Bayside - The Walking Wounded

Review

Die New Yorker von BAYSIDE existieren schon eine Weile, haben bereits eine ganze Stange an Alben veröffentlicht und mussten 2005 einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen, als ihr damaliger Drummer bei einem Autounfall sein Leben verlor. Nach einen Akustikalbum legt das Quartett um Anthony Raneri nun sein neues Album vor, welches dort anfangt, wo die Vorgänger aufgehört haben: Melancholische, jedoch nicht tieftraurige, nette Rocksongs mit eingängigen Melodien, zum sofortigen Mitsingen geeignet. „The Walking Wounded“ ist kein Entlanghangeln am Abgrund sondern eher eine Art Seelenspaziergang, vielleicht auch ein Stück Selbsttherapie der Band nach schweren Zeiten. Das sei ihnen gegönnt, und die Songs, die durchaus auch einiges „Hitpotenzial“ vorweisen (wobei ich dieses Wort hier nur sehr vorsichtig benutze) zünden bestimmt sehr schnell bei der entsprechenden Klientel. Fans von WEEZER, GREEN DAY oder auch ALKALINE TRIO sollten mal ein Ohr riskieren, falls ihnen die Band nicht schon längst ein Begriff ist.

Ich persönlich kann mich nun nicht unbedingt als Fan der gerade erwähnten Bands outen, wobei ich generell sehr aufgeschlossen für energiereichen und emotionsgeladenen Rock bin. Was mir bei „The Walking Wouned“ allerdings mächtig sauer aufstößt, ist seine Austauschbarkeit. Das Album erinnert mich an all die ganzen US-College-Filme, in denen man junge Leute zu genau dieser Musik auf dem Roadtrip begleiten kann, oder ihnen dabei zusieht, wie sie von einer Peinlichkeit in die nächste stürzen, sich Trompeten in den Hintern stecken, Schamhaare auf Hochzeitstorten rieseln lassen oder in flagranti beim Sex mit der Tennissocke ertappt werden. Alles schon mal dagewesen und wirklich nix Neues mehr. Man scheut sich nicht, altbekannte Strukturen bereits vorhandener Songs aufzugreifen – klar, das funktioniert und geht auch ins Ohr, aber von Innovation und Eigenständigkeit kann da keine Rede sein. Damit rocken die Jungs vielleicht beim Prom, aber im internationalen Vergleich sieht es da sowohl synchronisch als auch diachronisch nicht sehr gut aus.

Ich möchte das Album nicht komplett schlecht reden, aber ich vermisse eben Eigenständigkeit in den Songs. Vielleicht bin ich ja auch nur zu anspruchsvoll, vielleicht kenne ich aber auch einfach schon zuviel aus diesem Sektor, um von „The Walking Wounded“ noch wirklich beeindruckt zu werden. Wer sich bei den erwähnten Bands zuhause fühlt, wird mit diesem Album sicherlich glücklich, Fans der Band können sowieso zugreifen. Aber manchmal will man eben mehr, als einfach nur Gute-Laune-Songs, die immer nach dem gleichen Schema funktionieren.

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25.04.2007

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