Der Weg zu „Tales From A Thousand Lakes“ ist auch auf BARREN EARTHS zweitem Album „The Devil’s Resolve“ nicht sonderlich weit. Keine Frage, dass sich die Band ohne Probleme als Ersatzdroge für diejenigen promoten lässt, die AMORPHIS auch heute noch an diesem frühen Klassiker messen. Dass die finnische Supergrup dennoch ihre eigenen Qualitäten besitzt und kein pures Betätigungsfeld ewiger Nostalgiker ist, versteht sich auch angesichts der mitwirkenden Musiker von selbst.
„The Devil’s Resolve“ wirkt vor allem als Gesamtwerk sehr schlüssig, die Herren setzen eine Menge Ideen um und trotz der stets nachvollziehbaren Songs machen die zahlreichen Wendungen und die instrumentalen Einfälle gehörig Eindruck. Zwischen den düsteren Growls und dem in etwa zu gleichen Teilen eingesetzten Klargesang von SWALLOW THE SUN-Sänger Mikko Kotamäki dürfen Flötentöne, klassische Instrumente und allerlei lautmalerische Klänge für ein atmosphärisches Kunstwerk sorgen. Die Songs selbst sind entsprechend arrangiert: Akustische Breaks, eine hohe Dynamik und viel kompositorisches Verständnis machen aus „The Devil’s Resolve“ eine akustische Reise in spannende, aber nicht immer ungefährliche Märchenwelten. Die folkloristischen Einflüsse wirken nicht abgenutzt und stellenweise besitzen BARREN EARTH diesbezüglich durchaus das Talent der großen Prog-Bands der 70er Jahre.
Als Anspieltipp eignet sich der hervorragende Opener „Passing Of The Crimson Shadows“, bei dem die Band ihre Stärken zu einem beeindruckenden Epos bündelt. Aber auch wenn wie beim programmatisch betitelten „Oriental Pyre“ die Gitarren plötzlich für einen stimmungstechnischen Bruch sorgen, oder wenn durch die geschickt eingesetzten Spannungsbögen die Musik eine fast literarische Tiefe enthält, lohnt es sich, genau hinzuhören. Fast bezeichnend ist es schon, dass man sich an die überraschend natürliche Produktion wegen des heutzutage so allgegenwärtigen sterilen Standardsounds erst gewöhnen muss. „The Devil’s Resolve“ ist ein kusntvoll gestaltetes Epos, dessen zusätzliche Stärke auch in seiner Kompaktheit liegt: Die obligatorische Dreiviertelstunde ist vollkommen ausreichend, um das kleine Prachtexemplar schätzen zu lernen. Und wenn wir schon vom Gesamtwerk sprechen, dann sollten wir auch das gelungene Artwork von Paul Romano (remember MASTODON?) nicht unerwähnt lassen.
Eine Runde Sache also, auch für diejenigen, die mit dieser Art düsterer Kunst grundsätzlich etwas anfangen können, denen aber zum Beispiel SWALLOW THE SUN etwas zu doomig und langatmig sind.
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