeitlebens nicht unbedingt sperrig gemacht hat, ist das bei „Coherence“ ein bisschen anders.
Dabei zeigen die Australier auf „Coherence“ erneut ein herausragendes Gespür für Melodien, Atmosphäre und das richtige Sounddesign, um alles schmackhaft zu verpacken. Doch nun nehmen sie ihre Hörer nicht durchgehend an die Hand, um sie durch intuitiv durchkomponierte Stücke zu führen. Vermehrt werden dichte, stimmungsvolle Pakete geschnürt, denen der Hörer regelrecht ausgesetzt wird. Gerade vor dem Opener „Locus“ mag man zunächst einmal kapitulieren, besonders wenn das Quintett gleich mehrere Passagen mit repetitiven Motiven hintereinander schaltet, von denen einige etwas fast Post-Rockiges an sich haben. Es liegt ein bisschen schwer im Magen und öffnet sich beileibe nicht so rapide wie der Vorgänger.
Melancholischer Melodeath, der auf dem zweiten Hör packt
Die Sperrigkeit lässt sich hier natürlich zu einem gewissen Grad schönrationalisieren. Im Falle des Openers fällt der Ersteindruck jedenfalls zunächst – man muss es einfach sagen – ernüchternd aus. Irgendwie wirkt der Track auf den ersten Hör fast ein bisschen unübersichtlich, sicherlich auch aufgrund seiner langen Spielzeit. Allerdings rufen BE’LAKOR immer noch durch ihr weiterhin tadelloses Handwerk große, magische Momente hervor, was wiederholte Hörversuche rechtfertigt. Und nach und nach zündet „Locus“ dann doch – vorausgesetzt man investiert die Zeit als Hörer. Im folgenden wird es zum Glück etwas einfacher: „Foothold“ und „Valence“ kommen deutlich prägnanter auf den Punkt und holen die Kohlen für Ungeduldige wieder gekonnt aus dem Feuer.
Das Niveau halten die Herren dann auch über die drei Instrumentalstücke „The Dispersion“, „Sweep Of Days“ und „Indelible“ bis hin zum Rausschmeißer „Much More Was Lost“. Als abschließender Zwölfminüter ist der Song insgesamt etwas stringenter strukturiert als der Eröffnungstitel, packt seine Hörer aber dennoch mit der gleichen Eindringlichkeit. Hier verhaspeln sich BE’LAKOR allerdings dann im letzten Drittel mit repetitiven Harmonien, die ein bisschen den Eindruck erwecken, als ob die Band den Song nach seinem eigentlichen Endpunkt noch um zweieinhalb Minuten verlängern wollte. Das hätte eigentlich nicht sein müssen. Hinzu kommt, dass die neue Platte eben nicht so unmittelbar fesselt.
Beides hält „Coherence“ letzten Endes davon ab, das großartige Album zu sein, das es zweifellos sein könnte. So bleibt es „nur“ ein weiterer, sehr guter Eintrag in der Diskografie der Australier.
Hat mich überrascht, dass hier so schnell ein Review drin ist. Das war ja schon beim letzten Album viel zu früh und es steht in den Reviews immer drin, dass es sich noch entwickelt. Von daher würde ich dem Album immer erst ein wenig mehr Zeit geben. Auch bei Vessels war ich am Anfang nicht begeistert und nach 4 Wochen fand ich es sensationell. Vielleicht ist es hier ja genauso. Ich lass mir da jetzt erstmal Zeit…
Und Sie haben es wieder getan. Respekt dafür wie sehr die Band ihre Riffs liebt.😍
Es kann doch schön sein so hemmungslos den Fanboy zu machen. Diese Band ist so
geil! Bewertung wie bereits erwähnt frühestens nach ?
Nur bringt es wenig, wenn ein Review erst ein paar Monate nach der Veröffentlichung kommt – dann ist das oll. Das wäre ungefähr so, als würde in den Nachrichten im Dezember gemeldet, wer bei den Wahlen im September gewonnen hat. Außerdem werden die Review-Schreiber weder Zeit noch Lust haben, sich alle besprochenen Alben über einen langen Zeitraum wieder und wieder anzuhören. So etwas mache ja selbst ich als „Otto Normalhörer“ nur in Ausnahmefällen.
So auf den ersten Hördurchgang wirkt mir das Ganze etwas zu überladen (auch oder gerade produktionstechnisch) und mir fehlt das Besondere, aber wenn ihr sagt, man braucht mehrere Durchläufe dafür…. mal sehen. Nur mit den Vocals habe ich so ein persönliches Problem, erinnern mich vor allem an alte Crematory. Ja ich weiß, die sollen früher ja mal akzeptable Mucke gemacht haben, aber nun ja, es sind trotzdem Crematory. :((
Also ich find’s schon beeindruckend gut.
Ist halt so ’ne Mucke, die man eher auf Albumlänge genießt, bei der Suche nach den 2-3 Hitsongs für zwischendurch aber nicht unbedingt fündig wird. Mir gefällt es, obwohl ich eigentlich echt kein all zu großer MeloDeath-Fan bin.
Be’Lakor haben m.M.n. ein sehr gutes Gespür für das gewisse Etwas in diesem Subgenre. Gutes Qualitätslevel, wenig Ausreiser nach unten wie oben, atmosphärisch dicht und narrativ. „Ergiebig“, wenn auch nicht zwangsläufig „exciting“.
8,5/10