Backyard Tire Fire - Vagabonds And Hooligans

Review

„Vagabonds And Hooligans“ nennt sich die dritte Veröffentlichung von BACKYARD TIRE FIRE, eines US-Trios, das es in den Staaten schon zu einiger Reputation gebracht hat. Nun, um es vorweg zu nehmen: das ist endlich mal eine Oase der Ruhe und Stille inmitten all der dröhnenden Veröffentlichungen der letzten Zeit. Denn hier wird nicht mit Fanfaren um sich geworfen, produktiontechnisch aufgebläht oder irgendwelche 0815-Standards nachgespielt. Vielmehr steht die Musik der Band stark im Zeichen solcher Acts wie NEIL YOUNG, CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL oder MARCY PLAYGROUND. Blues, Alternative-Country, Southern Rock, Folk und Indie reichen sich aufs angenehmste die sonnenbeschiene Klinke in die Hand.

Der Opener „Vagabonds And Hooligans“ eröffnet nach Art des unvergessenen JEFF BUCKLEY (R.I.P.). Die Intonation, traurige Vocals zu stiller Violine und Akustikklängen, das alles stimmt nachdenklich. Hier ist jemand wirklich melancholisch, erlebt im Déjà-vu schmerzliche Augenblicke des eigenen Lebens. Nichts hier mit inszenierter Gothic-Trauerweidenromantik. Das hier ist authentische Musik. An MARCY PLAYGROUND erinnert mich „Undecided“, goßartiger Song, der. Muß man gehört haben, simpel, lässig, cool, den Sechsschüssigen im Halfter, die Kippe im Mundwinkel, provozierend, geil! „Green Eyed Soul“ bietet lupenreinen Southern Rock, ein wenig „Mr. Jones“ der COUNTING CROWS ist auch dabei. Und sphärische Töne sind der Band auch nicht abhold: „Corinne“ ist der Beweis. „A Long Time“ bietet ruhige Piano-Parts, eine vorsichtige Annäherung an die große Zeit des friedlichen End-Sechziger- und Anfang-Siebziger-Rocks findet statt.

ROY ORBISON und der legendäre „Second Album“-Song der STONE TEMPLE PILOTS werden in „Tom Petty“ gerne zitiert, natürlich auch der Namensgeber des Songs selbst. LYNARD SKYNARD taucht als Inspiration in „The Wrong Hand“ auf; einen guten Blues haben BACKYARD TIRE FIRE da geschaffen. „Get Wise“ ist ein Track, wie ihn TRAGICALLY HIP gerne mal komponiert hätten. Country-Vibes der angenehmen Art, weil unaufdringlich und unkitschig durchziehen den Song, den auch CASH (R.I.P.) sicher gerne auf seinem nächsten Album gecovert haben würde. Unspektakulär, milde, leise, sanft klingt der Song aus. „Downtime“ zeigt die Vorliebe der Band für alternative Musik; Blues wird natürlich dazugemischt, warum auch nicht? Der Gesang tönt lässig, staubig, nölig, die Gasoline nimmt Gestalt an, ebenso der Van mit Tarantino, Clooney, Keitel und Lolita Juliette Lewis auf dem Weg in die Titty Twister-Bar… Einer der besten Tracks des Albums, auch gerade wegen der allgegenwärtigen „Sweet-Home-Alabama“-Vibes.

Das ist Musik zum Innehalten, ausatmen, schreddernde Gitarren, Tod und Verderben bleiben außen vor. Nicht jedoch Verlust, Trennung, Abschied, Melancholie. BACKYARD TIRE FIRE haben eine erdige, gut durchkomponierte, typisch amerikanische Blues-Country-Rockscheibe aufgenommen, die zu hören sich lohnt. „Vagabonds and Hooligans“ ist intelligent eingespielt von talentierten Musikern; die Unsicherheit und Melancholie des sich immer auf Reisen befindenden Tramps hat die Band musikalisch adäquat umgesetzt. Für mich die Überraschung im März. Sie haben es wirklich verdient, bekannter zu werden.

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27.03.2007

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