Bastard Saints - The Shape Of My Will

Review

Was macht man, wenn man brutalen Death Metal spielt, aber nur einen Gitarristen in der Band hat? Genau, man gibt dem Bassisten mehr Platz.
So einfach sich das im Fall von BASTARD SAINTS liest, so effektiv ist das, wenn es an das Ergebnis geht: Mit technisch relativ anspruchsvollen Gitarrenriffs und gut in den Vordergrund gerückten, trockenen Basslines kann man den Italienern BASTARD SAINTS eines schon mal nicht vorwerfen: dass sie langweilig sind.

So preschen die vier Italiener aus Varese gut nach vorne, nehmen das Tempo nur dann heraus, wenn es für die Dynamik eines Songs unerlässlich ist, nehmen neben aller technischen Raffinesse auch die Einflüsse des guten, alten Straight-Forward-Grindcores mit, sind komplex, behalten aber auch immer ihre Songs im Hinterkopf. Dabei kommen dann so richtig knackige Songs wie der Opener „Irrevocably Alone“, das darauffolgende „Black Resistance“ oder das in seiner Verrücktheit und mit seinem fetten Slampart teilweise an modernere Deathcore-Acts grenzende „Dead Evangelist Praying“ heraus, bevor die Band dann nach rund 13 Minuten das erste Mal überrascht: „Il Deliquio“ fängt zunächst langsam, schleppend, fast doomig an, steigert sich dann in Midtempo-Gefilde, bevor BASTARD SAINTS dann – vor allem rhythmisch – so richtig abdrehen und in ihrer Beklopptheit keinen Stein mehr auf dem anderen lassen.
Dieser sich aufbauende Stil mit langsamen Beginn hin zu einem rhythmisch wirklich seltsamen Part führt sich dann auch in „Ultimate Iconoclasm“ fort, hier erinnern BASTARD SAINTS teilweise an CANNIBAL CORPSE zu „Tomb Of The Mutilated“-Zeiten, im nächsten Moment dann eher an einen modernen Groove-Stampfer. So holzt die Band munter vor sich hin, bevor man kurz vor Schluss mit „A Bullet For The Pope“ in Sachen Tempo nochmal alles aufdreht und in nicht ganz drei Minuten sämtliche Register zieht, bis es schließlich an den im Kontext des Albums fast etwas standardmäßig erscheinenden Rausschmeißer „Omicidio Da Libidine“ geht.

Hinzu kommt dann noch, dass „The Shape Of My Will“ sehr ansprechend produziert ist, kein totgetriggertes Schlagzeug und keinen Soundmatsch, aber auch keine leblose Ultramodern-Produktion, sondern eben einfach die passende Härte zur Musik der BASTARD SAINTS bietet. Schick. Die vier Italiener suchen sich mit „The Shape Of My Will“ ihren eigenen Weg im schier endlosen 08/15-Sumpf des brutalen Death Metals, ohne aber die Grenzen des Genres in einem Ausmaß zu überschreiten, das ihnen die Die-Hard-Fans übelnehmen würden. Dieses Album könnte manchen erstmal überfordern, ist es doch alles andere als eingängig und in manchem Moment auch reichlich komplex. Zwar bemühen sich die BASTARD SAINTS wie gesagt darum, den Song nie aus dem Auge zu verlieren, aber bei so viel geballter Beklopptheit auf einer Platte muss man sich die Höhepunkte, die im Ohr hängen bleiben, teilweise eben auch erst einmal suchen. Das ist dann letztlich auch mein einziger Beweggrund, dieser Platte keine acht Punkte zu geben, sondern eben doch „nur“ sieben: Das gewisse Etwas ist zwar da, aber es muss noch allgegenwärtiger sein, es müssen mehr Höhepunkte her, damit ich „The Shape Of My Will“ mit gutem Gewissen ohne Einschränkung empfehlen kann.

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28.05.2012

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