Bad Temper Joe - Solitary Mind

Review

Wer die Entwicklung der harten Gitarrenmusik bis zu ihren Anfängen zurück verfolgt, landet irgendwann unweigerlich beim Blues. BAD TEMPER JOE aus Bielefeld frönt dieser Musik auf „Solitary Mind“ in seiner ursprünglichsten Form, nur mit seiner Stimme, Akustik- und Lap-Steel-Gitarre. Wer sich jetzt fragt, was das auf metal.de verloren hat, möge den ersten Satz noch einmal lesen.

Und wer glaubt, dass ein solch minimalistisches Album unter mangelnder Abwechslung leiden würde, der wird von dem Bielefelder eines besseren belehrt. Eine Nummer wie „Honey For My Biscuit“ geht ordentlich nach vorne. Da kann schon mal das Tanzbein geschwungen werden. Auf der anderen Seite stehen gefühlvolle Balladen wie „Love Song At 4 A.M.“ oder der klassische 12-Takt-Blues „In The Shade“. Neben dem Songwriting beherrscht der Mann auch sein Instrument. Die größte Stärke von BAD TEMPER JOE ist aber sein Gesang. Kraftvoll und voluminös tönt er aus den Boxen. Dass hier ein Mittzwanziger hinter dem Mikro steht, ist kaum zu glauben. An der rauchigen Stimme hätte Lemmy seine wahre Freude gehabt.

BAD TEMPER JOE kennt jede Gefühlslage

Ganz dem Blues entsprechend geht es auf „Solitary Mind“ oft melancholisch zu Gange. Trotzdem lässt sich BAD TEMPER JOE ein wenig Humor nicht nehmen. Wenn er in „Queen Of Dwarfs“ die geringe Körpergröße seiner Herzensdame oder eine „Made-Up Woman“ besingt, lässt sich ein Grinsen kaum vermeiden. Zudem ist BAD TEMPER JOE anscheinend ein echtes Arbeitstier. Denn „Solitary Mind“ ist bereits sein viertes Studioalbum seit seinem 2014 erschienen Debüt. Dass dem Mann in dieser Schlagzahl solch griffige Songs gelingen, verdient Anerkennung.

Revolutionär oder neu ist das auf „Solitary Mind“ gebotene natürlich nicht. Aber in der weiten Musiklandschaft gibt es wohl keinen so jungen Mann, der dem ursprünglichen Blues huldigt wie BAD TEMPER JOE. Wer sich mit den Wurzeln des Rocks beschäftigen möchte, ohne gleich zu ROBERT JOHNSON oder HOWLIN‘ WOLF zurück gehen zu müssen, sollte „Solitary Mind“ auf dem Radar haben.

01.03.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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