Bastard Grave - Vortex Of Disgust

Review

Soundcheck März 2023# 20 Galerie mit 10 Bildern: Bastard Grave - Party.San Metal Open Air 2024

Vermutlich werden sich die Melodeath-Ästheten und die Connaisseure der todesbleiernen Ranzigkeit nie auf einen gemeinsamen Nenner einigen können. Aber letztere finden nun mit dem neuen BASTARD GRAVE-Album „Vortex Of Disgust“ endlich neuen Humus, um sich wieder gemütlich einzubetten und genüsslich zu verrotten. Die Helsingborger klatschen mit dem passend betitelten Drittling wieder ein fieses, madiges Stück Fleisch auf die Theke, das sich grob irgendwo zwischen Stockholmer Schule und US-amerikanischen Ekligkeiten Leckerbissen á la AUTOPSY einordnen lässt. Das ist natürlich für Kenner der beiden Vorgängeralben „What Lies Beyond“ und „Diorama Of Human Suffering“ nichts Neues.

BASTARD GRAVE beschwören einen „Vortex Of Disgust“ hervor

Ebenfalls nicht neu ist der Sound der Platte, der wieder so fettig, eitrig und mit Abszessen übersät klingt, dass es einem schon mal einen Chef’s Kiss entlockt. Die Schweden wissen definitiv, wie sie ihr Todesblei-Süppchen zu verfeinern haben. Sänger Tiago Dias‘ monströses Organ, das dank Chorus-Effekten noch einmal eine Nummer voluminöser und bedrohlicher wirkt, thront wie eine dem stetigen Zerfall anheim gefallene Ausgeburt der Hölle über dem Geschehen, sodass auch hier die handwerkliche Kunst hinter „Vortex Of Disgust“ gepriesen sei. Der Opener „Sunder The Earth“ macht es vor, steigt mit zermürbenden Grooves ein und geht dann in einen punkigen Galopp über, dass die Knochen klappern. Zudem zeigen sie in „Necrotic Ecstacy“ auch, dass sie nach wie vor eine richtig finstere Atmosphäre heraufbeschwören können – alles wohlgemerkt mit simplen, um nicht zu sagen: hausbackenen Mitteln, die der Old School Death eben zulässt. Aber es funktioniert.

Hier wird es aber auch ein bisschen schwierig, denn BASTARD GRAVE ziehen songschreiberisch nicht immer alle Register, sondern verfallen im Verlauf der Platte immer wieder ein bisschen in Vorhersehbarkeit. Erste Anzeichen davon offenbaren sich bei „Icon Bearer“, der bei gleichbleibend geschmackvoller Inszenierung fast ein bisschen formelhaft heruntergedroschen wird. „Hunger To Devour“ beginnt nach unheimlichem Klavier-Intro und einleitenden Blastbeats mit diesem unfassbar dicken Groove. Doch anstatt von dort anzusetzen und den Song um fette Midtempo-Variationen aufzuziehen, setzt wieder dieser Punk-Galopp ein, der zu diesem Zeitpunkt einfach ein paar Mal zu oft angewandt worden ist.

Doch die Schweden wagen sich nicht aus den Schatten ihrer Vorbilder hervor

Es wirkt ein bisschen so, als habe man im Hause BASTARD GRAVE Angst, aus den Schatten der Vorbilder rauszuspringen. Klar, man bekommt definitiv das geboten, wonach man sucht und dahingehend machen die Schweden auch nichts falsch, denn wie bereits erwähnt: Produktionstechnisch sitzt hier alles und handwerklich lassen sich die Dame und die Herren auch nichts zu Schulden kommen. Aber ein bisschen mehr Variation wäre auf „Vortex Of Disgust“ doch sehr wünschenswert gewesen. Denn so bleibt das Songmaterial teilweise ein bisschen zu vorhersehbar oder könnte wenigstens noch ein bisschen dynamischer werden. Und das kann man mit ganz einfachen Mitteln erzeugen, bei „Eternal Decomposition“ machen sie es sogar vor, wenn gegen Ende eine Halbtaktpause die finale Hook umso härter einschlagen lässt. So ist „Vortex Of Disgust“ eben „nur“ fein, nicht mehr. Immerhin auch nicht weniger.

