Es ist zuletzt still geworden in der rechtlichen Posse um BATUSHKA. Bartłomiej „Bart” Krysiuk nutzt die Zeit bis zu einer Entscheidung jedenfalls, um weiter neues Material zu veröffentlichen. Schon im letzten Jahr feuerte er als kleinen Nachfolger zu „Hospodi“ die EP „Raskol“ ab. Nun steht mit „Carju Niebiesnyj“ eine weitere Mini an, die zeigt, dass „Bart“ bestrebt ist, seiner BATUSHKA-Version eine eigene Handschrift zu verleihen.
BATUSHKA zeigen sich entwicklungsfähig
Ein notwendiger Schritt, um sich von der Vergangenheit zu emanzipieren. Auch, um sich abseits oder trotz des ganzen Zirkus rund um die Band zu etablieren. Das Ergebnis kann sich hören lassen, ohne völlig zu begeistern oder zu verblüffen. „Carju Niebiesnyj“ ist abwechslungsreicher geraten als „Hospodi“, weißt aber ähnliche Schwächen auf. Denn dem druckvoll produzierten Black Metal, der um schleppende Doom-Einflüsse (insbesondere in „Pismo I“ und „Pismo VI“) sowie Chöre und dezente Orchester-Parts erweitert wurde, fehlt eine gewisse Schroffheit. Besser gesagt: Die Ecken und Kanten, die eine Kratzigkeit als Stilmittel offerieren, sind auf dem neuen Output zum Relikt einer längst vergessenen künstlerischen Beziehung verkommen.
Stattdessen ist das Material deutlich abwechslungs- und ideenreicher als noch auf „Hospodi“ – und ehrlicherweise auch auf „Litourgiya“. Das ist durchaus als Lob zu verstehen, wenngleich BATUSHKA die klassischen Black-Metal-Elemente („Pismo II“) deutlich besser zu Gesicht stehen als der Versuch, im schleppenden Doom-Tempo für Gänsehautmomente zu sorgen. Spannender fällt „Pismo III“ aus, ohne wirklich zu überwältigen. Vielseitig und dynamisch präsentieren BATUSHKA hier ein dramatisches Schauspiel aus flirrenden Gitarren, bissigen Vocals und nur sehr dezentem sakralem Gesang, der sich im Vergleich zu manch dominanteren Momenten im Hintergrund tatsächlich als gehaltvoller erweist. Dass sich im finalen „Prismo VI“ noch einmal schleppende Doom-Langatmigkeit mit deutlichem Orchester verbünden, mag in der Theorie als fulminantes Finale durchgehen, hinterlässt aber nicht mehr als den Eindruck, sanft aus einer opulent ausgestatteten Mini geleitet zu werden.
„Carju Niebiesnyj“ ist abwechslungsreich und gut, bleibt aber nicht hängen
So verhält es sich am Ende gänzlich mit „Carju Niebiesnyj“: Ja, BATUSHKA haben sich entwickelt und ja, diese Entwicklung zeigt durchaus positive Züge. Doch das Endergebnis prallt erstaunlich spurlos ab. So gut die einzelnen Elemente in den rund 27 Minuten auch ineinandergreifen und so ausgeklügelt und abwechslungsreich das Material auch sein mag, die spannende Mystik, die der Band in ihren Anfangstagen vor dem Split anhaftete, ist endgültig der Weltlichkeit gewichen. „Hospodi“-Fanatiker werden hier ebenso fündig wie jene, die im Black Metal eher nach Opulenz statt nach Emotionen und leidenschaftlichem Feuer suchen. Solide, gut gespielt, dick produziert, aber eben ohne wirklich atemberaubende Momente.
Also in der Batushka-Soap bin ich ja eher im Team Drabikowski. Die grassierenden Geschichten scheinen eher darauf hinzudeuten, dass er zu Beginn die kreative Triebfeder war, und Bart sich ein wenig Euronymus-Like mit seinem Privatlabel einiges gesichert hat, was ihm so nicht zusteht. Ich finde es jedenfalls sehr schade, dass Drabikowski mit seiner Version viel weniger Öffentlichkeit bekommt.
Das hier ist halt more of the same und schon sehr auf Gefallen bei der existierenden Zielgruppe getrimmt. Die Mystik ist durch die Keilerei halt weg. Der Reiz des neuen ist auch weg. Dann funktioniert sowas ohne tatsächliche Qualität halt nicht.