BABY WOODROSE sind so etwas wie Eisheilige in der Disziplin Retro-Psychedelic-Rock. Dabei ist der Begriff „Retro“ falsch gewählt, denn kaum einem würde auffallen, dass ihre Alben erst Jahre später, Dekaden nach der ersten Psychedelic-Initiationsphase, entstanden sind. Sie machen Gebrauch von alten Bandmaschinen und verstaubten Vintage-Gerätschaften, um eine möglichst ursprüngliche Atmosphäre einzufangen und setzen auf ein eher außergewöhnliches Instrumentarium, darunter Cellos, Lap-Steel-Gitarren und Tablas, mit dem Resultat, dass „Chasing Rainbows“ weit über das Songverständnis ihrer Anfangstage hinausreicht. Das dänische Trio um Chefdenker Lorenzo Woodrose hat sich entwickelt und sich vom herkömmlichen Garage- und Indie-Rock verabschiedet.
Mühelos haben sie das Wesen wegweisender Werke absorbiert, EMERSON, LAKE & PALMER und THE YARDBIRDS folgend, von „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ über „The Piper At The Gates Of Dawn“, und in ihren magischen Soundteppich eingewebt. An verschiedenen Einflüssen wird jedenfalls nicht gegeizt. Vergleichen lässt sich die Melange aus leichtfüßigen Rhythmen und verdrogten Melodieläufen am ehesten mit den Alben ihrer Labelkollegen von THE FLAMING LIPS oder auch den der Neo-Psychedelic-Avantgarde von THE FUZZTONES. Ihre gesammelte Erfahrung – eindeutig von ihrem Projekt DRAGONTEARS angeregt – zeigt auf, dass man sich von der Überzeugung, dass alles eine bestimmte Struktur oder einen Regelkanon haben müsse, weitestgehend befreit hat. Wurden Klangexperimenten vorher nur spärlich als überraschendes Element eingesetzt, wird ihnen hier ein größerer Stellenwert beigemessen.
Den Rohstoff für ihre Musik liefert ein fesselndes Seelenleben, die Kapazität und Wege ihrer Imagination sind unergründlich und enorm, und derart verspielt, wie aus einer frühkindlichen Perspektive. „Chasing Rainbows“ entführt in einen kosmischen Raum, spukt in einem fernen Sounduniversum und generiert ein Eigenleben. Es entstehen Bilder von unbekannten Orten und Welten, prächtig, warm und farbenfroh. „Someone To Love“ und „I’m Gonna Make You Mine“ klirren und ohrwurmen gleich zu Beginn völlig losgelöst, das Titelstück verliert sich in angemessen anspruchsvollen Passagen und feinen Details, fördert dagegen keine „Seht her!“-Schaustellerei, mit dem im Prog-Gewerbe nur allzu häufig hausieren gegangen wird. Hinzutritt eine Stimme wie Buttermilch, Zahnarztbohrergitarre, Orgel und Sitar sind ein fester Bestandteil eines jeden Songs. Mit „Dark Twin“ und „Renegade Soul“ befinden sich auch eher kantigere und struppigere Songs auf dem Album, die zwischen all den Pop-Perlen regelrecht herausstechen. „Madness Of Your Own Making“ beschließt ein abwechslungsreiches Hörvergnügen, dass einem viele Tage und Nächte Freude bereiten und jedes Mal auf ein Neues verzaubern wird. Sehr empfehlenswert!
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