Mit ihrem vierten Studioalbum „Die About It“ präsentieren BAD WOLVES eine kraftvolle Fusion aus Nu Metal, Alternative Metal und Hard Rock, die geschickt mit den Abgründen dieser Welt spielt. Vor Kurzem haben wir das Album „Dear Monsters“ (2021) und die EP „Sacred Kiss“ (2022) von der 2017 gegründeten Band gehört. Letztere enthielt Songs, die es nicht auf das dritte Studioalbum „Dear Monsters“ geschafft haben. Zudem gab Sänger Daniel Laskiewicz 2021 sein Debüt bei BAD WOLVES. Mit „Die About It“ wollen die fünf Musiker nun ihren Sound neu definieren – da lohnt es sich definitiv genauer hinzuhören!
„Die About It“: Zwischen Alternative Metal, Nu Metal und 90s Daily Soap Romantik
Fakt ist, dass wir auf „Die About It“ eine faszinierende Bandbreite an musikalischer Vielfalt präsentiert bekommen. So hören wir vielfältige Kombination mit seichten und poppigen Klängen, bis hin zur Integration von jazzigen Passagen, aber glücklicherweise dominieren die harten Metal Riffs. Die Platte beginnt mit einem ruhigen „Intro“, welches mit seinem disharmonischen Ausklang auf den harten Sound von „Bad Friends“ vorbereitet.
Und „Bad Friends“ stimmt uns mit schrammigen Gitarrenriffs auf das Album ein und findet eine gute Synthese mit klaren Vocals und verschiedenartigen Shouts. Die musikalische Umsetzung beschreibt ganz eindeutig die Höhen und Tiefen von „Bad Friends“ – vom Moment in dem uns ganz klar wird, dass es keine gute Freundschaft ist, über das innere Zerwürfnis wer nun eigentlich schlecht ist, bis hin zu dem Moment, in dem es ganz leise in uns wird und wir verstehen, dass es keine gemeinsame Basis mehr gibt, aber auch Wut und Verzweiflung verflogen sind. Gleichzeitig beschreibt der Track „Bad Friends“ ein bisschen das gesamte Album, auf der einen Seite Wut und auf der anderen Seite eine Art Gelassenheit. Die Themen schlechter Charaktere, belastender Beziehungen und Verlust werden in jedem Track angesprochen. Sowohl in der Musik als auch in den verschiedenen Gesangsarten spiegelt sich klar der Frust über diese Themen wieder, sowie die Notwendigkeit einen klaren Schlussstrich zu ziehen.
Die BAD WOLVES vereinen Wut und Gelassenheit
Mit „Die About It“, dem Titeltrack der Platte, wird „Bad Friends“ thematisch fortgesetzt. Der Song startet verhältnismäßig ruhig und fordert uns mit dem Schlagwort „Set yourself free“ dazu auf, uns selbst zu befreien. Das gelingt auch ganz gut, denn er gibt uns in guter Nu Metal Manier eine satte Mischung aus Rap-Parts, clean Vocals und Shoutings, welche in dieser Kombination einen sehr guten Drive erzeugen. Auch in den nachfolgenden Tracks „Savior“, „Hungry For Life“ und „Legends Never Die“ werden wir gut abgeholt, klanglich und thematisch wird die Mixtur zu dem deutlich positiver.
Der siebte Song „NDA“ beschert einen herben musikalischen Bruch. Zu Beginn klingt der Song poppig und modern, und wechselt im Refrain jedoch zu rockigeren Tönen. In der Mitte des Songs setzt unerwartet ein Saxophon ein und später auch ein Klavier. Dieser musikalische Bruch irritiert anfangs ein bisschen, man fühlt sich kurz zurück versetzt in die 90er Jahre und vor dem inneren Auge ziehen szenenartige Bilder aus Seifenopern vorüber. Doch der jazzige Bruch wird aufgelöst, in dem er Schritt für Schritt in das musikalische Grundthema des Songs integriert wird.
Vielleicht sind es gerade diese Gegensätze, die das Album so hörenswert machen, denn nach dem jazzigen Ausklang von „NDA“ präsentiert „Move On“ eine anhaltende Wut und bewegt sich stärker in Richtung Metalcore. Auch die nachfolgenden Songs bleiben lebhaft und variieren in den verschiedenen Stilkombinationen.
Mit „It’s You (2 Months)“ kehrt eine ruhigere Atmosphäre ein – wir fühlen uns erneut in die Zeit der 90er Jahre zurückversetzt, diesmal eher in die Zeit von dahinschmachtenden Boy Bands. Das passt erstmal ganz gut zusammen, denn es soll sich um ein Liebeslied handeln. Poppig und seicht kommt der Song also daher, nur im Refrain wird es kräftiger, und wenn sich die Stimmen von KILLBOY und Daniel Laskiewicz mit den Riffs verbinden, dann weckt das schon Sehnsucht in uns, aber eben auf eine sehr poppige Art und Weise. Den Abschluss des Albums bilden „Turn It Down“ und „Set You On Fire“. „Turn It Down“ präsentiert sich im Stil des Nu Metal, während „Set You On Fire“ etwas Zeit braucht, um uns in Flammen zu setzen. Dies gelingt in den Bridges und im Refrain recht gut, nicht zuletzt durch ein leichtes Trommelfeuer, das man öfter hätte hören wollen.
„Die About It“ – wie Regen, Sturm und Sonne an einem Herbsttag
„Die About It“ ist ein Album, dessen Tracks kaum unterschiedlicher sein könnten, dennoch entsteht durch die saubere Abmischung ein Gefühl von Kohärenz. Einerseits sind die Tracks fesselnd, und die Brüche in der musikalischen Ausgestaltung und Auslegung der verschiedenen Spielarten des Metals binden die Aufmerksamkeit während des aktiven Musikhörens. Andererseits wirken eben genau diese Brüche mitunter irritierend. Trotz der schweren Themen über die verschiedenen Arten von Verlusten, aber auch über nervende Menschen wie jene die sich immer ein bisschen zu wichtig nehmen, wirkt das Album teilweise beschwingt, und kann gut, ohne es despektierlich wirken zu lassen, im Hintergrund laufen.
Im Fazit haben sich BAD WOLVES auf jeden Fall auf musikalisches Neuland getraut, in dem hier und da neue Stilelemente ausprobiert und neuartige Kombinationen gewagt wurden. Wirklich große Sprünge gibt es in der musikalischen Weiterentwicklung nicht zu hören – was aber doch grundsätzlich nicht so schlimm ist. Wir bekommen mit „Die About It“ von BAD WOLVES ein Album zu hören, welches die Erwartungen an die Band vollends erfüllt. Die Analogie des Albums mit einem Herbsttag liegt nahe – wir müssen flexibel bleiben, mal die Jacke ausziehen und dann wieder anziehen, und ab und zu brauchen wir einen Schirm oder einen Unterschlupf, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Und am Ende bleibt es was es ist – Herbst, oder eben BAD WOLVES, in all ihren Facetten.
Review von Diana Heinbucher
Starkes, modernes Metalcore/Alternative Album! Bis auf NDA (das für mich persönlich etwas zu fest aus dem Rahmen fällt), finde ich alle Songs gut bis sehr gut.
Highlights: Bad Friend, Move On, Legends never die