Behemoth - Satanica

Review

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Nicht nur damals wirkte das Cover von „Satanica“ ungewollt amüsant. Dass BEHEMOTH auch schon 1999 mit ihrem vierten Album  eher unspaßig unterwegs waren, wird sofort klar sobald die ersten Töne von „Decade Of Therion“ erklingen. Nergal schleudert uns enorm verzerrt „Apo pantos kakodaimonos“ entgegen. Das ist Altgriechisch und bedeutet soviel wie „Weichet von mir, unreine Geister!“. Auch wenn die Polen damit die Haltung des schweigenden Gottes einnehmen, dies wird in den nächsten knapp 35 Minuten eindrucksvoll widerlegt und schon der erste Song ist ein einziger gnadenloser Überfall.

Wer mit den sterilen, akzentuierten Produktionen vor „The Satanist“ nichts anfangen konnte, der kann getrost zu „Satanica“ greifen. Für lange Zeit sollte dies die letzte Produktion sein, die gleichermaßen brutal und präzise, aber nicht künstlich und teilweise emotionslos wirkte. Den Drums wurde ein angenehmes Scheppern belassen, dass zwar ein wenig an Druck nimmt, aber durch die rasiermesserscharfen Gitarren mühelos ausgeglichen wird. Mit „Ceremony of Shiva“ zeigen sich die Polen schon damals enorm ideenreich, täuschen mit einer scheinbar harmonischen Gitarrenmelodie an, nur um diese dann zu zerhacken und die Töne wirr und schwerelos im Raum zu verteilen, bis sich diese förmlich magnetisch anziehen und erneut zu einer Harmonie verschmelzen. Wenn man sich „Satanica“ heute anhört, erscheint das Album weiterhin rasend schnell und überschlägt sich an manchen Stellen beinahe- ohne konfus zu wirken.

Das Gehör hat sich seit 1999 natürlich angepasst, denn damals klang das Werk noch gnadenloser und wirkte rasanter. Das Attribut „Extreme“ haben BEHEMOTH aber heute wie damals für sich gepachtet. „The Alchemist’s Dream“ zeigt, dass BEHEMOTH wissen wie man 6 Minuten für einen Song nutzt. Vielschichtig und stimmig führen uns die Musiker durch die Geschichte. Ab 4:40 kommt diese ohne Gesang aus und erreicht trotzdem den Höhepunkt, denn die Gitarren schießen förmlich gegeneinander und bauen eine beängstigende Stimmung auf, ohne Finale wird der Hörer verstört zurückgelassen… nur um in den letzten Song überzuleiten. Entladung der zuvor aufgebauten Spannung gibt es dann durch den gleichermaßen beängstigenden wie befreienden Schrei Nergals. Das moderne Black Metal-Stück „Chant for Eschaton 2000“ ist noch heute ein Klassiker, auch wenn er jüngst von „Oh Father, Oh Satan, Oh Sun“ als Konzert-Rausschmeisser abgelöst wurde. Hier wird deutlich, dass BEHEMOTH auch ohne trickreiches Riffing überzeugen können. Durchgehender Doublebass am Anschlag und eine kontinuierlich-mantrische Tonfolge reichen aus, um den Headbanger zum Ausrasten zu bewegen. Es lohnt sich diverse Live-Versionen des Songs auf You-Tube zu checken!

„Satanica“ wirkt als Komplettwerk und kann durchweg überzeugen – die hidden-tracks mal ausgenommen – nachdrücklich zwingen BEHEMOTH dem Hörer ihre ungewöhnlichen, sperrigen Kompositionen förmlich auf. „Of Sephirotic Transformation and Carnality“ ist an Durchschlagskraft kaum zu übertrumpfen, verzwickt anspruchsvoll und ein von Death Metal durchzogener Black Metal-Song der Extraklasse. Die Transformation ist schon fast unheimlich genau auf den Verlauf des Songs abgestimmt- hier wird der Perfektionismus des Fronters Nergal deutlich. (Kurioserweise muss ich anmerken, dass BEHEMOTH hier aber schon zum zweiten Mal Fragmente verwenden, die mich an eine legendäre Thrash-Band mit Indianerfrau am Mikro erinnern…auch „Conquer All“ vom Album „Demigod“ klingt schon sehr nach „Be All, End All“ von ANTHRAX…). Wer mit BEHEMOTH nicht vertraut ist, die Band aber für ihre atmosphärische Vorgehensweise und den Mix von Death und Black schätzt, kann sie hier in Höchstform erleben. Für mich bis zu „The Satanist“ klanglich und stimmungstechnisch die beste Platte von BEHEMOTH!

22.02.2014

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1 Kommentar zu Behemoth - Satanica

  1. udovonderkuhwiese sagt:

    jaa, das album hat mich in meinen jüngeren tagen ständig begleitet. böse bis zum anschlag, nach den gründeralben der band der einstieg in ihr modernes schaffen. nach wie vor zeitlose musik, für mich.