Beartooth - Disease

Review

Soundcheck Oktober 2018# 18 Galerie mit 25 Bildern: Beartooth - UK + EU Tour 2024 in Berlin

Es gibt sicher unzählige, kluge Wandtattoo-Sprüche mit dem sinngemäßen, wenn auch oft sehr platten Hinweis darauf, wie wichtig Musik im Leben ist. Jeder kennt sie. Für BEARTOOTH sind diese Sprüche jedoch keine nettgemeinte Floskel.

BEARTOOTH: Ein Kampf gegen Dämonen

Denn ohne Musik, für Fronter Caleb Shomo, keine Option. Die Musik, sein Halt und sein Heimathafen. Und so wagt sich die Band mit „Disease“ thematisch an die Beschreibung eines Krankheitsbildes, welches aktuell präsenter als je zuvor ist. Betitelt und vertont Shomo’s Kampf mit seinen inneren Dämonen, Shomo’s Kampf mit der Depression. Jeder Titel der Platte ein eigenes Spektrum, eine Form der Krankheit. Ein Versuch zu beschreiben, wie es sich anfühlt, denn O-Ton Shomo: „It’s always in my head.“

Und so beginnt es: Erst still und einlullend, wie eine harmlose Akkustik-Gitarren-Nummer. Man hat einige Sekunden, um sich zu Fragen, ob an einem total vorbeigegangen ist, dass BEARTOOTH jetzt Soft Rock fabrizieren. Sind diese Sekunden aber vorbei, wird oben genannte Frage mit Einsatz von einem aufheulenden Screamingpart und brutalen Gitarren-und Drumplay in der Luft auseinander genommen und zerschmettert. Der Opener „Greatness Or Death“ legt ein gutes Tempo vor. Ausgeruht wird sich nicht oder nur kurz in den doch sehr melodisch gehaltenen Refrain.

„Disease“: Eine Bitter Sweet Symphony

BEARTOOTH setzen bei ihrem neuesten Release eindeutig auf voluminöse, eingängige Hooklines. Chorale Oh-Oh-Oh’s im Background treffen auf Lyrics, die sich zweifelsfrei hervorragend mitsingen lassen. Damit bietet „Disease“ eine bittersüße Grundstimmung. Eine ständige Schwankung zwischen einer verzweifelt, stimmlich kehligen Darbietung Shomos und fröhlich anmutenden Sing-A-Long-Parts. Gegebenenfalls seitens der Band thematisch gewollt oder nur ein gekonnter Schachzug in Sachen markttauglicher Veröffentlichung. Kein schlechter, denn eben genau diesem Augenmerk auf Eingängigkeit verdanke ich wohl, dass mir der Titeltrack noch länger im Kopf nachhängt.

Ohne Fragezeichen, dafür mit einem fetten Ausrufezeichen versehen, sägt sich „Bad Listener“ mit seinen durchdringenden Growls-und Screamingparts und schwermütigen Gitarrenriffs in mein Herz. BEARTOOTH holen im mittleren Bereich ihrer Platte aus und wüten in astreiner Metalcore-Manier. „Bad Listener“ ist roh und bösartig und katapultiert sich damit eindeutig stark nach vorne.

Emotionale, ehrliche Achterbahn mit Struktur

Zusammenfassend und mit dem Blick auf die Tracklist unterziehen sich BEARTOOTH dieses Mal einer emotionalen Achterbahnfahrt, liefern nach „Aggressive“ ein lyrisch verdammt ehrliches Album ab, wofür definitiv Respekt angebracht ist. Gleichzeitig fehlt zum direkten Anknüpfen an den Vorgänger die gewisse brachiale, rücksichtslose Durchschlagskraft.

„Disease“ ist in sich ruhiger, melodischer und strukturierter. Ohne Frage öffnen sich BEARTOOTH mit dieser Veröffentlichung einem breiteren Markt. Während einige den Stil der neuen Platte als Hard Rock bezeichnen, ist irgendwo zwischen Hardcore, Melodic Metalcore und Modern Metal wohl die beste Beschreibung dessen, was „Disease“ zu bieten hat. „It’s always in my head“, wie Shomo so schön sagt bzw. singt und folglich ist „Disease“ sicherlich etwas anders als von vielen erwartet, aber dennoch eine in den Köpfen bleibende und absolut keine zu unterschätzende Produktion.

 

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22.09.2018

It`s all about the he said, she said bullshit.

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