Behind The Scenery - Retroviseur

Review

Große Dinge werfen lange Schatten voraus. Schon vor mehr als einem Jahr gab es auf der offiziellen Website der Band zwei neue Songs des schon seit Ewigkeiten angekündigten dritten Albums der Schwaben BEHIND THE SCENERY zu hören. Und die versprachen schon damals Großes!
Angefangen hat alles mit dem 99er „Nocturnal Beauty Of A Dying Land“, einem noch recht ursprünglich schwedischen Album, dessen Nachfolger „… Of Honesty Forbidden“ ein Jahr später jedoch schon eine deutlich gereifte Band zeigte, die in der Lage ist, Songs zu schreiben, die sich vor keiner internationalen Konkurrenz zu verstecken brauchen. Im Gegenteil: frischer hat zu der Zeit kaum jemand geklungen! Mit „Rétroviseur“ gelingt ihnen dieses Kunststück glatt noch einmal! Die fünf Jungs (plus Gastfrau) machen nun endgültig klar, dass Göteborg und Göppingen doch nur die erste Silbe gemein haben. „Rétroviseur“ ist ein melodisches Death Metal Fest, dessen Eingängigkeit sich mit seiner Progressivität perfekt die Waage hält und aus diesem Wechselspiel zeitlose Songs strickt, die sich auch nach dem x-ten Durchlauf nicht im Geringsten abnutzen! OPETH ist ein Name, der einem immer wieder in den Sinn schießt, denn auch wenn die Schweden ihren Stil perfektioniert und zur eigenen Nische verfeinert haben, wandeln mit BEHIND THE SCENERY absolut talentierte Musiker auf ihren Pfaden, ohne diese jedoch zu plagiieren. Vielmehr handelt es sich dabei um schöne Zitate und kleine Versteckspiele, die einem ein ums andere mal feine Aha-Effekte bescheren. Natürlich hat man dem klassischen Schwedentod nicht gänzlich den Rücken gekehrt, ihn aber mit elektronischen, fast schon ambientartigen Spielereien, wie sie z.B. auf dem letzten AMORPHIS Album zu finden waren, und anderen frischen Ideen in einen modernen Kontext gesteckt. Eine dieser Ideen ist der Einsatz einer Gastsängerin, die mit den beiden ihr anvertrauten Stücken „Queen Of The Swans“ und „Elevation“ (komplett auf französisch gesungen!) in einer Art umspringt, dass einem warm ums Herz wird! Kein kitschiges Gothic-Nightwish-Gesäusel sondern eine erwachsene Stimme mit viel Gefühl für richtige Intonation. Gerade „Queen Of The Swans“ mutiert so zum Überflieger des Albums, der sich eben wie ein Schwan über die anderen Kompositionen erhebt. Mit ihren klug gewählten Dissonanzen klingen die Riffs dabei sehr nach OPETH, jedoch werden diese nicht so exzessiv ausgelebt wie bei den Schweden, sondern münden in den wunderschönen von singender Leadgitarre begleiteten Chorus. Gänsehaut!
Auch die Instrumentierung schöpft aus den Vollen und verbindet häufige subtile Akustikpassagen mit wüstem Geschrammel und schönen, getragenen, voluminösen Keys, die wie auch schon bei den genialen „Prologue“ und „Epilogue“ des Vorgängers wieder Johannes Biedert übernommen hat und damit besonders „Response To Solitude“ zu einem mächtig doomenden Kracher macht.
Trotzdem dürfen hier auch Fans des straighteren Vorgängers blind zugreifen, denn mit „Me And The Sun“ befindet sich u.a. ein absolut würdiger Nachfolger für das grandiose „Pierce The Eyes“ auf dem Album. Diese Mischung aus eingängig-melodischem Schwedentod à la IN FLAMES zu „Subterranean“ Zeiten und progressivem Metal geben „Rétroviseur“ eine Halbwertszeit, die der eines Klassikers ebenbürtig ist. Einziger Wehrmutstropfen, der dem Album die Höchstwertung zunichte macht, ist der zu schwach geratene Sound, der besonders durch ein zu dünnes Schlagzeug negativ auffällt. Trotzdem: unbedingte Kaufempfehlung!!

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29.12.2004

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2 Kommentare zu Behind The Scenery - Retroviseur

  1. Anonymous sagt:

    Könnte der Herr Kritiker der band bitte etwas weniger tief in den Arsch kriechen ? Wenn man das Review mitsamt dem dazugehörigen Interview liest, kommt einem von der ganzen Augenwischerei schon fast das Würgen und man bekommt ’nen Kloss im Hals. Soso, ein SOng ist also KOMPLETT AUF FRANZÖSSISCH (!!!) gesungen ! *sichdashösschennassmach* Is‘ ja IRRE !!! Oh mein Gott, wen juckt’s. Ein durchschnittliches Melo Death Album mit ein paar okayen Songs und zwei, drei grauenhaft schlechten (zu denen vor allem der kotzüble Titelsong gehört). Trotzdem immer noch einen Tick besser als das neue Nightrage-Verbrechen…

    5/10
  2. Anonymous sagt:

    Wo Thomas recht hat, hat er recht… Sehr variable Death-Scheibe. Allein der Refrain von "Me & the Sun" ist für die Ewigkeit. Warum nicht eine Gastsängerin, die ähnlich Anja Garbarek in Satyricons "Black Lava- Experiment" eine richtig gute Simme hat? Gut, unsere Kleinkindfraktion der Tarja-Rosenrot-At-The-Opera-Anwälte wird jetzt wieder aufjaulen, doch wen störts? Das ist Musik für Erwachsene, nicht unbedingt mit Doktorhut, aber immerhin erwachsen… die, die sich stundenlang mit von Opi geschnitzten Holzschwertern im Forum tummeln, sind hier nicht Zielgruppe.

    9/10