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12.03.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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7 Kommentare zu Bastard Grave - Vortex Of Disgust

  1. destrukt. sagt:

    Autopsy-worshipping war eigentlich schon 1995 nicht mehr cool. Warum das jetzt seit Jahren mit derartiger Penetranz betrieben wird, ist mir vollkommen unverständlich. Aus dem Mittelmaß befördert einen das ganz sicher nicht heraus. Wer 2023 Autopsy immer noch für den heißesten Scheiß hält, wird mit der Platte hier sicherlich auch glücklich, für alle anderen gibts eigentlich wenig Argumente auf Bastard Grave zurückzugreifen. Und wenn doch, gibts nach dem ersten Hördurchgang eigentlich kein Argument für einen zweiten. Irgendwelche Höhepunkte oder erinnerungswürdige Passagen sind quasi nicht vorhanden. Allgemein habe ich etwas den Eindruck, dass die Schweden in ihrer Paradedisziplin aktuell von den Südeuropäern etwas abgehängt werden und Bastard Grave tun wenig, um daran was zu ändern.

    5/10
  2. ultra.silvam sagt:

    @ destrukt.: Die letzten 10+ Jahre gab es doch im mittelmäßig bis schlechten uninspirierten Death Metal Bereich hauptsächlich aus Deutschland kommende HM-2 Klon Bands wie Sand am Meer. Braucht auch nicht wirklich jemand. Liegt doch Nahe das OSDM Huldigung auch auf den Amerikanischen Sound ausgedehnt wurde, und man Autopsy, Obituary, Death etc. nacheifert. Bolt Thrower Nachahmungen nehmen auch zu… Aber letztendlich ist das aber doch alles Geschmacksache, und ich für meinen Teil bleib da zu 99% bei den Originalen, da ich bei Huldigungen eh nur was mit alten Morbid Angel/ Deicide/ Necrovore Worship anfangen kann.

  3. destrukt. sagt:

    Mit worshipping an sich hab ich auch kein Problem. Sich Einflüsse anderer zu bedienen ist so alt wie die Musik selbst. Wie man selbst Autopsy-Einflüsse gut verarbeitet, zeigen zig andere Bands (zb Sněť). Das hier schmeckt schon eher nach Ripoff. Was HM2-Klone anbelangt, hast du sicherlich recht, aber die treffen bei mir nen soft spot und da wär ich zugegebenermaßen auch etwas unkritischer. Aber selbst da kommt von den Schweden wenig berauschendes (Encryptment war nach längerer Durststrecke mein erstes kleines Highlight), von daher auch der Satz im Eingangspost.

  4. destrukt. sagt:

    @ultra.silvam:
    gefällt mir sehr gut. Vocals sind bisschen gewöhnungsbedürftig am Anfang, aber heben sich vom Einheitsbrei ab und passen durch ihr thrashig/vllt punkiges Wesen auch ziemlich gut zum D-Beat-Drumming. Songwriting gefällt mir auch ausnehmend gut (nochmal kurz ne leise Passage vorm Solo, damits noch mehr knallt <3) und Riffing ist auch extrem variabel (Riffing in "Holes" erinnert mich an ne HM2 Version von ATG). Top auf jeden fall! Kommt auf die Vormerken-Liste! Danke (:

  5. ultra.silvam sagt:

    Gerne. Ist ein relativ neues Projekt wo unter anderem der Schlagzeuger von Dismember mitmacht 🙂

  6. destrukt. sagt:

    Oh, das überrascht mich dann, dass sich das Projekt an mir vorbeischleichen konnte (und dass ich den Drumcomputer auf der EP nicht wahrgenommen hab). Aber interessante Konstellation, wenns dann zu einem FL kommen sollte, hab ich doch den ollen Fred noch nie blasten gehört 😀