Barren Earth - On Lonely Towers

Review

Letztes Jahr präsentierten die finnischen Death-Doom-Metaller BARREN EARTH mit Jón Aldará den Nachfolger von Mikko Kotamäki am Mikrofon, und man durfte durchaus gespannt sein, wie diese neue Konstellation denn zusammen passt: Finnische Band hier, Sänger von den Färöern dort, zudem ist ein Wechsel des Postens eines Sängers immer mit einem gewissen Risiko verbunden, denn er ist gemeinhin nicht nur die Stimme einer Band, sondern auch deren Aushängeschild. Allerdings werden sich BARREN EARTH diese Entscheidung sorgfältig überlegt haben, und Jón macht auch nicht erst seit gestern unter anderem mit HAMFERÐ Musik.

Wenn man sich nun das neue, bereits dritte Album „On Lonely Towers“ anhört, muss man konstatieren: Die Entscheidung zugunsten von Jón Aldará ist eine brillante gewesen. Denn wo Mikko Kotamäki Grunzgesang und melancholischen Klargesang beherrschte, bringt der neue Mann völlig neue Qualitäten mit – hört euch „A Shapeless Derelict“ an, hört euch „Set Alight“ an, hört euch „Howl“ an: Da ist endlich die Leidenschaft mit dabei, die bislang nie umgesetzt werden konnte. Und es funktioniert hervorragend!

Dass BARREN EARTH für düsteren Death-Doom-Metal stehen, Spaß an progressiven Songstrukturen und psychedelischen Synthesizersounds haben und überdies brillante Songschreiber sind, wissen wir ja bereits. „On Lonely Towers“ steht aber für Weiterentwicklung an den richtigen Stellen: Wenn der neue Sänger bei „Frozen Processions“ seine Stimme in die Höhe schraubt, geht die Gefühlsseite des Zuhörers mit. Die Band versteht es einfach, ergreifende Musik zu erschaffen.

Ihre progressive Seite leben BARREN EARTH hingegen auf der zweiten Seite des Albums mit den beiden jeweils jenseits über elf Minuten langen Stücke „On Lonely Towers“ und „The Vault“ aus: Hier darf vor allem Tastenmann Kasper Mårtenson neue Vintagesounds auffahren, hier darf jeder der sechs Musiker glänzen, und hier gibt sich die Band vielseitig wie vielleicht noch nie – ist der zweite Teil von „The Vault“ nicht einem vergessenen Progrock-Album aus den Siebzigern entsprungen?

Ihr merkt schon: „On Lonely Towers“ ist ein richtig gutes Album mit richtig guten Songs – da geht einzig „Chaos The Songs Within“ ein wenig unter, auch wenn dies gewiss kein schlechter Song ist. Vielmehr weiß man nach einem Durchlauf gar nicht mehr, wo man überall hinskippen soll, um eine neue Lieblingsstelle noch einmal anzuhören. Wenn also „Curse Of The Red“ einst ein fulminantes Debüt war, steht dem „On Lonely Towers“ in Sachen Begeisterung in nichts nach. Tolles Album!

 

24.03.2015

- Dreaming in Red -

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