Bastard Grave - What Lies Beyond

Review

Bei aller grotesken Düsternis und Grausamkeit der Motive wirken die Werke Ragnar Perssons wie von einer kindlichen Sicht auf die Welt geprägt und wüsste man nicht, dass es sich bei Persson um einen anerkannten schwedischen Künstler handelt, könnte man seine Zeichnungen schnell als skizzenhafte Gehversuche im Kunstkurs abtun, mit unbeholfener Hand und ohne sichtliche Mühe niedergekritzelt. Mark Riddick zumindest wäre es nicht übelzunehmen, stieße ihm Perssons Artwork zu „What Lies Beyond“ übel auf, so holprig an Riddicks detailverliebten Schreckensbildnissen orientiert wirkt das modernde Skelett auf dem Debut-Einband von BASTARD GRAVE.

Deutlich ausgewachsener dagegen gerieren sich diese fünf Schweden, wenn es ans Eingemachte geht. BASTARD GRAVE verdeutlichen fast aus dem Stand (eine Demo im letzten Jahr, keine sonstige Banderfahrung der Mitglieder laut Metal Archives), dass urtypisch schwedische harte Klänge halt nur aus Schweden stammen und von Schweden geschrieben werden können. Wie so oft bilden auch bei „What Lies Beyond“ das modrige HM-2-Sägen und ENTOMBED-Riffs das Grundgerüst, die Füllung aber besorgen andere. Statt sich rein der momentan wieder schwer angesagten Hau-Drauf-Death-Metal-Keule zu bedienen, suchen BASTARD GRAVE ihr Heil im thrashigen Death’n’Roll; die seit langem auf Halde liegenden DEATH BREATH, kompromisslosere TRIBULATION oder die starken Newcomer VAMPIRE (übrigens allesamt Schweden) bilden die Fixpunkte, zwischen denen BASTARD GRAVE riffen, grooven, thrashen und die ein oder andere morbide Melodie aus der Gruft zaubern.

Dass den Debütanten doch noch ein Stück zum Erwachsensein fehlt, ist nicht primär dem Umstand geschuldet, dass „What Lies Beyond“ außerhalb bekannter Muster nichts Neues zu bieten hat. Ideenarmut lassen sich BASTARD GRAVE nicht ankreiden, dafür aber die (noch) nicht ausgeprägte Fähigkeit, zum Punkt zu kommen. „From The Depths“ etwa unternimmt drei Anläufe, schlüssig zu sein, zögert aber jedes Mal hinaus, nur um noch eine Idee zu verbraten. Dabei liegt doch auch bei BASTARD GRAVE die Würze in der Kürze, wie „Stalker“ oder vor allem das grandiose „Misery“ beweisen. Kurz und knackig ist das, was fehlt, um „What Lies Beyond“ zu einem überaus erwachsenen Album zu machen.

29.10.2015
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