Beehoover - Primitive Powers

Review

Galerie mit 4 Bildern: Beehoover - Stoned From The Underground 2012

Reichlich seltsam ist es, das fünfte Album „Primitive Powers“ der Esslinger Experimental Stoner BEEHOOVER, ihres Zeichens Meister des unscheinbaren Songs. Aber was will man erwarten, wenn ebendiese Band mit der Prämisse herangeht, auf Gitarren zu verzichten und sich stattdessen auf Bass, Schlagzeug und Gesang beschränkt? Dass dabei weder irgendein Tech-Gemetzel noch eine vor Cheese platzende AOR-Pampe herauskommt, dürfte klar sein.

Denn wenn der verzerrte Bass nicht nur im Rampenlicht steht, sondern auch die melodische Show ganz alleine stemmen muss/will, dann klingt das für die gitarrenverwöhnten Ohren schon mehr als gewöhnungsbedürftig. Hier muss der Hörer wirklich einiges an Hörarbeit leisten, um diesen nicht gerade sonderlich eingängigen Songs irgendetwas abgewinnen zu können. „Primitive Powers“ zeichnet sich dementsprechend mehr durch die Betonung auf Rhythmik denn auf Melodie aus und ist auch sonst ein richtig krude anmutender Brocken, den man erstmal verdauen muss. BEEHOOVER scheinen sich vehement gegen Höhen zu sträuben, die werden ja eh überbewertet. Echt jetzt mal, die Gitarren dieser Welt können sich sonstwo einen von der Palme frickeln.

Der Sound von „Primitive Powers“ ist staubtrocken, der angezerrte Bass grummelt sich grantig aber klar und unverfälscht durch die Songs. Kein klischeehaftes Wummern ist zu vernehmen, generell keine unnötigen Effekte, abgesehen von einigem Noise-Geflirre wie etwa bei „Tickling The Dragon’s Tail“. Blickt, oder besser: lauscht man über das Äußere hinweg, entfalten sich einem die stoisch anmutenden Songs erst richtig. Diese variieren zwischen straffen Groove-Monstern und atmosphärischen Klanglandschaften – wobei BEEHOOVER besonders die Übergänge zwischen beiden gut hinbekommen haben, man höre „Light My Pyre“. Repetitionen und ornamentale Klangtupfer, welche besagte Repetitionen ausschmücken, stehen an der Tagesordnung, ebenso wie der Hang zu zurückhaltender Coolness. Oder cooler Zurückhaltung? Schwer zu sagen, BEEHOOVER lassen sich einfach nichts anmerken. Auf „Primitive Powers“ schäumt aber auch echt gar nix über.

Das rhythmische, gerne auch mit schrägen Melodien versehene Spiel von Ingmar Petersen am Viersaiter wechselt zwischen hektischen, wuseligen und gelegentlich auch leicht verqueren Grooves und getragenen, atmosphärischen Klangflächen, die überwiegend durch wohlklingende Arpeggios dargestellt werden – ich verweise auf den Rausschmeißer „My Artillery“. Claus-Peter Hamisch vereint in seinem Schlagzeugspiel die Genauigkeit eines Schweizer Uhrwerkes mit einer geradezu unverschämten Lockerheit. Dazu ertönt dann der seltsam launische Gesang, der eher wie ein zusätzliches Instrument wirkt. Das wird dadurch verstärkt, dass er ein wenig in den Hintergrund gemischt worden ist. Hat entfernt was vom experimentellen Krautrock der 70er.

Tja, leicht machen es BEEHOOVER ihren Hörern wirklich nicht. Es wäre schon ein Understatement, „Primitive Powers“ ein sperriges Album zu nennen. Es ist unscheinbar, krude, staubtrocken, anstrengend, neurotisch, seltsam, schräg, fordernd, aber irgendwie doch wahnsinnig erfüllend, stimulierend, unterhaltsam und letzten Endes einfach nur großartig.

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20.02.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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