Azure Emote - The Gravity Of Impermanence

Review

Zum Einstieg ein bisschen Namedropping: Sänger und Bandgründer der Amis AZURE EMOTE ist Mike Hrubovcak, bekannt von ABRAXAS, MONSTROSITY, VILE und einer Menge anderer Bands oder auch als Artwork-Verantwortlicher für solch‘ illustre Namen wie SINISTER, GRAVE oder HATE ETERNAL. Die Gitarren und den Bass bedient Ryan Moll, bekannt von RUMPELSTILTSKIN GRINDER, EVIL DIVINE oder TOTAL FUCKING DESTRUCTION; als Drummer verdingt sich Mike Heller von u.a. FEAR FACTORY, MALIGNANCY und WORLD UNDER BLOOD. Des Weiteren nennt die Bandinfo eine ganze Menge bekannter Gäste: TRISTANIA-/SIRENIA-Violinist Pete Johansen, Kelly Conlon (DEATH, MONSTROSITY) als Gastbassist, Melissa Ferlaak Koch (VISIONS OF ATLANTIS) und Sandra Laureano (SUTONIA) als Gastsängerinnen, YAKUZA-Saxophonist Bruce Lamont und Jason Ian-Vaughn Eckert (AURORA BOREALIS) als Gast für’s elektronische Programming … ja, genau, der erste Eindruck deutet schon an, dass es sich bei AZURE EMOTE um eine recht vielschichtige Angelegenheit handeln dürfte.

In der Tat ist „The Gravity Of Impermanence“, das zweite Full-Length-Album der Truppe aus Philadelphia, sehr vielschichtig und komplex geraten: Das musikalische Grundgerüst ist Death Metal, das hier jedoch, wer hätte es gedacht, durch einige genrefremde Aspekte angereichert und verfeinert wird. Wer aufmerksam die Namensliste von oben gelesen hat, weiß bereits, was man hier alles findet: Unter anderem Saxophon, Violine, weiblichen, opernhaften Gesang und elektronisch-industrielle Anleihen, aber auch die klassische Metal-Instrumentierung kann durchaus mit Überraschungen aufwarten.

Man muss es AZURE EMOTE fast schon danken, dass sie zu keiner Zeit alle unterschiedlichen Elemente auf einmal verwenden, manchmal (zum Beispiel im Opener „Epoch Of De-Evolution“) sind das Saxophon und die elektronischen Elemente dominante Parts des Arrangements, mal dann eher die Violine und der weibliche Gesang („Marching Forth“) – damit hat die Band den großen Pluspunkt auf der Haben-Seite, dass kaum ein Song wie der andere klingt, sich aber durch das zugrundeliegende Death-Metal-Gerüst und die progressiv-experimentelle Ausrichtung dennoch ein roter Faden durch das Album zieht. Allerdings gelingt es AZURE EMOTE nicht immer, bei aller Verkopftheit auch die Emotionen anzusprechen – das soll nicht generell für das Album gelten, aber manche Songs (zum Beispiel „Dissent“) wirken dann doch etwas überladen, sodass ich trotz Granatensongs wie dem bereits genannten Opener, dem Electro-lastigen „Veils Of Looming Despair“, dem abgedrehten „Obsessive Time Directive“ oder dem grandiosen Rausschmeißer „Puppet Deities“ letztlich keine bedingungslose Empfehlung aussprechen möchte.

„The Gravity Of Impermanence“ eignet sich nicht als Hintergrundbeschallung – dieses Album erfordert Aufmerksamkeit von Seiten der Hörer. Wer seinen Death Metal am liebsten kurz, bündig und auf den Punkt gespielt mag, der sollte also lieber die Finger davon lassen; wer jedoch mal ein etwas anderes Death-Metal-Album mit progressiv-experimenteller Schlagseite hören will, der darf ruhig zugreifen – auch, wenn nicht jeder Song ein Knaller ist.

04.05.2013
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