Baest - Venenum

Review

Alter Däne, mit „Venenum“ werfen BAEST aber einen mächtigen Fehdehandschuh in den Ring. Wer traut sich, den aufzunehmen? Das sollte man sich zumindest richtig gut überlegen, denn dafür braucht man schon eine ganze Menge Mumm. Nach dem guten 2018er Debüt „Danse Macabre“ legen die Jungs nun ein richtiges Pfund nach.

BAEST haben ein prima Händchen für das Tempo, da sitzt jeder Wechsel, alles macht Sinn. Außerdem wird nur da songdienlich gefrickelt, wo es angebracht ist. Ansonsten konzentriert man sich viel mehr auf den Fakt, dass Death Metal einfach fett krachen muss. „Venenum“ ist eine Art unheiliger Bastard vor allem aus MORBID ANGEL und BLOODBATH und drückt wie die berühmte Dampfwalze. Immer schön düster und direkt geradeaus, es dominiert ein ganz stabile Geradlinigkeit.

Death-Metal-Herz, was willst du mehr!

Nehmen wir einfach mal exemplarisch einen Song wie „Gula „. Der zerquetscht dich erst ganz langsam, dann mit Karacho, dann wieder in fieser Zeitlupe. So kann man definitiv den Widerstand brechen. Das Motto „Slayer rules!“ gilt natürlich auch in Dänemark, anders sind die höllisch genialen Harmonien in „Nihil“ auch gar nicht zu erklären. Der Titelsong zielt und trifft dann gleich wieder direkt in die Magengrube. Jeder Schlag sitzt mit schmerzhafter Präzision.

Das Instrumental „Styx“ nimmt mal kurz den Druck vom Kessel, bevor „Heresy“ nicht nur mit seinem „Eaten“-Gedächtnis-Start wieder über einen hinweg brettert. DEATH, DEATH, DEATH!!! Mehr fällt einem zum genialen Einstieg von „As Above So Below“ erstmal nicht ein, so und nicht anders verbeugt man sich vor Chuck. Dann dominieren wieder die bereits mehrfach genannten Verdächtigen, ergänzt um einen kleinen Schuss ENTOMBED. Wieder ein herrliches Stück mit einem einprägsamen Refrain.

Mitreißend, mächtig, genial

Kurze Preisfrage. Wann haben MORBID ANGEL zuletzt einen Track wie „Sodomize“ geschrieben? Eben, genau. Und „Empty Throne“ erinnert letztlich nicht nur herrlich an die mächtigen BLOODBATH, da hat selbst deren letzte gewiss nicht schlechte Scheibe auch Mühe mitzuhalten.

Angesichts der enormen Klasse des eigenen Materials verzeiht man auch locker ein eher unspektakuläres BOLT THROWER-Cover. Die zu interpretieren verursacht bei beinharten Fans immer irgendwie Bauchschmerzen. Denn eigentlich sind Songs wie „No Guts, No Glory“ zu übermächtig und unantastbar. Daher bleiben BAEST auch recht nah dran am Original. Folglich ist dieser abschließende Song auch eher verzichtbar, richtet allerdings auch null Schaden an. Und man freut sich einfach, dieses Stück wieder mal ins Gedächtnis zu bekommen.

Diese Scheibe reißt dich als Liebhaber der genannten Kapellen ganz einfach mit, da kannst du überhaupt nichts dagegen machen. Und die großen Alten würden die meisten Songs mit Kusshand nehmen, so stark sind die. BAEST strotzen nur so vor coolen Ideen.

BAEST liefern mit „Venenum“ schlicht und einfach Weltklasse ab

Die Jungs kratzen nicht nur am Thron der Etablierten, die bringen diesen sogar mächtig ins Wanken. Eventuelle Ansatzpunkte für Kritik? Musst du mit der Lupe suchen, und selbst dann findest du eigentlich nicht wirklich etwas. Außer natürlich man verlangt von einer Band, das bestens geölte Rad Death Metal mal eben neu zu erfinden. Aber das kann ja nicht ernsthaft der Maßstab sein.

Es ist beeindruckend, mit welchem Selbstverständnis BAEST hier mal eben ganz locker einen Großteil der Konkurrenz blass aussehen lassen. Man sollte ja mit Superlativen immer vorsichtig sein und sparsam umgehen. Aber für „Venenum“ das Prädikat Weltklasse nicht zu verwenden, geht irgendwie nicht wirklich.

04.11.2019
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