BE‘ LAKOR sind Australier, umso überraschender die Tatsache, hier lupenreinen Melodic-Death der Schwedenschule geboten zu bekommen. Gehuldigt wird vor allem INSOMNIUM und DARK TRANQUILLITY der „Haven“-Phase, wobei sich der Gesang wirklich wie eine Mischung aus Niilo Sevänen und Stanne anhört. Die sechs überlangen Tracks des Albums „The Frail Tide“ sind angefüllt mit MAIDEN-Licks, ruhigen Zwischenspielen, melodischen Synthesizer-Sequenzen und dramatisch einfallenden Gesangslinien („Neither Shape Nor Shadow“).
War es im Opener eher eine Annäherung an DARK TRANQUILLITY, so beginnt „The Desolation Of Ares“ wie ein INSOMNIUM-Song, eigentlich unglaublich, wie hier aus verschiedenen Songs der Finnen das prägnanteste zu einem neuen eigenen Track der Australier transformiert wird. Und der ist nicht übel gelungen. Das Akustikbreak muss einfach von der „Since The Day It All Came Down“ adaptiert sein. „Tre‘ Aste“ zaubert uns wieder diese traurigen Melodien, die mich zu der Überzeugung bringen, dass es sich hier eigentlich nur um eine skandinavische Band handeln kann, denn virtuos flirren Soli, growlt sich Sänger George souverän durch den nebelverhangenen nördlichen Wolkenschleier.
Und stets nehmen die Tracks trickreiche Wendungen, erstmal runter die Wendeltreppe, ab durchs Labyrinth, hin zum verschnörkelten Pavillon im Park, doch wo war der nur? „A Natural Apostasy“ eröffnet akustisch, gut produziert haben sich diese Australier. Wirklich ein nettes Album, das sich hier völlig überraschend offenbart, wobei man natürlich sagen muss, dass sie damit bei mir an den richtigen geraten sind… Die an frühe MAIDEN erinnernden Soli sagen mir auch zu, da sie sehr professionell umgesetzt werden. Der Folk-Part am Ende des Songs, der sich in eine Art „Ancient Mariner“ verwandelt, weist den Weg ins Finale: denn auch im instrumentalen „Paths“ regiert zunächst nordische Tristesse, allerdings von warm hallendem Piano gefällig in Szene gesetzt.
Auch das abschließende „Sanguinary“ zeigt die Liebe der Band zum Detail, zum facettenreichen Kombinieren und Komponieren, das Faible für sich dramatisch steigernde Momente haben sie mit den Vorbildern gemeinsam. Bisweilen nehmen BE’LAKOR auch Tempo auf, um sich dann jedoch in diese epische Ausrichtung zurückfallen zu lassen. Für eine selbstproduzierte CD ist dieses Werk ein kleines Juwel. Das Album ist 2006 aufgenommen worden; ich hoffe sehr, es gibt bald Nachschub, möglicherweise mit Label im Hintergrund, einer etwas druckvolleren Produktion und etwas strafferem Songmaterial. Bei den Anlagen kann hier etwas Großes entstehen. Verdient hätten es diese munteren Australier. Gut!
sehr gelungenes Debut