Mit ihren vorausgegangen EPs, „First“, „Second“ und die diesjährige Split mit ihren Weggefährten UNPERSONS, hatten BARONESS ihre Fühler, wie den Kopf einer Hydra, ausgefahren, konnten auf sich aufmerksam machen und erste, kleinere Erfolge verbuchen. Was dem jüngsten Relapse-Signing nun geglückt ist, ist, nun, unglaublich! Ein feines Gehör konnte vielleicht schon Anzeichen für eine Weiterentwicklung herausfiltern, aber mit einem solchen Quantensprung, wie er auf „The Red Album“ vollzogen worden ist, dürfte keiner gerechnet haben.
Vom Opener, dem leicht verzerrten „Rays Of Pinion“, der Schwindel erregenden Erschütterung, der man in „The Birthing“ ausgesetzt ist, zu dem SABBATH-lastigen, instrumentalen Interludium „Cockroach En Fleur“. Man hat den Eindruck, einer entsetzlichen physischen Anstrengung beizuwohnen, einem ungeheuerlichen Auswringen innerer Gewebe. Als ob die Leidenschaft ein großer nasser Schwamm sei, der von den eisernen Fäusten BARONESS’ ausgedrückt wird. Ein viszeraler Sturm, der sich dem Mantel der geschriebenen Sprache entzieht, bauscht auf, kolossal und episch. Diese wiederkehrende Laut/Leise-Thematik in „Isak“, die ein konstitutives Charakteristikum darstellt, schlägt eine Verbindung zu NEUROSIS und JESU, triumphierend pulsiert einem „Wanderlust“ entgegen, „O’appalachia“ und „Wailing Wintry Wind“ sind opulente Schlachtrüfe, die sich majestätisch aufbauend, alles unter sich begraben und mit sich schleifen. Melodisch intonierter Gesang wechselt sich mit leidenschaftlich herauspressten Schreien ab, gewisse Parallelen zu ISIS’ Aaron Turner machen sich hier bemerkbar. John Baizleys Organ fügt sich sehr variabel in die Musik ein, doch spielt der Gesang nur eine untergeordnete Rolle. Der Musik wird genug Platz eingeräumt, um ihre monumentale Gewalt zu entfalten.
BARONESS die Weihe eines Stils geben zu müssen, allein schon der Versuch, ist ein Unterfangen, das nur uneigennützige Rechtfertigungen mit sich ziehen würde. Ein Stil ist fast immer etwas Aufgezwungenes, ein Alibi, das dazu herhalten muss, die tieferen Motivationen einer Band, welche auch meistens nie offen auf der Hand liegen, zu umgehen. Sie haben sich von einem schon zuvor bemerkenswerten Hybrid, tief im Sludge und Doom versunken, von MASTODON und ISIS beeinflusst, zu einer Band entwickelt, die auch weiterhin Ähnlichkeiten mit diesen Wegbereitern aufweist, sich aber auch gleichzeitig zu sich selbst gefunden hat. Ihnen ist bereits mit ihrem Debüt gelungen, was so vielen anderen Künstlern nicht gelingt und in der Mehrzahl der Fälle auch nie gelingen wird. Ob nun diese rasche Entwicklung, dieser plötzliche Aufstieg, und die damit verbundene, akribische Eingliederung der Einflüsse in den Sound berechnend sind, ändert nichts an der Tatsache, dass das „Red Album“ ein überragendes Werk geworden ist, welches nach Superlativen und Lorbeerkränzen trachtet. Auch wenn mir nostradamische Prophezeiungen zuwider sind: BARONESS’ „The Red Album“ wird einschlagen und sich an den Spitzen vieler Jahrespolls einnisten. Ganz groß!
Was, 10 Punkte für diese vertonte Langeweile?
Wird einschlagen und sich an den Spitzen vieler Jahrespolls einnisten? Welche Platte hast du denn da bitte gehört?
Da ich an sich kein Freund der zumeist weichgespülten Prog-Klänge bin, war ich umso mehr von Baroness erfreut, die es geschafft haben, ausführliche Gitarrenarbeit und Energie zu verbinden, was teils an den oft rockigen Strukturen, viel mehr aber an dem röhrenden Sanges-Organ liegt.
Für Freunde von Stoner-Rock, Black Sabbath und Cathedral durchaus zu empfehlen.