Baby Lou - Stagediving Into Total Darkness

Review

Ich hasse solche Bands wie BABY LOU, erstmal der Name (süüüüß!) und dann dieser Moment wenn auf „Stagediving Into Total Darkness“  der Gesang zum ersten Mal ertönt und du weißt: „Verdammt, die sind komplett mit Herzblut dabei, hoffentlich haben die auch was drauf.“ Alleine mit Herzblut wurde nämlich noch kein Hörer unterhalten und mitgerissen, von daher gilt es das Album ganz genau unter die Lupe zu nehmen und zu bangen, was das Teil kann.

Die Band aus dem Süden Deutschlands rast einmal quer durch die Prärie und streift in „K-Tower“ so ziemlich alles von Metal, über Post und Punk Rock bis hin zu Electro und Screamo. Anfangs bin ich nicht sicher, ob das nun spaßig oder kreativ gemeint ist. Ich würde sagen beides und vor allem kommen BABY LOU dabei authentisch rüber und verweigern sich gekonnt vorhersehbaren Richtungen. Manchmal klingt das hervorragend wie im ruppig-rockigen Titelsong „“Stagediving Into Total Darkness“, manchmal sind die musikalischen Wege schlichtweg nicht nachvollziehbar. Die gefühlt tausendfache Wiederholung des Liedtitels „Must Be The Reason Why I’m King Of Blieskastel“ macht den Coversong nicht besser und strapaziert dann schon sehr die Nerven. Der Daumen tendiert in solchen Momenten leider eher richtig Kellergeschoß, zum Glück relativ selten. „Comets“ ist dann aber ein toller, verspielter, gemächlicher Song, bei dem alles kann und nichts muss.

Irgendwo Richtung VAMPIRE WEEKEND und KATE BUSH’s Song „Army Dreamers“ (der als Taktgeber das Laden einer Waffe hat) überraschen BABY LOU mit meditativen Klängen der besseren Sorte. Absolute Kursänderung dann im folgenden „Biceps, Triceps“, in dem die Saarländer leicht übersteuert mit dicken Riffs bewaffnet über den Hörer trampeln. In „Never Tune Down The Electric Sword“ erwartet uns über sieben Minuten eine herrlich lange intuitive Gitarrenschlacht, die mich sogar an Eric St-Laurent erinnert und das darf nun wirklich als Kompliment verstanden werden. BABY LOU sind spannend, man weiß nämlich nie ob sie den Karren jetzt komplett in den Dreck fahren oder doch noch die geistvolle Reißleine ziehen. Ich persönlich tendiere im Ergebnis zu Letzterem, auch wenn ich einige nervende Attacken über mich ergehen lassen musste, das Werk schon sehr bunt (nicht überladen) ist und mir streckenweise deutlich zu theatralisch gepienzt wird.

Die Stimme des Sängers Marco Korz erinnert an VIOLENT FEMMES, zittert in den soften Momenten häufig sogar ein wenig, trifft nicht immer ganz sicher den Ton (wobei ich ja nicht weiß, welchen er treffen wollte…) und klingt extrem aufgekratzt in heftigeren Momenten, so als ob er es kaum erwarten könnte den Text in die Welt raus und sich von der Seele zu schreien. BABY LOU haben den Namen absolut richtig ausgewählt, denn durch ihre ungezwungene und etwas holprige Art fliegen ihnen und ihren sperrigen Kompositionen sicherlich einige Herzchen zu und so richtig weiß man nicht, was sich dahinter verbirgt. Ich weiß eigentlich auch gar nicht was BABY LOU von mir wollen, aber je weniger ich es verstehe, umso besser finde ich die kurvenreiche Fahrt mit „Stagediving Into Total Darkness“  und an den Instrumenten sind die Musiker zwar ungewöhnlich, aber sehr talentiert. Kreative Kauzband mit Potenzial, die ein frisches und exotisches Album abgeliefert hat und sicherlich reißt das Quartett live die Hütte ab!

18.11.2013
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