BARETTA LOVE haben mit „Minimal Play“ ganz still und heimlich über Wanda Records einen Punk Rock-Kracher der Extraklasse abgeliefert. Nie wieder klingt eine Band so frisch und motiviert, wie auf der ersten Platte. Alles ist offen, es gibt kaum Erwartungen und so kann die Kunst einfach fließen. Viele Bands heulen jahrzehntelang den eigenen „guten, alten Zeiten“ nach, die Fans kaufen immer wieder die Platten der Alt-Veteranen stets in der Hoffnung, dass sie „wieder so klingen wie früher“. Wie wäre es mal mit dem Versuch eine neue Truppe anzutesten?
Ungeniert nach vorne gespielt, ohne Scheuklappen und direkt aus dem punkigen Herz rausgeträllert – das sind BARETTA LOVE! Was sind das für herrliche, warme und energetische Chöre? BARETTA LOVE rotzen nicht wütend vorm Hörer aus, büßen trotzdem nicht an Kraft ein und glänzen besonders durch die kleinen entzückenden Gitarrenmelodien und die dreist einnehmenden Refrains. Kleine Stop-and-Go in der Rhythmik geben „Minimal Play“ das gewisse Etwas, „Our World“ atmet mit einem kleinen Reggae-Päuschen durch und die zwangslos zugefügten Shouts kommen sicherlich spontan aus dem Bauch. Den Hit der Platte stellt auf jeden Fall „This City“, empfohlen als Wake-up-Call, denn wer hier liegenbleiben kann und bei diesem sympathischen Brummkreisel nicht sofort gute Laune kriegt, der sollte mal die Lauscher inspizieren lassen. Die Hälfte der Punkte sichern sich BARETTA LOVE schon beinahe mit der Tatsache, dass sie nicht nur einen Bass haben – nein, er wird auch gut gespielt und verdammt man kann ihn auch hören! Was muss der Dicksaiter in anderen Bands leiden, klingt wie im Nebenzimmer zufällig aufgenommen und eigentlich nur geduldet. Nicht so bei BARETTA LOVE, hier ist er häufig der Initiator für spontane Tanz- und Wipp-Anfälle. Inhaltlich beschäftigt sich das Trio mit allem was Otto Normalverbraucher fühlt und bewegt, kleine Anekdoten in denen sich praktisch jeder Hörer wiederfinden wird.
Einfach laufen lassen, scheint das Motto von BARETTA LOVE zu sein und das Konzept vom Minimalismus geht auf. Kurzweilig ist noch untertrieben, richtiggehend süchtig macht die Platte und immer wieder und wieder will man sie hören, zum Bass schwoofen und zum Takt der Drums durch die Bude wirbeln. Ich muss mich mehrmals vergewissern, dass ich eben nicht einem puren Punk Rock-Klassiker oder einer gut gelungene Cover-Platte lausche. BARETTA LOVE klingen so zeitlos und authentisch nach wahrem Punk Rock, dass man kaum glauben kann, dass diese Platte nicht schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel hat. THE VIBRATORS, THE CLASH, BUZZCOCKS oder auch STIFF LITTLE FINGERS, alles dein Ding? Na dann ab dafür und zieh dir BARETTA LOVE rein! „Minimal Play“, aber maximal abgeräumt!
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