BEING AS AN OCEAN lassen uns nicht mehr lange auf ihre neueste Schöpfung „Waiting For Morning To Come“ warten. Am 03.11.2017 zeigt sich diese kleine, sagen wir mal vorsichtig, etwas andere Scheibe der Welt. Vorab wurden bereits eifrig Songs aus dem Album im Internet veröffentlicht, so dass einige Tracks jetzt keine wirkliche Überraschung mehr darstellen werden. Aber ich für meinen Teil war überrascht. Angenehm verwundert über das gesammelte Konstrukt, welches die Kalifornier da zusammengestellt haben. Ein Konstrukt, welches für mein Dafürhalten erst so richtig wirken kann, wenn man sich „Waiting For Morning To Come“ von vorne bis hinten einverleibt. Die Anzahl der Songs, wir haben hier vierzehn Stück vorliegen, fand ich anfangs etwas overloaded, aber warum sich dieser Eindruck schnell verflüchtigte, dazu gleich mehr.
Ab in die Tiefen
Mit erwartungsvollen, zarten Pianoklängen nimmt einen das Intro „Pink & Red“ behutsam an die Hand und geleitet sanft in die Tiefen von „Waiting For Morning To Come“ und zu „Black & Blue“, dem offziellen ersten Track auf der Platte. Während Joel Quartuccio verzweifelt shoutet, wobei sich dieses auf einzelne Ansätze reduziert, sind es hier die cleanen Vocals und die elektronischen Puzzleteilchen, die den Song zusammenhalten. „I want you to listen very, very carefully!“ heißt es zwischendurch immer wieder. Diese Veröffentlichung kommt also direkt mit einem Benutzerhinweis daher. Und so verkehrt ist dieser auch gar nicht. Denn man muß sich die neue BEING AS AN OCEAN wirklich genau unter die Lupe nehmen, und sich sehr darauf einlassen können. Mit kleinen, feingliedrigen Interludes wird der Sampler immer wieder unterbrochen. Das erklärt zumindest die stattliche Tracklist. Wobei unterbochen definitiv der falsche Begriff dafür ist. Es sind Pianotunes im Mix mit elektronischen Facetten, die es schaffen die einzelnen Tracks zu einer Gesamtkomposition zu verbinden.
Eine kleine, dunkele Welle
Erst ab der Mitte wird das Tempo etwas angezogen. „Ok“ präsentiert sich in guter Core-Manier und Fronter Joel gibt wieder mehr Dampf in Sachen Shoutings. Auch sehr in der Vordergrund spielt sich „Thorns“. Mit gepitchtem Chor im Hintergrund untermalt ein ständiges „We are your friends. You`ll never be alone“ die düsteren Vibes und gräbt sich in die Innereien. Danach wird man direkt in „eB tahT srewoP ehT“ (oder „The Powers That Be“) geschmissen. Die kreativen Wirrköpfe aus Kalifornien muten uns einen kompletten Song rückwärts aufgenommen zu. Ja genau. Ist auch sofort etwas anstrengend für die Ohren ist, hat aber irgendwie auch etwas Mystisches. Einfach gestrickt ist hier absolut gar nichts. Wie eine kleine, dunkele Welle schwappt BEING AS AN OCEAN über uns. Dringt tief mit seinen Melodien in die Venen, pumpt sich mit Düsterheit voran und lässt uns in einem Zustand der Melancholie schweben, hinterlässt dabei aber dennoch ein beruhigendes Gefühl.
Liebe zum Detail
Leichte Klänge im Zusammenspiel mit bösen Parts samt grunzenden Shoutings, so kennt man BEING AS AN OCEAN. Deshalb an dieser Stelle auch ein Benutzerhinweis von mir. „Waiting For Morning To Come“ zeigt sich deutlich handzahmer als seine Vorgänger und lässt viel mehr Elektronik zu. Der Satz am Anfang „I want you to listen very, very carefully!“ ist jedoch wirklich ernst zunehmen. Ist man nämlich in der Lage sich vollständig darauf einzulassen, und vergisst man mal den veränderten Sound, so muss man wirklich anerkennen, dass BEING AS AN OCEAN hier eine in sich greifende, musikalisch detaillierte, perfekt eingespielte und beeindruckende, Komposition auf den Markt bringen.
Und gerade die Liebe zum Detail ist es, die es dann am Ende abrundet. Alle Songtitel zusammen aneinander gereiht, ergibt nämlich die Sätze:
„Pink and red, black and blue, floating through darkness, they seemed to glow and fade away when morning came. OK. As through each of my problems would slip away, dissolve. Thorns, the powers that be. Suddenly, I was alone. Blacktop I saw before me, a bright red light, and silently I stood – waiting for morning to come.“
Damit liefern sich BEING AS AN OCEAN ihre eigenen Schlusssätze für „Waiting For Morning To Come“ und mir bleibt nicht mehr viel hinzuzufügen, außer: „Yes. Listen very carefully.“
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