Dass AZUSA mit ihrer THE DILLINGER ESCAPE PLAN- und EXTOL-DNA extrem und progressiv klingen würden, war zu erwarten. Dennoch überraschte „Heavy Yoke“ zumindest Unsereins mit der Durchschlagskraft der gebotenen Musik. Diese ist dominiert durch zuckelige, thrashige Riffs mit Hang zur Dissonanz sowie von der Darbietung der griechischen Sängerin Eleni Zafiriadou zwischen inbrünstigem Geschrei und beinahe verträumten Gesangsmelodien, die gerne mal in geradezu malerische Passagen eingebettet sind. Nun kommt knapp anderthalb Jahre später der Nachfolger „Loop Of Yesterdays“ und knüpft an den Vorgänger an, um dessen Grundgerüst noch weiter auszubauen.
AZUSA sind mehr als die Summe ihrer Teile
Einerseits geschieht das durch die konzeptuelle Anknüpfung. „Heavy Yoke“ war der Einschlag eines tragischen Ereignisses, während „Loop Of Yesterdays“ den Bewältigungsprozess darstellt, beides jeweils durch impulsive, atonale Riffs dargestellt, die sinnbildlich für die innere Zerrüttung stehen. Damit wären wir dann auch bei der stilistischen Verknüpfung: Die Band lenkt ihr musikalisches Spektrum dank stämmigerer Riffs etwas deutlicher in Richtung Hardcore, während die ruhigeren Passagen mit etwas mehr Grazie daherkommen, sei es in poppiger oder jazziger Hinsicht. Die Gitarren sind etwas dichter gepackt worden und klingen so noch bissiger, haben sich dabei gleichzeitig ihre irrsinnige rhythmische Präzision und ihren Hang zu Dissonanzen beibehalten.
Hier scheint vor allem die THE DILLINGER ESCAPE PLAN-Komponente deutlich durch, die dennoch durch das geradeaus gespielte Schlagzeug im Zaum gehalten wird. Will sagen: „Loop Of Yesterdays“ schlägt Mathcore-mäßig kaum über die Stränge, fuchtelt weniger, aber zeigt dennoch die Zähne. Das Album repräsentiert mehr den gerichteten Zorn als die ungerichtete Wut. Aber das hat auch „Heavy Yoke“ getan. Wichtiger: AZUSA haben das wilde Gefuchtel nicht nötig, sondern managen ihre Aggression dahingehend effizient, dass die gebündelte Energie der Riffs dem Hörer gezielt und mit voller Wucht verabreicht wird. Das hat den Nebeneffekt, dass sich die raumgreifenderen, melodischeren Passagen umso effektiver ausbreiten können.
Mit Inbrunst und Aggression auf Konfrontationskurs
Und gekrönt wird das wieder einmal durch das Sprachrohr der Band in Form von Eleni Zafiriadou. Sie wechselt spielend zwischen angenehm melodischem Klargesang und krankhaftem Geschrei, das sie so klingen lässt, als sei sie vom Teufel besessen. Musikalisch sind diese beiden Modi oft entsprechend in aggressivere Parts für die abrasiven Vocals bzw. ruhigere Passagen für die klaren Gesangslinien eingebettet, wobei es auch Überschneidungen gibt. Sprich: Klar abgegrenzt ist beides nie so richtig voneinander, was die Songs umso spannender und dynamischer macht. Dennoch zahlt sich die grobe Strukturierung aus, die etwas Ordnung in den Sound hineinbringt und ihm so das notwendige Maß an Zugänglichkeit verleiht.
„One Too Many Times“ und „Seven Demons Mary“ sind jeweilig ziemlich gute Beispiele davon, wie beides geschickt mit- und ineinander verwoben werden kann. Der Opener „Memories Of An Old Emotion“ zeigt das auch, drückt insgesamt jedoch etwas thrashiger auf die Tube. Eingängiger wird es auf dem Hardcore-mäßig kräftig pumpenden „Monument“, das sogar leichtes Hit-Potential hat dank einer fast souligen Hook und einer vergleichsweise geringen Dichte an Dissonanzen. „Golden Words“ fährt deren Intensität ebenfalls ein Stück zurück im Interesse des Klargesangs, zieht jedoch in Sachen Heavyness umso mehr an. „Kill – Destroy“ geht dagegen wieder auf brachial groovende Hardcore-Tuchfühlung.
„Loop Of Yesterdays“ ist eine erfrischend runde Angelegenheit
Mit „Loop Of Yesterdays“ haben AZUSA ihrem Debüt einen würdigen Nachfolger hintenan gestellt, der dessen Vorlage ausbaut. Die Band bedient den von ihnen eingeschlagenen Stil ziemlich einschlägig, vor allem hinsichtlich der Kürze und Knackigkeit der Songs. Mit den wuchtigeren Riffs kippt die multinationale Formation die Wage zwischen Hardcore und Thrash etwas mehr in Richtung des Erstgenannten und erhöht so noch einmal den Grad an purer Aggression. Die Band ist also nicht stehen geblieben, sondern hat dadurch sogar noch den Grad an Aggression erhöht. Die ruhigen Passagen sowie die eingängigeren Nummern balancieren das ein bisschen aus und machen „Loop Of Yesterdays“ so zu einer erfrischend runden Angelegenheit.
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