BAD TEMPER JOE ist zweifellos ein rastloser Künstler. Seit 2014 vergeht kaum ein Jahr ohne neue Veröffentlichung des Blues-Musikers. Trotz dieses immensen Outputs hält er sein Qualitätslevel stets hoch, was er mit „One Can Wreck It All“ ein weiteres Mal beweist.
BAD TEMPER JOE ändert sein Erfolgsrezept nur minimal
Im Mittelpunkt steht wie gewohnt seine raue, einnehmende Stimme. Die Instrumentierung bleibt über weite Strecken minimalistisch. BAD TEMPER JOE betreibt keinerlei Effekthascherei, sondern konzentriert sich bei den Arrangements auf das Wesentliche. Ein Song wie der Titeltrack ist Blues in absoluter Reinform – und fasziniert gerade deswegen.
Bei einer oberflächlichen Betrachtung von „One Can Wreck It All“ könnte man zum Schluss kommen, dass es sich hier eben einfach um eine weitere BAD TEMPER JOE-Platte handelt. Eine, die mit zahlreichen tollen Songs wie dem schmissigen „The Night Johnny Cash Quit Doing Pills“ oder dem atmosphörisch dichten „Hole In My Pocket“ gespickt ist, aber eben mehr vom Gleichen bietet. Doch damit würde man dem Album Unrecht tun.
„One Can Wreck It All“ ist mehr als eine Ansammlung von Songs
Denn bei genauerer Betrachtung des Booklets offenbart sich eine viel tiefer gehende persönlich Ebene, die „One Can Wreck It All“ durchgehend prägt. Auf der zweiten Seite findet sich eine Widmung an Peter Wahl, der zahlreiche exklusive Gitarren für BAD TEMPER JOE anfertigte und eine dementsprechend wichtige Rolle für den Musiker spielt. Alle Gitarren, die auf dem Album zu hören sind, stammen aus Wahls Hand.
Während man den melancholischen Klängen von „Crazy World“ (ne, hat nichts mit den SCORPIONS zu tun) lauscht und durch das Booklet blättert, macht sich ein ums andere Mal Gänsehaut breit. Jede Doppelseite stellt eine der zum Einsatz kommenden Gitarren bildlich in den Mittelpunkt. Während andere Musiker Widmungen häufig bei einem Satz im Booklet belassen, baut BAD TEMPER JOE die gesamte Gestaltung seines Albums darauf auf.
Der Humor bleibt erhalten
Trotz des traurigen Hintergrunds eines menschlichen Verlusts, hat der Gitarrist und Sänger seinen trockenen Humor aber nicht verloren. Davon zeugt „If Her Hair Ain’t Longer Than Mine“ mit der klaren Ansage „Well, I don’t want no woman if her hair ain’t longer than mine. “ Auch „Road Works Rock“ ist eine gut gelaunte Nummer, die mit ordentlich Power nach vorne geht.
Alles in allem liefert BAD TEMPER JOE mit „One Can Wreck It All“ ein rundum gelungenes Album ab. Hier gibt es nicht nur starke Songs, sondern ein wohldurchdachtes Gesamtkunstwerk, das auf jeder Ebene zu einer Entdeckungstour einlädt.
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