Behemoth - Sventevith (Storming Near The Baltic) (Re-Issue)

Review

BEHEMOTH besinnen sich momentan auf ihre Anfangstage und ehren ihre Frühwerke mit aufwendigen Wiederveröffentlichungen. Vergangenes Jahr hatten die polnischen Teufel bereits der kultigen „And The Forests Dream Eternally“-EP eine würdige Neuauflage gewidmet. Nun bekommt auch das erste Studioalbum „Sventevith (Storming Near the Baltic)“ einen neuen Anstrich.

1995 ist lange her und der Verfasser dieser Zeilen war zu diesem Zeitpunkt gerade mal im Kindergartenalter. Aber auch BEHEMOTH waren noch nicht die glänzend-schwarz lackierte Todesmaschine, die sie heute sind. Von der heutigen Besetzung war damals nur Mitbegründer und Bandkopf Adam „Nergal“ Darski an Bord. Dieser war selbst erst um die 18 Jahre alt und noch weit entfernt vom heutigen Promistatus. Probleme mit der katholischen Kirche, die Wiedergeburt nach schwerer Krankheit und das Meistern von Instagram sollten erst viele Jahre später folgen.

BEHEMOTH – Junge Wilde in den 1990ern

Dementsprechend war die Band auf ihrem Debüt noch eine ganz andere und kann schwer mit dem künstlerischen Koloss und der Marke BEHEMOTH von heute verglichen werden. 1995 tobte die Combo noch wesentlich roher durch die polnischen Wälder und „Chant Of The Eastern Lands“ macht schon direkt am Anfang klar, was BEHEMOTH damals verkörperten: Rasenden und kratzig produzierten Black Metal nach den Vorbildern aus dem hohen Norden. Hier werden eher Vergleiche zu den frühen EMPEROR wach statt zu den heutigen BEHEMOTH.

Die Produktion ist der damaligen Zeit und dem sehr wahrscheinlich geringem Budget entsprechend besonders roh. Nergals Stimme ist außerdem noch kein dämonisches Grollen, sondern eher ein besessenes Schreien. Nach dem rasenden Einstieg folgt überraschend ein kurzes Instrumental mit Folk-Gitarre. Hätte sicher auch ULVER gefallen. „From The Pagan Vastlands“ ist eine der frühsten Band-Hymnen und in veränderter Version auch später noch häufig in der Setlist anzutreffen. Das zornige „Wolves Guard My Coffin“ wurde ebenfalls Jahre später noch gelegentlich aufgeführt und ist auf der Live-Veröffentlichung „Evangelia Heretika“ von 2010 anzutreffen. Das überwiegend instrumentale „Hell Dwells In Ice“ mit seinen melancholischen Keyboardklängen und nachdenklichen Sprechpassagen hätte auch gut aus der Frühphase von den Kollegen DIMMU BORGIR stammen können.

„Sventevith (Storming Near The Baltic)“ – Rohes Debüt mit Ausblick auf kommende Großtaten

Als Bonus zur Reissue gibt es rare Songs wie „Cursed Angel Of Doom“ und „Bless Thee For Granting Me Pain“, die auch schon auf der „Demonica“-Compilation zu finden waren. Seltene Live-Mitschnitte aus dieser Zeit kommen oben drauf. Deren Qualität ist zwar nicht überragend, aber durchaus ein Ohr wert für Fans, die sich gerne mehr mit der ungestümen Frühphase der Band vertraut machen wollen.

„Sventevith (Storming Near The Baltic)“ aus heutiger Sicht zu beurteilen, fällt etwas schwer. Natürlich soll traditioneller Black Metal nicht zu sauber klingen, das ist keine Frage. Aber gerade beim Hören der epischeren Parts entsteht der Eindruck, dass die Band eigentlich schon damals auf Höheres hinauswollte. Das Ganze klingt etwas gefangen in der schrammeligen Produktion und Nergal steht die tiefere Stimmlage besser als das wilde Kreischen.

Trotzdem bleibt „Sventevith“ ein gutes Black-Metal-Album der alten Schule und ist für viele Leute Kult. Die wahren Großtaten sollten für BEHEMOTH aber erst ein paar Jahre später folgen. Verfechter des traditionellen Black Metal dürfen das natürlich gerne anders sehen und noch ein oder zwei Punkte dazurechnen. Die Re-Issue kommt als schicke Vinyl-Version in verschieden farblichen Ausführungen und als CD-Digipack mit 48-seitigem Booklet auf den Markt.

26.08.2021
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