Begrafven - Dödsriket

Review

Vor sieben Jahren ploppte ein neuer Bandname auf: BEGRAFVEN. Black Metal aus Schweden. Immer her damit. Das Demo umfasste zwei Songs mit den Titeln “Universums Grav” und “Frälsaren” und überzeugte vom Fleck weg. Schnell avancierte der Ersteindruck zu einer Art Save-the-date-Karte fürs Studioalbum – nur leider ohne Datum. Kein Problem, dachten sich die frühen Anhänger, denn wer gefühlt aus dem Nichts zwei so ambitionierte Lieder veröffentlicht, wird danach bestimmt nicht in ebendiesem verschwinden. Pustekuchen. Die Kerze BEGRAFVEN erlosch zunächst. Und flammt jetzt, sieben Jahre später, mit einer Einladung ins Reich der Toten (Dödsriket) wieder auf.

BEGRAFVEN laden mit “Dödsriket” in die Unterwelt

Vor dem Abstieg in die Unterwelt lohnt sich ein Blick in die Band-Historie. Schon 2011 entwuchsen dem Hirn von Maturz (auch ELIMI und früher SNÖTÅRAR) erste musikalische Ideen, aus denen sich BEGRAFVEN formte – gemeinsam mit dem damaligen Bassisten, der die Band im Jahr 2015 aus persönlichen Gründen verließ. Nachdem sich Ursus anschloss, erschien das selbstbetitelte Demo in Eigenregie. Spannend: Die Lieder für das Debütalbum “Dödsriket” entstanden zur gleichen Zeit, trotzdem verzögerte sich die Aufnahme bis Ende 2017. Auch der Aufnahmeprozess stockte und erstreckte sich über mehrere Etappen. Viele Bands stolpern nach einem so problematischen Anlauf, doch BEGRAFVEN ziehen mit “Dödsriket” direkt auf die Überholspur.

Darf Black Metal Spaß machen?

“Dödsriket” klatscht alle musikalischen Schnellspanner zunächst mit einer satten Spielzeit von fast 70 Minuten um. Selbst nach Abzug der Demo-Songs “Universums Grav” und “Frälsaren” bleibt eine überdurchschnittlich hohe Albumlänge. Fatal, wenn BEGRAFVEN schlechte Musik schreiben würden. Das tun sie glücklicherweise nicht, und so entpuppt sich “Dödsriket” als äußerst homogenes Gesamtwerk, das kaum von der mit dem ersten Ton eingeschlagenen Fahrtrichtung abweicht und dennoch genug Entdeckungspotenzial hat. Doch in erster Linie ist das elf Lieder umfassende Debüt Black-Metal-Unterhaltung in Perfektion. Black Metal und Unterhaltung, geht das abseits von unbestrittenen Spaßkapellen? An alle Puristen: Schiebt die Augenbrauen wieder runter, das macht nur Falten. Keine Sorge, “Dödsriket” wohnt sowohl Ernsthaftigkeit als auch Oldschool-Attitüde inne.

BEGRAFVEN schreiben keine Stücke, die besonders diabolisch anmuten oder mit der Rasierklinge unter die Haut gehen. Neben Blastbeats und harschen Passagen flirren immer wieder lichte Momente auf und zu manchen Parts formt sich die Hand automatisch zur feierlich beschwörenden Schwarzheimerkralle, wenn die Luftinstrumente gerade nicht aktiv sind. Davon abgesehen liefert “Dödsriket” bockstarke Melodien. Zusammengenommen erinnert das alles an Bands wie ISTAPP, wobei auch Norwegen nicht selten winkt.

Das Warten auf “Dödsriket” hat sich gelohnt

Wer tief in die Nummern eintaucht, möchte meinen, dass es kein siebenjähriger Reifeprozess war, sondern eine jahrelange Detailarbeit. Nicht weil das Ergebnis ausgeprägt experimentell oder progressiv ist, im Gegenteil, aber es ist durchaus eine Leistung, gemessen an der Länge einzelner Songs und des gesamten Albums, ein so stimmiges Werk zu konzipieren. Allein das Songwriting von “Då Jorden Fylls Av Klagorop” steckt vieles in die Tasche. Und noch mal: BEGRAFVEN erfinden nichts Neues, machen aber alles richtig; bis auf das schmunzelnswerte Cover-Artwork vielleicht. “Dödsriket” ist ein stilistisch geradliniges Album der alten Schule in einem großartigen Sound-Gewand – mit reichlich Spannungsmomenten, gekonnter Tempovariation, großem Spaßfaktor und einer beeindruckenden Stringenz. Nur “Livets Fort”, durch ein Klavier-Interludium vom Rest getrennt, tönt phasenweise anders – ein Ausblick auf Kommendes? So oder so bleibt zu hoffen, dass es nicht erneut sieben Jahre dauert.

21.08.2020
Exit mobile version