Before I Forget - Anger City

Metalcore im Stil der Zwanziger? Es gibt eben doch nichts, was es nicht gibt, denn genau diese Stilrichtung haben sich die sechs Berliner von BEFORE I FORGET auf die Fahnen geschrieben und sich vom Outfit bis zum Coverartwork gleich mal den coolen Look von Gangstern wie Al Capone abgeschaut.

Eine entsprechende Vorfreude auf ein außergewöhnliches Hörerlebnis wird aber leider schnell getrübt, denn der Opener „This Is Real“ und das darauf folgende „End Of Reflections“ sind zwei eher langweilige, irgendwo zwischen Nu Metal und Metalcore angesiedelte Tracks, die weder das vorhandene Cello, noch das Zusammenspiel von Sängerin Jasmin und Shouter Franz richtig in Szene setzen. Für sich genommen sind die einzelnen Elemente eigentlich ganz gut gemacht, wie zum Beispiel die druckvollen Shouts, die sich oft nahe an der Grenze zum Pig Squeal bewegen, oder die saftigen Riffs der Gitarrenfraktion. Zusammenwachsen will das Ganze aber nicht so recht, und so bleibt auch nach dem x-ten Durchlauf nichts hängen. Ein ganz anderes Bild zeigt dann „Full Nelson“, eine wirklich starke Nummer, die von Anfang an zündet. Da treffen Stakkato-Riffs auf Cello-Attacken und Doublebass-Gewitter, und auch der Refrain weiß sich im Ohr festzusetzen. Ein kurzer Spaß, denn der Rausschmeißer „I ´m Sorry“ erweist sich dann defintiv als Tiefpunkt dieser EP, der Song klingt, als wäre er aus drei völlig verschiedenen Nummern zusammengezimmert worden, um auf Biegen und Brechen für Abwechslung zu sorgen.

„Potenzial verschenkt“  ist vielleicht ein zu hartes Prädikat für den ersten Output von BEFORE I FORGET, aber hier wäre ganz sicher mehr drin gewesen. Zwei ganz solide Songs, ein richtiger Reißer und der Totalausfall am Ende reichen nur für Durchschnitt, aber das Talent und Potenzial, das diese junge Truppe bietet, will man ihnen nicht absprechen. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal besser mit der Umsetzung, wer Lust auf Experimente hat, darf hier trotzdem gerne reinhören.